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1248 - Das Glaslabyrinth

Titel: 1248 - Das Glaslabyrinth
Autoren: Unbekannt
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die Fallensteller noch nicht blicken lassen."
    „Zwischen unsichtbaren Wänden?" wiederholte ich zweifelnd und drehte mich einmal im Kreis, dabei die Ortungsanzeigen des TIRUNS beobachtend. „Das ist schon möglich, denn unsere Augen sind erfahrungsgemäß höchst unzulänglich, wenn es um Dinge geht, mit denen unsere Urahnen während ihrer Evolution niemals konfrontiert wurden. Aber das trifft nicht für die Ortungssysteme von TIRUNS zu. Warum geben sie dann Fehlanzeige?"
    „Das darfst du nicht mich fragen, Atlan", gab Jen zurück.
    Normalerweise hätte mein TIRUN ihn anhand der Funksignale längst angepeilt und das Ergebnis auf die vordere Innenseite meines Rundsichthelms projiziert. Aber nicht einmal das brachte er in dieser verflixten Falle zustande. Was konnte das bloß für eine Falle sein?
    Vielleicht solltest du lieber fragen, wer diese Falle gestellt hat! meldete sich der Logiksektor. So etwas hat es im Tiefenland bisher noch nicht gegeben. Vor allem ist es völlig unwahrscheinlich, daß die Grauen Lords mit solchen Mitteln arbeiten, denn sie hätten sie längst gegen euch eingesetzt, wenn sie sie besäßen.
    Das leuchtete mir ein, half mir aber nicht weiter.
    „Die Funktionskontrollen müssen verrückt spielen", hörte ich Jen murmeln. Es klang, als spräche er zu sich selbst.
    „Meinst du die Funktionskontrollen deines TIRUNS?" erkundigte ich mich.
    „Ja", antwortete er. „Sie zeigen Rotwerte an. Bei dir auch?"
    „Nein", erwiderte ich nach einem Blick auf die Kontrollen. „Bei mir sind sie grün. Aber wenn sie bei dir Rotwerte anzeigen, bedeutet das, daß die Systeme deines TIRUNS ausgefallen sind. Das aber ist fast unmöglich."
    „Deshalb dachte ich ja, sie spielten verrückt", sagte Jen. „Aber die Systeme sind tatsächlich ausgefallen - bis auf die Kontrollen. Ich merke es daran, daß die Temperatur steigt und der Kohlendioxidgehalt der Atemluft zunimmt, wenn auch nur minimal."
    „Hölle und Teufel!" entfuhr es mir. „Kannst du den Schutzschirm aktivieren?"
    „Schon probiert", gab Jen zurück. „Auch das geht nicht mehr."
    Ich überlegte fieberhaft. Ein Blick auf die Außenkontrollen zeigte mir, daß die Luft in meiner Umgebung eine Temperatur von vierundzwanzig Grad Celsius hatte und sich genauso zusammensetzte, wie überall im Tiefenland, wo hominide Sauerstoffatmer lebten und keine schädlichen Einflüsse vorlagen.
    Schalte deinen Individualschirm ein! mahnte der Extrasinn. Es ist anzunehmen, daß das besondere energetische Umfeld die Systeme deines TIRUNS bald ebenso stören wird wie die von Jens Tiefenkombination.
    „An deiner Stelle würde ich den Id-Schirm aktivieren!" riet mir Jen.
    Die Übereinstimmung zwischen meinem Extrasinn und dem Terraner veranlaßten mich, den Rat zu befolgen.
    „Erledigt", teilte ich Jen mit. „Was macht dein Internklima?"
    „Es verschlechtert sich", antwortete Jen. „Aber es ist noch nicht schlimm."
    Er konnte mir nichts vormachen. Ich hatte an seiner Stimme gehört, daß er Angst hatte.
    Das konnte aber nur bedeuten, daß das Internklima seines TIRUNS sich rasch verschlechterte. Jen schwebte in akuter Lebensgefahr.
    „Wenn es zu schlimm wird, mußt du deinen Druckhelm öffnen!" erklärte ich ihm.
    Das dürfte der Sinn des Ganzen sein! analysierte mein Extrasinn.
    Besser als erstickt! dachte ich zurück.
    „Aber nur dann, wenn du es anders gar nicht mehr aushältst, Jen", schränkte ich meinen Rat ein. „Warum bist du eigentlich hierher zurückgekehrt? Ich erinnere mich, daß du eine ganze Strecke mit uns geflogen warst."
    „Ich hatte etwas im Wrack der Gondel vergessen", erwiderte der Terraner. „Aber du kannst mich totschlagen; ich könnte mich trotzdem nicht erinnern, was."
    „Möglicherweise bist du parapsychisch beeinflußt worden", überlegte ich laut. „Aber warum ausgerechnet du?"
    Jen erwiderte etwas darauf, aber ich hörte ihm nicht zu, weil in diesem Augenblick die Funktionskontrollen meines TIRUNS zu flackern anfingen, worüber ich heftig erschrak, denn im Schutz meines Id-Schirms hatte ich mich in Sicherheit gewiegt.
    „Ich fürchte, ich muß meinen Helm öffnen", war das nächste, was ich von Jen hörte.
    „Dann tue es!" sagte ich. „Wahrscheinlich werde ich deinem Beispiel bald folgen.
    Verdammt! Wenn wir uns wenigstens sehen könnten!"
    Der Terraner lachte leise über meine Erregung. Danach hörte ich über den Helmfunk, wie er seinen Helm manuell zurückklappte (maschinell ging es ja nicht mehr, da die Systeme seines
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