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1234 - Totensuche

1234 - Totensuche

Titel: 1234 - Totensuche
Autoren: Jason Dark
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Eingangsbereiche nicht, da konnte der Marmor noch so teuer sein.
    Hinter einem Pult saß ein Mann, der eine blaue Uniform trug und nicht eben glücklich aussah, wie er vor seinen Monitoren und dem Schaltpult saß.
    Wir passierten eine Sitzgruppe aus schwarzem Leder, zw ischen der ein Tisch stand, auf dessen Glasplatte einige Zeitschriften lagen, die allesamt etwas mit Wirtschaft und Börsen zu tun hatten. Ihnen galt nur mein flüchtiger Blick. Auf dem Marmorboden begleitete uns das Echo der eigenen Schritte, und wieder hielten wir unsere Ausweise hoch, als der Empfangschef sich erhob, als wir in seine Nähe kamen.
    »Scotland Yard«, sagte Suko. »Wir müssen hoch zum Ta tort.«
    »Achte Etage.«
    »Danke.«
    Vor dem gesperrten Aufzug war ein Band gespannt worden, und wir steuerten auf einen der beiden freien zu. Die Kabine stand unten. Als sich die Tür fast lautlos zur Seite schob und wir einsteigen konnten, überkam mich schon ein etwas mulmiges Gefühl.
    Suko kam mir nach und schüttelte leicht den Kopf, als sich die Kabine nach oben hin in Bewegung setzte. »Kannst du dir vorstellen, hier drin zu erfrieren?«
    »Nein, aber es ist nun mal geschehen. Möglich ist alles. Das sollten gerade wir wissen.«
    »Trotzdem habe ich damit meine Probleme.«
    Das verstand ich gut, denn auch ich machte mir meine Gedanken und suchte die Wände, den Boden und die Decke dieser steril wirkenden Kabine ab. Doch hier war alles normal.
    Von der Fahrt nach oben war nicht viel zu spüren. Sehr sanft glitten wir in die Höhe und hatten die achte Etage bald erreicht.
    Den Leiter der Mordkommission kannten wir. Er war ein ruhiger und nachdenklicher Sherlock-Holmes-Typ.
    Als sich die Tür geöffnet hatte und wir in einen recht breiten Flur traten, an dem sich die Bürotüren zu beiden Seiten verteilten, war es mit der Ruhe vorbei. Die Kollegen hatten sich hier ausgebreitet. Für einen Moment wurden wir böse angeschaut, dann erkannte man uns, und der Mann, der uns als Einziger den Rücken zuwandte, drehte sich um.
    Es war Chief Inspector Dan Kershman. Wir hatten ihn lange nicht mehr gesehen. Sein Haar war noch dichter und grauer geworden. Es zierte ein längliches Gesicht mit einem Mund, dessen Winkel nach unten hingen. Das konnte daran liegen, dass Kershman gern Pfeife rauchte und sie oft von einer Seite des Mundes in die andere wandern ließ.
    »Gut, dass Sie gekommen sind. Ich nehme an, das hier wird Sie interessieren.«
    Wir reichten uns die Hand. Kershman roch nach Pfeifentabak, aber hier verzichtete er auf den Rauchgenuss. Seine Augen blickten nicht verzweifelt, aber verständnislos, und mir fiel auf, dass auch seine Mitarbeiter so wirkten, einschließlich des Arztes.
    Eine Kabinentür war geöffnet worden, sodass wir freien Zutritt hatten.
    Der Fotograf machte uns Platz, grinste uns kurz an, dann standen wir vor der Person, die in der Kabine auf dem Weg nach oben tatsächlich den Tod gefunden hatte.
    Der Mann saß auf dem Boden. Er war tot, klar. Aber er sah trotzdem anders aus als ein normaler Toter. Es war eine andere Starre, die ihn überfallen hatte. Er wirkte nicht so, als hätte er mal normal gelebt. Ich dachte sogar daran, ihn als eine Art Kunstobjekt zu bezeichnen, das jema nd hier in der Kabine abgestellt hatte.
    Kershman war hinter uns getreten. »Der Mann ist steif gefroren, völlig starr. Das müssen Sie sich mal vorstellen! Wahnsinn, sage ich Ihnen und unerklärlich. Er ist auf der Fahrt nach oben vereist. Das soll mir mal einer erklären.«
    »Wir können es auch nicht«, antwortete Suko.
    »Aber Sie haben jetzt ein Problem.«
    »Das ist wohl wahr.« Ich schaute mir den Toten genauer an. Sein Alter musste um die dreißig liegen. Er trug einen blauen Straßenanzug, ein weißes Hemd und eine Krawatte, die allerdings nicht mehr so saß wie er sie gebunden hatte. Sie war nach unten gezerrt worden, und die obersten Knöpfe des Hemds fehlten ebenfalls, denn sie lagen am Boden, weil sich der Mann noch den Kragen aufgerissen hatte. So etwas tat man eigentlich nur, wenn es zu heiß war. Er aber war erfroren, und diese Kälte hielt noch an, denn als ich die Kabine betrat und ihm näher kam, da entdeckte ich auf seiner Haut eine sehr dünne Schicht aus Eis.
    Das Gesicht zeigte noch den Schrecken, den er in den letzten Sekunden seines Lebens durchlitten hatte. Er musste Fürchterliches erlebt haben, ebenso Unfassbares, was ich gut nachvollziehen konnte, denn wer erfriert schon in einem Lift? Man konnte mit einer Kabine in die
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