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1266 - Schleichende Angst

1266 - Schleichende Angst

Titel: 1266 - Schleichende Angst
Autoren: Jason Dark
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beschäftigte sich mit dem Croissant. Er schnitt es ein, holte die Konfitüre aus dem Glas und bestrich damit das halbrunde Hörnchen.
    Als er aß, begann er zu lächeln. Die Croissants waren wirklich ein Genuss. Sehr frisch, knusprig und überhaupt nicht fettig. Die Konfitüre hielt ihre Klasse auch bei, denn sie schmeckte sehr fruchtig, und er konnte die Erdbeeren zerbeißen.
    Für wenige Minuten hatte er seinen Druck und die Sorgen vergessen. Aber auch die beiden Frauen.
    Sie fielen ihm erst wieder auf, als das Flüstern zwischen ihnen verstummt war.
    Da saß auch er still.
    Sofort bekam er eine Gänsehaut. Sie strich wie mit weichen Fingern gezeichnet über seinen Rücken hinweg. Die Haut zog sich zusammen, als wäre sie mit kaltem Wasser in Kontakt gekommen. Stan konnte sich seine Reaktion selbst nicht erklären. Er war eben übernervös und drehte sich auf dem Stuhl herum.
    Die Frauen sprachen nicht, weil sie bezahlen wollten. Sie hatten Sally schon Bescheid gesagt, die das Wechselgeld jetzt langsam in ihre linke Handfläche legte.
    Das alles war ein völlig normaler Vorgang, nicht aber für den einsamen männlichen Gast, der die drei Frauen nicht aus den Augen ließ. Sie kümmerten sich nicht um ihn, sondern schauten sich nur an, und ihre Blicke machten ihn misstrauisch. Wenn er sie beschreiben sollte, dann hätte er den Begriff verschwörerisch verwandt. Man kann auch Zustimmung mit den Augen signalisieren, und das taten die drei Frauen untereinander.
    Stanley wunderte sich darüber. Das sah wirklich aus wie eine Verschwörung. Dann beugte sich Sally Corner nach vorn und küsste die beiden jeweils auf die Wange. Damit war die Verabschiedung perfekt, denn sie standen auf, und Sally Corner zog sich zurück.
    Stan drehte sich hastig wieder um und beschäftigte sich mit den Resten seines Frühstücks. Er wollte alles essen, weil es wirklich so gut mundete.
    Sally brachte ihre Gäste noch bis zur Tür und winkte ihnen sogar nach, was Stan wiederum verwunderte. Dann drehte sie sich um, ging aber nicht zur Theke, sondern kam zu ihm.
    »Nun? Hat es geschmeckt?«
    »Ja, es war toll.«
    »Danke, das freut mich. Darf ich?«, fragte sie dann und ließ sich auf dem freien Stuhl nieder.
    »Klar.«
    »Noch einen Kaffee?«
    »Im Moment nicht. Ich bin satt. Außerdem kann ich am Morgen nicht so viel essen.«
    »Das ergeht vielen so. Hinzu kommt bei Ihnen etwas, das sicherlich an Ihren Nerven gezerrt hat.«
    Für einen Moment schaute er in die grünen Augen der Frau. »Wie meinen Sie das denn?«
    »Nun ja«, sie hob die Schultern. »Es spricht sich ja herum, was Sie erlebt haben.«
    »Die Sache mit der Leiche. Ja, das war schlimm. Da ist eine Frau verbrannt worden.«
    »Hat die Polizei schon etwas mehr herausgefunden?«
    Stanley schaute in seine fast leere Tasse und schüttelte dabei den Kopf. »Nein, das hat sie nicht. Ich bin enttäuscht, aber ich kann es ihr auch nicht verübeln. Es gab keine Leiche, aber es gab genügend Spuren, die beweisen, dass es eine gegeben haben muss.«
    »Die Sie gesehen haben.«
    »Klar.«
    Sally Corner runzelte die Stirn, um so ihre Besorgnis anzudeuten. »Dann sind Sie ein Zeuge.«
    »Genau.«
    »Tja…«
    Sie sagte nichts mehr und schaute nur auf die Wand, doch die letzte Bemerkung hatte das Misstrauen in Stan Shaw aufflammen lassen. »Was wollten Sie denn damit andeuten?«
    Sally drehte den Kopf und blickte ihn wieder an. »Kann ich offen zu Ihnen sein?«
    »Klar. Ich bitte darum.«
    »Ich an Ihrer Stelle wäre nicht hier in Oxbow geblieben. Ich hätte mich aus dem Staub gemacht. Ich hätte Angst, dass sich der oder die Täter daran erinnern, wer die Tote auf dem Scheiterhaufen gesehen hat, und das würde meiner Gesundheit nicht wohl tun.«
    Der Biologe hatte mit offenem Mund zugehört. Er brauchte etwas Zeit, um seine Antwort zu formulieren. »Was meinen Sie damit? Soll ich etwa abhauen?«
    »Das ist nicht der richtige Ausdruck, finde ich. Aber Sie sollten sich schon zurückziehen.«
    »Und was dann?«
    »Warten bist alles vorbei ist.«
    Er nickte. »Sie meinen, bis man den Fall aufgeklärt hat?«
    »Zum Beispiel.«
    Er musste sich räuspern. »Nein, das glaube ich nicht. Tut mir Leid. Ich kann nicht daran glauben, dass die Polizei den Fall aufklärt. Der ist doch nicht normal. Hier laufen die Dinge völlig anders ab, finde ich. Ich gehe davon aus, dass es nie zu einer Aufklärung kommen wird. Das muss ich Ihnen einfach sagen.«
    »Schade…«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nicht schlecht. Ich
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