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123 - Auf dem Insektenthron

123 - Auf dem Insektenthron

Titel: 123 - Auf dem Insektenthron
Autoren: Susan Schwartz
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alle schienen auf die Neuankömmlinge herunter zu starren.
    Aruula fühlte Furcht und Ekel; ihre Bewegungsunfähigkeit machte sie halb rasend.
    »Verdammt«, stieß Shaw mit heiserer Stimme hervor. »Seht euch diese Kokons da oben an! Denkt ihr, dasselbe wird uns blühen?«
    »Wir sind in Orguudoos Hand«, antwortete Aruula nebulös.
    Jeden Moment erwartete sie, dass eine oder mehrere Spinnen sich einfach auf sie herabfallen ließen. Ihr wurde übel bei dem Gedanken, aber sie konnte ihn nicht verdrängen.
    »Jetzt können wir nur noch hoffen, dass Selina uns hier herausholt, sonst sehe ich schwarz«, ließ sich Andrew Farmer vernehmen.
    »Schlechte Nachrichten«, erklang nach einer Sekunde Captain McDuncans niedergeschlagene Stimme. »Der Doc und ich kamen kurz vor euch hier an.«
    Das verschlug selbst Aruula für einen kurzen Moment die Sprache. Sie rollte sich über den Boden, bis sie die Kommandantin ins Blickfeld bekam. Neben ihr lag verkrümmt Dr. Solnberg. An zwei Stellen sickerte Blut durch die Spinnfäden und färbte sie rot.
    Aruula stieß einen leisen Fluch aus, der selbst einem Nordmann die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte.
    McDuncan berichtete zerknirscht, was mit ihnen beiden geschehen war.
    Danach herrschte minutenlanges Schweigen. Niemand sprach es aus, aber alle dachten dasselbe: Jetzt ist alles aus.
    »Wo ist der Commander?«, fragte McDuncan schließlich.
    »Er wurde von uns getrennt«, antwortete Aruula. »Ich habe gesehen, wie ein Soldat ihn fortgeschleppt hat. Hoffentlich hat Ch'zzarak den Befehl dazu gegeben und Maddrax kann ihn zur Vernunft bringen.«
    »Er sollte sich besser damit beeilen«, flüsterte Solnberg.
    Von der Decke herab hangelte sich eine Riesenspinne mit zwölf fingernagelgroßen, funkelnden Augen und heftig klickenden Mandibeln, von denen eine stinkende Flüssigkeit tropfte. Solnberg keuchte angeekelt, seine Augen waren geweitet vor Furcht. »Verdammt, verdammt, verdammt…«, stieß er verzweifelt hervor.
    Mit erhobenen, in der Luft tastenden Vorderbeinen bewegte sich die Spinne auf den geschwächten, blutenden Arzt zu…
    ***
    Matt hörte ein Ratschen an seiner Brust, verspürte jedoch merkwürdigerweise keinen Schmerz.
    Erstaunt öffnete er die Augen und sah, wie der Käfer mit den Kieferwerkzeugen von seinem Hals abwärts die Spinnfäden zerschnitt. Er ging so geschickt dabei vor, dass Matts Kampfanzug keinen Schaden erlitt.
    Matthew wurde mit wenigen Bewegungen aus dem Kokon geschält, und während er sich völlig verdutzt aufrappelte, verschwand der Käfer mitsamt den Überresten.
    Die Frau lachte erneut. Dann verließ sie den Thron und näherte sich Matt mit wiegenden Schritten, wie eine Tänzerin.
    »Du verstehst es nicht, oder?«, fragte sie mit unerwartet tiefer, rauchiger Stimme. Sie war um gut einen Kopf kleiner als Matt, doch er hatte seltsamerweise nicht das Gefühl, dass sie zu ihm aufblickte.
    Er schüttelte den Kopf. »Was geht hier vor? Was ist mit Ch'zzarak geschehen?« Er deutete auf den Kopfhelm. »Ist er… tot?«
    Ihr Blick bannte ihn. Matt fiel auf, dass ihre Iris den Augapfel vollständig ausfüllte, ganz ohne Weiß. Es wirkte unmenschlich. Die dunkelgrünen Augen blitzten… nein, schillerten. Fast wie Facetten!
    Er wurde blass.
    »Das… ist nicht möglich…«, hauchte er.
    Die Frau strich sich mit überproportional langen, etwas krummen Fingern über die Arme. Ihre Fingernägel waren schwarze, gebogene Krallen. »Es fühlt sich wunderbar an«, sagte sie. »So weich und samtig, glatt und… warm. Ich hätte nie gedacht, dass es so sein könnte. Wenn ich es nur geahnt hätte… ich hätte weniger Furcht empfunden und es nicht so lange hinaus gezögert.«
    Ihre seitlich unter dem Helm herausragenden Haare bewegten sich, wie feine Fühler…
    »Bist du…?« Matt wagte es nicht auszusprechen.
    »Aber ja«, lächelte sie. »Ich bin Ch'zzarak.«
    ***
    Matthew Drax hatte seit seiner Ankunft in dieser fünfhundert Jahre entfernten Zukunft schon eine Menge Dinge erlebt, die seltsam, auch grotesk gewesen waren. Er hatte geglaubt, von nichts mehr überrascht werden zu können.
    Doch das hier war zu unglaublich, wie ein bizarrer Alptraum.
    »Ich hätte es selbst nicht für möglich gehalten«, fuhr Ch'zzarak fort. »In den vergangenen Jahren habe ich mehrere Entwicklungsstadien durchlebt, doch ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich eines Tages tatsächlich zum Menschen würde! Ich spürte in den vergangenen Wochen zwar, dass etwas mit mir vorging,
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