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1257 - Gezeichnet durch den Höllenfluch

1257 - Gezeichnet durch den Höllenfluch

Titel: 1257 - Gezeichnet durch den Höllenfluch
Autoren: Jason Dark
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schmalen Weg entlang und saß dabei so sicher im Sattel, dass er auf dem Fahrrad nicht mal schwankte.
    Der Weg war nicht sehr lang. Danach öffnete sich praktisch das Gelände, und ich war mehr als gespannt darauf, wohin er sich wenden würde. Für mich gab es nur zwei Möglichkeiten. Entweder fuhr er nach Tabletown hinein oder zum See.
    Wenn er zum See wollte, musste er nach links fahren, und genau das tat er auch. Zum Dorf hin führte zumindest ein Weg, so aber musste er quer durch das Gelände fahren und uns blieb nichts anderes übrig, als ihm auf die gleiche Art und Weise auf der Spur zu blieben.
    »Das dachte ich mir«, sagte Suko. »Man lockt ihn zum See hin, um ihn dort in die Klauen zu bekommen.«
    »Denkst du an eine Abrechnung?«
    »Ja. Die andere Seite hat womöglich gemerkt, dass er ihr aus dem Ruder läuft. So etwas kann sie nicht zulassen. Also wird abgerechnet. Es kann sogar sein, dass man ihn nicht mehr braucht. Aber das weiß ich nicht genau.«
    »Dann rechne auch mal damit, dass er nicht allein bleiben wird, wenn er den See erreicht hat.«
    »Richtig.«
    Es war alles andere als eine gute Strecke für unseren Rover. Da hatten die Stoßdämpfer schon einiges zu verkraften. Unsere Blicke glitten nach vorn, und wir sahen auch, dass sich die Fläche des Sees abmalte. Sie war eingedunkelt. Schatten lagen auf dem Wasser und gaben ihm ein geheimnisvolles Aussehen.
    Francis Gallo drehte sich auf seinem Fahrrad nicht einmal um. Es war für uns nicht zu erfahren, ob er überhaupt merkte, dass wir ihn verfolgten. Es gab nur sein Ziel, das er nicht aus den Augen verlor.
    Zum See hin fiel das Gelände etwas ab. Ich kannte die Strecke bereits, nur Suko war sie neu. Immer wieder drehte er den Kopf, um nach irgendwelchen anderen Personen Ausschau zu halten.
    Sie waren nicht zu sehen. Die Einsamkeit in der Nähe des Sees blieb weiterhin bestehen. Gallo fuhr direkt auf das Ufer zu und auch auf die Stelle, wo es bewachsen war.
    »Der will dorthin, wo er Ricky das Leben gerettet hat«, sagte ich.
    »Du kennst dich aus.«
    »Ich war schon da. Nur habe ich dort mit dem Jungen gesprochen, der dann flüchtete.«
    »Rechnest du damit, dass er zurückgekehrt ist?«
    »Durchaus möglich.«
    Gallo fuhr jetzt schneller. Sein Rad und er hüpften über den unebenen Boden hinweg. Er musste sich schon hart festklammern, um nicht aus dem Sattel geschleudert zu werden, dann trat er in die Bremse - das Ding hatte noch einen Rücktritt - und rutschte etwas nach links, weil der Boden doch recht glitschig war. Bei den ersten Bäumen kam er zum Stehen.
    Auch ich hatte auf die Bremse getreten. Weiter wollten wir nicht heran. Wir schnallten uns los, blieben jedoch noch im Rover sitzen, um zu beobachten, was der Pfarrer vorhatte.
    Er benahm sich normal. Der Rover und wir waren für ihn völlig uninteressant. Gallo lehnte sein Fahrrad gegen den Stamm einer schlanken Birke und schaute nicht mal zu uns.
    Wir waren inzwischen ausgestiegen. Suko meinte: »Der Typ ist so auf seine Aufgabe konzentriert, dass er nichts anderes wahrnimmt.«
    »Zum Glück.«
    Wir hatten Gallo gut im Blick. Er tat nichts. Er stand mit gesenktem Kopf da und drehte uns den Rücken zu. So wie er wirkte jemand, der über ein Problem nachdachte. Dann zuckte es durch seinen Körper. Er wirkte wie jemand, der eine Entscheidung getroffen hat. Wir bekamen auch die Bewegung mit, mit der der sein Messer zog. Einen Gegner, den er mit der Waffe hätte angreifen können, sahen wir nicht, und so befürchteten wir, dass er das Messer gegen sich selbst richten konnte.
    Er tat es nicht. Mit der Waffe in der Hand setzte er sich in Bewegung. Er ging geradeaus auf das Seeufer zu. Und genau dort befand sich auch die Mulde und genau die Stelle, die für ihn damals so wichtig gewesen war.
    Da hatte er der Hölle etwas gestohlen. Nun musste er erleben, dass die andere Seite nichts vergaß, denn Zeit spielte für sie keine Rolle, das wussten auch wir.
    Suko und ich waren nicht mehr stehen geblieben. Wir gingen sogar schneller als er, aber wir bemühten uns auch, nicht so hart aufzutreten, um so leise wie möglich zu sein.
    Schließlich erreichten auch wir die Schatten der Birken und Weiden. In dieser Umgebung war es dämmriger. Der Tag würde bald zu Ende gehen. Die grauen Gespenster der Dämmerung flossen schon heran. Es herrschte zudem eine ungewöhnliche Stille, die nur vom Plätschern des Wassers unterbrochen wurde, wenn die Wellen das Ufer erreichten und dort sanft ausliefen.
    Francis
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