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1254 - Der Satans-Kutscher

1254 - Der Satans-Kutscher

Titel: 1254 - Der Satans-Kutscher
Autoren: Jason Dark
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sie schließlich zu verschlingen.
    So weit kam es glücklicherweise jedoch nicht. Sie spürte wieder das Zupfen an ihrem Hals, und plötzlich war der beißende und mörderische Druck verschwunden.
    Jane bekam wieder Luft. Sie gierte danach. Sie saugte sie tief, sehr tief ein. Es war die einzige Reaktion, die sie noch schaffte. Ansonsten war sie zu schwach, um die verdammte Schlinge von ihrer Kehle lösen zu können.
    Urban trat dicht an sie heran. Er bückte sich.
    Jane merkte, dass ein Schatten über sie fiel. Verschwommen sah sie sein Knochengesicht. Dann wurde ihr Kopf leicht angehoben, und die Schnur der Peitsche verschwand ganz von ihrem Hals. Urban sagte etwas, das sie nicht verstand, aber er machte weiter und hievte ihren Körper an, was für ihn ein Leichtes war.
    Die Detektivin war in den folgenden Sekunden so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie gar nicht richtig mitbekam, was alles passierte. Sie befand sich in einem seltsamen Schwebezustand, der erst aufhörte, als sie mit dem Rücken gegen etwas Hartes prallte und auch die fremden Hände nicht mehr an ihrem Körper spürte.
    Sekunden später merkte sie, wo sie sich befand, aber da hatte Urban die Kutschentür schon geschlossen.
    Jane tastete ihren Hals ab. Sie fand Stellen, an denen die Haut aufgerissen war. Nässe bedeckte ihre Fingerkuppen, und sie wusste, dass es Blut war.
    Aber es gab einen Vorteil. Es war ihr wieder möglich, normal Luft zu holen. Nichts drückte mehr ihre Kehle zusammen. Sie hatte es geschafft, sie konnte tief einatmen, auch wenn es schmerzte, und es störte sie nicht mal, dass vor ihren Augen noch Schatten tanzten. Die würden vergehen, und sie hoffte zudem, sich wieder erholen zu können, je mehr Zeit verstrich. Dann wollte sie sich dem Satanskutscher noch einmal stellen, jedoch mit besseren Karten bestückt.
    Sie merkte, dass sich die Kutsche leicht bewegte. Russell Urban musste auf den Bock gestiegen sein.
    Dann hörte sie einen heiseren Ruf und zugleich das Klatschen der Peitsche.
    Eine Sekunde später setzten sich die Tiere in Bewegung. Der leichte Ruck erwischte auch sie, dann trotteten die Pferde los und wurden in eine Linkskurve gelenkt.
    Für Jane stand fest, dass sie die Nähe der Ruine verlassen würden, um auf die normale Straße zu gelangen. Wohin die Reise ging, darüber machte sie sich keine Gedanken. Aber sie traute dem Kutscher auch zu, dass er sie in die Hölle führen würde…
    ***
    Das war kein Märchen und auch keine Einbildung, dass ich mit Ringo Finch den Weg zur Ruine hoch stieg. Der kleine Mann blieb an meiner Seite, auch wenn es ihm schwer fiel, weil ich recht schnell ging und er mit seinen kurzen Beinen Probleme hatte, mit mir Schritt zu halten. Außerdem wollte er nicht bei mir bleiben, was ich aus seiner Sicht verstehen konnte, aber er war nicht ich und ich dachte anders darüber, und deshalb zerrte ich ihn manchmal weiter wie ein kleines Kind.
    In einem hatte er nicht gelogen. Der Weg war für ein normales Auto nicht zu befahren. Erst recht nicht in der Dunkelheit. Selbst ein Geländefahrzeug würde die Strecke kaum schaffen, was nicht an der Steigung lag, sondern an den zahlreichen Hindernissen, die aus dem Boden ragten und darin regelrecht festgebacken waren.
    Unser Gehen glich einem Kampf, und immer wieder musste ich Acht geben, dass mir Ringo Finch nicht entwischte. Wir kamen höher, und sehr bald sah ich die Umrisse der Ruine, die sich in der Dunkelheit wie eine Kulisse abhoben.
    Ringo blieb stehen. Er schaute mich mit einem verzerrten Gesichtsausdruck an und schüttelte den Kopf. »Ich gehe nicht mehr weiter, Sinclair. Und wenn du mich prügelst oder steinigst. Das kannst du einfach von mir nicht verlangen.«
    Ich wusste genau, was man einem Menschen zumuten konnte und was nicht. Ringo Finch hatte einen Punkt erreicht, an dem es wirklich keinen Zweck hatte. Er würde schreien, er würde toben, um seiner Angst freie Bahn zu lassen, und ich nickte ihm zu.
    »Es ist okay, Sie können hier bleiben. Ich gehe den Rest des Wegs allein.«
    »Ehrlich?«
    »Ja, verdammt!«
    Er lachte. Es gab keinen Grund, er lachte trotzdem, und er schlug dabei die Hände vor sein Gesicht.
    Mir war es egal, wie er reagierte, ich wollte zum Ziel gelangen, denn für mich konnte sich Jane Collins nur dort oben aufhalten.
    Ich ließ Ringo zurück. Der Betrüger war jetzt nicht wichtig, hier ging es um größere Dinge, die ich in der Praxis noch nicht erlebt hatte. Ein Satanskutscher war mir bisher nicht über den Weg
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