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1229 - Psionisches Roulette

Titel: 1229 - Psionisches Roulette
Autoren: Unbekannt
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erkannte ich bald, daß wir im Teamwork an den Teilen für riesige ovale Gebilde arbeiteten. Es handelte sich um 1000 Meter hohe und 250 Meter dicke Eikörper zum einen und um Plattformen, rund und 1000 Meter im Durchmesser, mit der relativ geringen Höhe von 10 Metern zum anderen.
    Meine Aufgabe war es, die Polkappe dieser Riesenovale zu produzieren. Ich tat nichts anderes. Kaum hatte ich eine solche Polkappe aus Vitalenergie gefertigt, kamen Unbekannte und holten sie ab. Sie gaben keine Auskünfte darüber, wohin sie die Teile brachten und wo sie die Konstruktion vollendeten, Und kaum hatte ich ein Teilstück fertig, machte ich mich an die Produktion des nächsten.
    Wir wurden des Produzierens nie müde. Anders als in der Teststation meines Schöpfers benötigte ich nun keine Regenerationsphasen. Das schrieb ich der Vitalkraft des Vagendas zu.
    Irgendwann hatte ich mich dann aber doch so sehr verbraucht, daß ich vor Erschöpfung zusammenbrach. Ich meinte sterben zu müssen, und in gewisser Weise starb ich auch.
    Ich war so schwach, daß ich meinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen konnte, und dämmerte vor mich hin. Ich schämte mich, daß ich nicht mehr in der Lage war, meine Aufgabe zu erfüllen, hoffte jedoch, daß ich wenigstens ins Vagenda eingehen könnte, um so einen letzten Beitrag zur Großen Rekonstruktion zu leisten.
    Noch mehr schämte ich mich jedoch meines Aussehens. Ich konnte mich nicht mit dem Altwerden abfinden, und ich trauerte meiner welkenden Schönheit nach. Ich haderte sogar mit meinem Schöpfer, daß er mir die Eitelkeit belassen hatte, aber nicht wenigstens dafür gesorgt hatte, daß ich in Schönheit sterben durfte.
    Als hätte ich ihn gerufen, erschien mir mein Schöpfer während meines langsamen Sterbens und klärte mich auf.
    „Hab keine Angst, liebliche Clio", sprach er mir Trost. „Du stirbst nicht wirklich. Du besitzt eine Art Unsterblichkeit, denn nach jeder verlorenen Jugend machst du eine Regenerationsphase durch, aus der du wie neugeboren hervorgehen wirst. Dein Erbgut besitzt einen nie versiegenden Jungbrunnen."
    Und so war es. Nach meiner Periode der Dämmerung erwachte ich voll neuer Lebenskraft und erstrahlte in frischer jugendlicher Schönheit. An das „Davor" erinnerte ich mich nur noch vage, denn mein ICH war ähnlich leer wie beim ersten Erwachen. Dank meinem DU fand ich mich jedoch rasch in meine Aufgabe ein und leistete bis zuletzt meinen Beitrag für die Große Rekonstruktion.
    Eines Tages jedoch versiegte die Energiequelle. Unsere Arbeit war getan. Das Vagenda leuchtete immer noch golden, floß und wallte wie immer, war fest oder gasförmig wie je.
    Obwohl wir unglaubliche Mengen von Vitalenergie verarbeitet hatten, schienen die Vorräte nicht geringer geworden zu sein.
    Die letzten Werkteile wurden fortgebracht, wir Chylinen blieben allein zurück. Man ließ uns wissen, daß wir warten sollten, bis uns neue Aufgaben zugewiesen würden.
    In diese Wartezeit, in der ich mir so nutzlos wie nie zuvor vorkam, fiel der zweite Besuch meines Schöpfers.
    Es sprach sich unter meinen Artgenossen wie ein Lauffeuer herum, daß ein Tizide namens Trafala ins Vagenda gekommen sei.
    Auf diese Weise erfuhr ich seinen Namen und seine Zugehörigkeit.
     
    *
     
    Wir badeten in Gold. Es umspülte seine Sinneswimpern, spiegelte sich in seinem starren Auge, und es schlug sich auf dem Staub seines Körpers nieder. Er hatte ein paar Narben mehr als bei unserem Abschied.
    „Ich habe wohl in letzter Zeit zu viele Selbstversuche gemacht", sagte er, als er meine Blicke sah. „Aber die Narben werden wieder heilen. Wir Tiziden haben eine robuste Natur.
    Lassen wir das. Reden wir von dir. Ich bin stolz auf dich, Clio, du hast ausgezeichnete Arbeit geleistet."
    „Das war ich nicht allein", erwiderte ich. „Wenn, dann haben wir Chylinen gute Arbeit geleistet. Aber nun sind wir zur Untätigkeit verdammt."
    „Früher oder später werden euch neue Aufgaben zugeteilt", versprach er.
    „Hoffentlich gibt es diesmal etwas für uns zu tun, das uns mehr fordert als diese eintönige Fließbandproduktion", sagte ich.
    „Diesen Ausdruck hast du von mir, ich weiß", sagte er schuldbewußt. „Vermutlich erinnerst du dich gar nicht daran. Wie auch immer, für euch Chylinen mag diese Arbeit tatsächlich monoton und unbefriedigend gewesen sein. Aber für das Tiefenland sind die Vitalenergiespeicher lebensnotwendig."
    „Vitalenergiespeicher?" fragte ich, denn ich hörte diesen Begriff zum ersten Mal.
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