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1258 - Der Leichen-Skandal

1258 - Der Leichen-Skandal

Titel: 1258 - Der Leichen-Skandal
Autoren: Jason Dark
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Urnen wurden dann mit einer Asche gefüllt, die so aussah wie die von Toten. Das ist alles. Es hat auch keiner gemerkt. Bis auf die Carver hier. Die anderen Verwandten haben die Urnen abgeholt und sind damit zufrieden gewesen. Später funktionierte die Anlage auch wieder.«
    Ja, so sah es aus. Ich nickte ihm zu und fragte zugleich: »Wie viele Menschen haben Sie dort verscharrt?«
    Er rechnete kurz nach. »Es waren zehn.«
    »Und die liegen jetzt frei?«
    »Keine Ahnung.«
    Dick Paine meldete sich. »Ja«, erklärte der Förster, »die liegen tatsächlich frei. Ich habe sie gesehen. Durch die Unwetter der letzten Wochen ist der Hang aufgeweicht worden. Der Sturm und der viele Regen haben ihm schwer zu schaffen gemacht. Die Erde riss auf, sie rollte sogar an einer Stelle als Lawine auf Wexham zu und hat es tatsächlich geschafft, den Hang frei zu legen.«
    Bisher hatten Suko und ich nur davon gehört. Es wurde allmählich Zeit, dass wir uns den Ort anschauten, und ich fragte den Förster: »Würden Sie uns dorthin führen?«
    »Sicher.«
    »Gut. Ich…«
    Das Lachen des Dave Frost störte mich. »Ich an eurer Stelle würde mich darum nicht kümmern. Lasst die Toten dort liegen oder kippt sie irgendwann zu. Es ist besser so.«
    »Warum?«
    Er starrte Suko an. »Das kann man schlecht erklären, aber ich habe sie nicht nur einfach verscharrt. Ich habe sie geopfert. Sie sollten in der Erde etwas bewirken, verstehen Sie?«
    Das verstanden wir nicht, aber wir hörten verdammt gut zu, als er weitersprach.
    »Die Leichen haben den Boden gedüngt. Sie haben ihn vorbereitet. Ich wollte sie loswerden und habe sie der Natur übergeben, wie es eigentlich richtig ist. Was soll das mit dem Sarg? Wir verstreuen doch auch die Asche in der Natur, und so habe ich mit den Leichen den Boden gedüngt und für jemanden vorbereitet.«
    Suko und ich hatten beide aufgehorcht. Plötzlich lief alles in eine ganz andere Richtung, die den Boden der Normalität verlassen hatte. Für wen hatte dieser Mensch den Boden vorbereitet? Das war die große Frage, die uns beschäftigte. Für eine Person oder Unperson, die etwas mit Leichen anfangen konnte?
    »Können Sie das genauer erklären?«, fragte Suko.
    »Ja, aber ich tue es nicht. Sie würden es nicht begreifen. Die Erde brauchte die Toten, und damit habe ich meine Pflicht getan.«
    »Das ist doch Schwachsinn!«, rief Dick Paine. »Was redet der denn für einen Mist?«
    »Glaubst du wirklich, dass es Mist ist, Förster?« Frost lachte leise. »Tote können ganz anders sein und auch eine andere Funktion haben, darauf kannst du dich verlassen.«
    »Welche Funktion hatten die?«
    »Die Leichen düngen den Boden. Sie bereiten ihn vor. Das musst du verstehen, Förster.«
    Er verstand es nicht. Es war ihm zu hoch, und auch ich dachte in diese Richtung. Aber tief in meinem Innern wurde ich den Verdacht nicht los, dass noch etwas nachkam. Dieser Mann hatte die Leichen nicht nur verscharrt. Man hatte ihm einen Grund dafür nahe gelegt. Vielleicht hatte er ihn sich auch selbst ausgesucht. Oder war dazu gezwungen worden, die Toten so verschwinden zu lassen.
    Wir hatten gedacht, den Fall gelöst zu haben. Nun aber tauchten neue Probleme auf.
    »Was genau hatten Sie vor, Frost?«
    »Den Boden düngen.«
    »Mit Leichen?«
    »Ja!«, flüsterte er und grinste wieder, denn er gewann allmählich Oberwasser.
    »Was sollte das für einen Sinn ergeben? Man kann Erde nicht mit Leichengift düngen.«
    Er lachte laut auf. »Ihr seid Bullen. Ihr habt eure Gesetze, aber es gibt Dinge, die nur Insidern bekannt sind, wenn ihr versteht. Ich habe den Boden vorbereitet. Nicht für einen Menschen, sondern für jemanden, der ganz anders ist.«
    »Und der kann mit Leichen etwas anfangen?«, fragte Suko.
    »Klar!«
    »Da gibt es eigentlich nur einen«, erklärte mein Freund. »Es muss ein Ghoul sein, ein Leichenfresser.«
    Er hatte so laut gesprochen, dass die Worte von allen Anwesenden gehört worden waren. Helen Carver und der Förster reagierten kaum. Ihnen sagte der Begriff »Ghoul« nichts. Abel Grange aber kicherte leise, und Dave Frost hatte sich in seinem Sessel auf gerichtet und hockte dort wie jemand, der gesiegt hatte.
    »War es ein Ghoul?«, setzte Suko nach.
    »Es ist einer, Bulle. Ja, es ist ein Ghoul. Einer, der sich von Leichen ernährt. Der auf dem alten Friedhof sein Unwesen getrieben hat. Niemand hat davon etwas mitbekommen. Es wurden ja keine Leichen exhumiert. Und wenn, dann hätten sich einige Leute über ihr
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