Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1261 - Blut aus dem Jenseits

1261 - Blut aus dem Jenseits

Titel: 1261 - Blut aus dem Jenseits
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
anzuschauen.
    Auch sein Gesicht zeigte einen besonderen Ausdruck. Er hatte die Stirn in Falten gelegt und schien zu Beton geworden zu sein, einschließlich der Falten.
    Tanner ließ uns Zeit, die Szene aufzunehmen. Erst nach einer Weile räusperte er sich und fragte:
    »Höre ich einen Kommentar?«
    »Noch nicht«, sagte ich. »Aber ich würde gern von dir wissen, was ihr herausgefunden habt.«
    »Leider nicht viel.«
    »Nur die Fakten«, forderte ich.
    »Wir wissen nicht mal, ob es Mord oder Selbstmord gewesen ist.«
    »Ha, bringt sich so jemand um?«
    »Nein, eigentlich nicht. Aber das ist nun mal so. Man kann es nicht herausfinden. Zumindest nicht auf die Schnelle.«
    »Ist das der Grund, weshalb du uns hast kommen lassen?«
    »Nein, John, es geht mir um etwas anderes. Ich weiß nicht, wer diese Person ist.«
    »Moment mal. Das weißt du doch sonst auch nicht. Wenn ein Toter gefunden wird, hat er nicht gerade eine Karte mit seinem Namen angeheftet. Das kann doch nicht der Grund sein.«
    »Ist er auch nicht.« Tanner hatte seine Stimme gesenkt, was bei ihm auch nicht oft vorkam. »Es ist etwas anderes gewesen, das mich gestört hat. Nicht nur, dass er nackt ist, aber wir haben ihn uns angesehen, ohne etwas zu verändern. Diese Person, die aussieht wie ein Mensch, mag wohl einer sein, aber sie hat sich nicht für eine Richtung entschließen können, versteht ihr?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Okay, dann will ich es dir deutlich sagen. Der Tote ist weder ein Mann noch eine Frau. Er besitzt keine Geschlechtsmerkmale. Er ist ein Neutrum.«
    Wir sagten zunächst mal nichts. Bis Suko redete: »Geschlechtslos also?«
    »Kann man sagen.«
    »Auch kein Hermaphrodit?«
    »Nein, er besitzt keine Brüste. Ist also nicht das Geschöpf aus halb Hermes und Aphrodite.« Tanner hob die Schultern. »Ich stehe hier wirklich vor einem Rätsel.«
    »Das kennen wir ja«, kommentierte ich locker. »Immer dann, wenn du vor einem Rätsel stehst, sind wir gefordert.«
    »So sollte es auch sein.«
    Ich verzog die Lippen. »Eine genaue Antwort kann ich dir leider nicht geben, ich weiß auch nicht, wer dieser neutrale Mensch sein könnte.«
    »Mensch?«
    Ich hatte den Unterton aus der Frage herausgehört. »Du zweifelst daran?«
    »Mittlerweile schon. Denn ein derartiges Wesen ist mir noch nicht vorgekommen. Euch denn?«
    »Das kann ich dir nicht so ohne weiteres sagen. Dazu müsste ich ihn mir anschauen. Näher, meine ich.«
    »Bitte.«
    »Können wir ihn von diesem Kerzenhalter runternehmen?«
    »Wir haben unsere Pflicht getan.« Ich nickte Suko zu. »Okay, dann wollen wir mal.«
    Ich wollte nach seinen Beinen fassen und mein Freund Suko kümmerte sich um die Schultern. Wir fassten den Toten zugleich an - und schauten uns in die Gesichter, weil wir in der bestimmten Sekunde das Gleiche gespürt hatten.
    Die Haut war nicht kalt und nicht warm. Aber nicht das machte uns stutzig, sondern etwas anderes.
    Sie fühlte sich nicht an wie normale Haut. Sie war zudem zu glatt. Wir sahen auch keine Falte und keine Pore. So etwas hätte beim Licht hervortreten müssen. Um die Wunde herum schimmerte das Blut, falls es überhaupt normales Blut war, heller als das menschliche. Jedenfalls würde diese Gestalt in der Pathologie genau untersucht werden müssen.
    »Ist das eine menschliche- Haut?« fragte Suko.
    »Ich habe meine Zweifel.«
    »Eben, ich auch.«
    »Und was könnte es sein?«
    »Keine Ahnung. Darum kümmern wir uns später. Heb ihn erst mal an, unseren Freund.«
    Zahlreiche Augenpaare beobachteten uns, als der Körper den Ruck erhielt und von der Lanzenspitze weg nach oben rutschte. Wir rechneten damit, dass etwas Blut aus der Brustwunde tropfen würde, obwohl die Gestalt tot war, doch auch da wurden wir enttäuscht. Es gab an diesem Körper keine Veränderung und wir konnten ihn völlig normal auf den Boden legen, diesmal auf den Rücken.
    Das Licht war perfekt. Es leuchtete ihn direkt an und seine Umgebung ebenfalls. Einen Kommentar gaben die Kollegen nicht ab, sie ließen uns in Ruhe.
    Ich ging dorthin, wo sich auch mein Freund Suko befand. Wir standen jetzt in Kopfhöhe neben der Gestalt und konnten in- sein Gesicht schauen.
    Was war es für ein Gesicht?
    Ich suchte nach einem Vergleich, und Suko erging es bestimmt nicht anders. Natürlich besaß es menschliche Züge, aber darauf kam es jetzt nicht an, denn dieses Gesicht erinnerte mich an das einer Figur, wie man sie heute nicht mehr schuf. Ich hatte sie auf Bildern gesehen. Man fand sie auch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher