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1239 - Bilderbuch des Schreckens

1239 - Bilderbuch des Schreckens

Titel: 1239 - Bilderbuch des Schreckens
Autoren: Jason Dark
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düstere Verlies.
    Sie huschten an Tommy vorbei, der seine Arme angehoben hatte, aber nicht um sich zu schützen, sondern um diejenigen festzuhalten, die ihm entwischen wollten.
    Er griff zu, aber griff ins Leere. Dabei drehte er sich auf der Stelle und rief immer wieder: »Nein, nicht. Bitte nicht. Nein, nein, bleibt doch hier…«
    Diesen Gefallen taten sie ihm nicht. Im Gegensatz zu uns konnten sie die unsichtbare Grenze überschreiten und huschten auf das Skelett im schwarzen Umhang und mit dem schwarzen Hut zu.
    Sie umwirbelten seinen Kopf und auch den Stuhl mit den Knochenköpfen auf der Rückenlehne, der mich an den Knochensessel erinnert hatte, dann sackten sie zusammen, wurden noch kleiner und hatten ihr Ziel gefunden.
    Sie tauchten wieder ein in das aufgeschlagene Buch, das sofort danach mit einem harten Geräusch zugeschlagen wurde.
    Es gab nur noch das Skelett!
    Ich wollte es haben, doch es war zu spät. Auch Suko, der näher stand als ich, schaffte es nicht mehr. Er hielt nur Tommy umklammert, der seinen Widerstand aufgegeben hatte und auch nicht mehr mit den Füßen um sich trat.
    Es gab noch die Wand!
    Aber es gab keine Bücher mehr. Es gab auch keinen Charles Olden und kein Bilderbuch des Schreckens.
    In das Verlies unter dem Gartenhaus war wieder die Normalität zurückgekehrt.
    Aber ich bezweifelte, dass dies alles gewesen war…
    ***
    Wir nahmen Tommy in unsere Mitte und gingen zurück zum Haus. Suko musste jetzt, da die Spannung vorbei war, wieder mit seinen Schmerzen fertig werden, die ihn schon malträtierten, denn nicht grundlos verzog er immer wieder den Mund.
    Ich hatte versucht, Tommy anzusprechen, aber keine Antwort von ihm bekommen. Hin und wieder redete er doch. Dann sprach er davon, dass sein Vater nicht tot war, dass er zurückkehren würde, um ihn als seinen Erben einzusetzen.
    Natürlich war Janet Olden heilfroh, als wir ihr Tommy zurückbrachten. Sie schloss ihren Sohn in die Arme, der alles mit sich gefallen ließ, aber dabei sehr steif blieb. Mit seinen Gedanken war er ganz woanders, das stand auch für uns fest.
    »Bitte, Tommy, du bist jetzt hier und…«
    »Lass mich, Mum. Ich will auf mein Zimmer.«
    Janet schaute uns an und erntete nur Schulterzucken. Mehr konnten wir nicht tun.
    »Lass mich auf mein Zimmer!«
    »Aber du…«
    »Bitte, Mum!«
    »Lassen Sie ihn, Janet«, sagte ich.
    Sie löste sich von ihrem Sohn. »Wenn Sie das meinen, ist das wohl am besten.«
    Tommy rannte weg. Wir hörten, wie er die Treppe hochpolterte. Dann gingen wir tiefer in das Haus hinein. Suko erkundigte sich nach dem Bad, und Janet wies ihm den Weg.
    Ich wusste, was mein Freund vorhatte. Er würde sich einen kalten Umschlag machen und wenigstens etwas gegen seine Kopfschmerzen tun. Die Wärme im Wohnzimmer tat mir gut und auch die Umgebung. Janet Olden wusste nicht, was geschehen war, und fragte mit leiser Stimme: »Was ist denn alles passiert? Ich…ich…fasse das nicht…«
    »Setzen Sie sich bitte.«
    »Ja, natürlich.«
    »Es ist etwas geschehen, Janet, das man nicht erklären kann. Zumindest nicht so, wie man sich mit einem normalen Problem auseinandersetzt. Es geht um Ihren Mann.«
    »Und? Er ist doch tot…?«
    Ich wiegte den Kopf.
    »Nicht?« Sie riss ihren Mund weit auf.
    »Am besten wird es sein, wenn Sie mir einfach zuhören und dann Fragen stellen.«
    »Ja, gut, das mache ich.«
    Ich fing an zu reden, und Janet hörte mir zu. Je länger ich sprach, um so mehr geriet sie ins Staunen, und sie schüttelte immer wieder den Kopf, aber sie hielt ihr Versprechen und stellte keine Zwischenfragen. Aber sie begann zu weinen, flüsterte einige Male den Namen ihres Gatten und auch den ihres Sohnes.
    Suko war inzwischen zu uns gekommen. Um seinen Nacken hatte er ein feuchtes Handtuch gelegt, und als ich meine Worte ausklingen ließ, das sagte Janet zunächst gar nichts.
    Ich ließ sie auch in Ruhe, denn so etwas, was sie erfahren hatte, musste erst verkraftet werden.
    Erst nach einer geraumen Weile raffte sie sich zu einer Bemerkung auf. »Dann…dann ist Charles gar nicht tot?«
    »Nun ja, nicht so wie Sie denken.«
    »Er lebt also!«
    »Nein, Janet. Er lebt nicht so, wie man es eigentlich erwartet. Wie ich Ihnen schon sagte, er ist ein lebendes Skelett. Er kann sich artikulieren. Er weiß, was er will. Er hat Sie verlassen, um den Weg in eine andere Welt zu suchen. Dort ist er dann zu einem Skelett geworden, aber nicht gestorben. Man wollte ihm den Rückweg wahrscheinlich insofern versperren,
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