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1239 - Bilderbuch des Schreckens

1239 - Bilderbuch des Schreckens

Titel: 1239 - Bilderbuch des Schreckens
Autoren: Jason Dark
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passte auch die recht schmale Treppe, über die wir hinaufstiegen. Kleine Fenster, manchmal schon in der Größe von Bullaugen, dazu leicht schiefe Wände mit alten Tapeten.
    Wir erreichten einen Flur, in dem wir uns kurz umschauten.
    Janet stand bereits vor einer hellen Holztür und hatte eine Hand auf die Klinke gelegt.
    »Hier ist es.«
    Wenig später konnten wir eintreten, und Janet Olden schaltete das Licht ein, das einen kleinen Raum ausleuchtete, der allerdings normal hohe Wände besaß und keine schrägen.
    Ein schneller Rundblick reichte aus, um zu erkennen, dass hier jemand lebte, der gern las. Natürlich fehlte der Computer nicht, auch die Glotze war vorhanden und eine Musikanlage, aber in der Regel überwogen die Bücher, die mehrere der hellen Regale füllten, in denen sie nicht ordentlich zusammenstanden, sondern auch schräg und manchmal auch auf dem Boden lagen. Sowohl auf dem der Regalbretter als auch auf dem Fußboden. Sogar auf dem Schreibtisch sah ich ein Buch liegen.
    »Hier ist Tommys Reich«, erklärte uns die Frau. »Schauen Sie sich bitte um. Ich denke nicht, dass Sie etwas Verdächtiges finden.«
    »Daran haben wir auch nicht gedacht«, klärte ich sie auf. »Es geht uns um andere Dinge.«
    »Um welche denn?«
    »Hinweise nur. Keine verdächtigen Indizien.«
    »So direkt sehe ich den Unterschied nicht, Mr. Sinclair. Aber Sie sind der Polizist.«
    Suko beschäftigte sich bereits mit der Bücherwand, und ich lenkte meine Schritte auf den Schreibtisch mit dem Computer zu.
    Die Tastatur war etwas nach rechts geschoben worden, um Platz für ein Buch zu schaffen. Es lag dort, als wartete es nur darauf, aufgeschlagen zu werden, und genau das wollte ich übernehmen.
    Mein Blick fiel auf den Umschlag. Pappkarton, aber dunkelgrau eingefärbt. Einen Titel entdeckte ich nicht, und so schlug ich den Buchdeckel zurück.
    Dann las ich den Titel.
    Bilderbuch der Märchen!
    Ich schüttelte den Kopf, weil ich mir im ersten Moment keinen Reim darauf machen konnte, aber ich nahm das Buch in die Hand und blätterte einige Seiten durch.
    Es war interessant, denn es bestand nicht nur aus Bildern, sondern auch aus Texten zu den Abbildungen. In diesem Buch waren nicht nur europäische Märchen kurz angerissen worden, sondern auch welche aus Afrika und Asien. Die Abbildungen, die ich dort entdeckte, passten schon mehr in die Gruselkiste hinein. Oft waren Monster und Mutationen zu sehen. Menschen mit Schweineköpfen sah ich ebenso wie Riesenvögel oder einäugige Riesen. Seeungeheuer waren vertreten, Dschinns ebenfalls, und Suko, der gesehen hatte, wie intensiv ich las, war neben mich getreten und schaute mir über die Schulter hinweg. So las und schaute er mit.
    »Nun? Was gefunden?«
    »Nein und ja.«
    »Die Gestalten, die wir gesehen haben, befinden sich nicht unter den Abbildungen - oder?«
    »Zumindest habe ich sie nicht gesehen.« Auch nach zwei Minuten waren sie mir nicht unter die Augen gekommen. So klappte ich das Buch zu und legte es wieder auf den Schreibtisch zurück, bevor ich mich an Janet Olden wandte, die nur zugeschaut und kein einziges Wort gesprochen hatte.
    »Kennen Sie das Buch, Mrs. Olden?«
    Sie hob die Schultern an. »Nun ja, kennen ist zuviel gesagt. Ich…ich…habe es mal durchgeblättert.«
    »Aber Ihren Sohn muss es fasziniert haben.«
    »Ja, das mag sein. Schauen sie sich um. Er hat sich schon immer für Bücher interessiert.«
    »Und hat dabei einen ganz besonderen Geschmack entwickelt«, erklärte Suko. »Zumindest die Bücher, die ich mir im Regal angesehen habe, drehten sich fast immer um das gleiche Thema. Sie beschäftigen sich mit Märchen, Sagen, Legenden. Auch reine Fantasy-Bücher habe ich gesehen. Da hat sich wohl Ihr Sohn seine eigene Welt geschaffen, meine ich.«
    »Ich bin ja froh gewesen, weil er sich mit Büchern mehr beschäftigt als mit dem Computer.«
    »Kann ich mir denken«, sagte ich. »Was ist mit Ihnen? Haben Sie auch mal in Tommys Bücher hineingeschaut?«
    »Nein. Oder nur selten. Ich übersetze, und manchmal habe ich die Nase voll von Büchern.«
    »Ja, das ist verständlich«, erklärte ich und stellte die nächste Frage. »Ist Ihr Sohn ein Träumer?«
    »Wie bitte?«
    »Ganz einfach. Ich meine, lebt er nur in seiner Welt?«
    Janet senkte den Kopf. »Wenn Sie es so sehen, dann haben Sie Recht. Das Wort Träumer stimmt vielleicht nicht ganz. Tommy ist ein Einzelgänger, der sich selbst genug ist. Ich habe ihn oft gebeten, sich Freunden anzuschließen, doch er
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