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1238 - Justines Blutfest

1238 - Justines Blutfest

Titel: 1238 - Justines Blutfest
Autoren: Jason Dark
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geschafft.« Mein Freund hatte Mühe, seiner Stimme einen normalen Klang zu geben. »Sie ist uns immer einen Schritt voraus.«
    Ich gab ihm keine Antwort und ging bis in die Mitte der Gaststube vor. Erst dort blieb ich stehen, drehte mich und entdeckte noch mehr Einzelheiten.
    Ich sah dunkle Aschereste auf dem Boden. Von ihnen war der ätzende Geruch abgeströmt, der mich jetzt an Knoblauch erinnerte. Aber ich sah noch mehr. Neben dem Tisch lag eine zerbrochene Rumflasche. Die Flüssigkeit war ausgelaufen und sonderte ebenfalls diesen typischen Geruch ab.
    Noch etwas fiel mir ins Auge.
    Es hing mit der Flasche zusammen. Sie war nicht in zahlreiche Scherben zerbrochen, sondern bestand aus zwei Teilen.
    Der Hals war noch vorhanden. An der unteren Seite endete er in einem gezackten Scherbenmuster, an dem Blut klebte.
    Welch ein Drama musste sich hier abgespielt haben!
    Suko war zu mir gekommen. Ich fühlte seine Hand schwer auf meiner rechten Schulter und hörte ihn stöhnend fragen.
    »Kannst du sagen, John, wer sich alles hier aufgehalten hat?«
    »Die Carrys…«
    »Drei Personen!«
    »Ja, die Eltern und die Tochter. Amy wollte zurück, und sie hat noch jemanden mitgenommen. Kevin Taggert. Auch er muss hier im Raum gewesen sein. Sie waren zu viert.«
    Bei den letzten Worten war meine Stimme immer mehr versiegt. Ich brauchte einen Moment der Ruhe, um mir alles durch den Kopf gehen zu lassen. Dabei hatte sich Amy so sicher gefühlt. Sie war davon überzeugt gewesen, genau das Richtige getan zu haben, und auch ich hatte sie davon nicht abhalten wollen.
    Und jetzt das…
    Keiner war mehr da. Die blonde Bestie hatte sie allesamt geholt. Justine war stark und mächtig genug. Ich traute es ihr ohne weiteres zu. Sie konnte lange ohne frisches Blut auskommen, aber wenn sie zuschlug, war es um so schlimmer und das hier musste für sie ein regelrechtes Fest gewesen sein.
    Ich schüttelte mich bei dem Gedanken daran und hatte Mühe, wieder normal und logisch zu denken.
    Sukos Stimme hörte ich dicht neben meinem rechten Ohr.
    »Sie ist zwar verschwunden, aber sie wird die Insel nicht verlassen haben, denke ich.«
    »Meinst du das wirklich? Ich traue ihr alles zu. Sie hat ihre Zeichen gesetzt. Ob es ihrem Plan entsprach, glaube ich nicht, denn den haben wir vereitelt. Aber was will sie? War es nur ihre Rache oder ihre Wut darüber, dass wir die Blutsauger aus dem Wasser vernichtet haben?«
    »Wir werden sie fragen müssen.«
    Ich winkte ab. »So leicht ist das nicht. Außerdem leben noch andere Menschen hier. Frauen und Kinder, deren Männer draußen auf dem Meer nach Fischen jagen.«
    »Was willst du tun? Sie warnen?«
    Suko hatte eine berechtigte Frage gestellt. Trotzdem reagierte ich gereizt. »Sie warnen?« Ich lachte. »Werden sie sich denn von mir warnen lassen? Werden sie mir oder dir glauben?«
    »Hier auf der Insel mehr als in der Großstadt. Da hätten wir größere Probleme.«
    Er hatte Recht. Wir mussten etwas tun, aber zuvor wollte ich mich nach Spuren umschauen. Der Kloß in meinem Magen verdichtete sich, als ich die verbrannten Reste des Kreuzes auf dem Boden liegen sah. Die Menschen hier hatten alles versucht, um sich zu retten, doch selbst das Kreuz hatte ihnen nicht helfen können. Es war ein normales Holzkreuz, relativ groß sogar, das man an eine Wand hängte.
    Als ich mich bückte, und es anfasste, da spürte ich, dass die Asche noch nicht völlig erkaltet war.
    War dieses vernichtete Kreuz ein Sinnbild für das Ganze?
    Man konnte es so sehen, wenn man dem Leben als Pessimist gegenüberstand. Aber so war ich nicht, das wollte ich auch nicht, nur in diesen Augenblicken zeigte ich mich so geschockt.
    Suko ging durch die gesamte Länge der Gaststätte. Er suchte nach einer zweiten oder dritten Tür, möglichst an der Seite.
    Eine existierte hinter der Theke, die hatten wir gesehen, aber es musste auch eine geben, die zu den Toiletten führte, und die hatte Suko erst sehr spät entdeckt, weil sie zum größten Teil im Dunkeln lag.
    Er öffnete sie, und ich hörte ein hässliches Quietschen. »Du solltest mal schauen, John.«
    Ich war schnell bei ihm. Mein Freund hatte das Licht eingeschaltet, das einen Flur nur mehr trübe ausleuchtete. Um besser sehen zu können, leuchtete er mit seiner kleinen Lampe über den Boden und ließ den Lichtkegel dabei wandern.
    Er glitt nicht nur über angeschmutzte Fliesen hinweg, er traf auch an bestimmten Stellen auf verschieden große Flecke, die sich etwas dunkler
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