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1229 - Psionisches Roulette

Titel: 1229 - Psionisches Roulette
Autoren: Unbekannt
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ein erfrischend natürliches Wesen. Die Abaker wurden zu den Unterhaltern der Tiziden, die sich an deren Spaßen und akrobatischen Kunststücken erfreuten.
    Mit dem Graueinfluß kam aber die Schwermut über die Abaker, und die „grau" gewordenen Tiziden holten sie in ihre Eugen-Stationen und befähigten sie durch Hypnoschulung, für sie zu arbeiten.
    Nachdem Mhuthan wieder von Vitalenergie durchströmt wurde und der Tiefeneinfluß eliminiert war, war anzunehmen, daß die Abaker wieder zu ihrer ursprünglichen Fröhlichkeit zurückgefunden hatten.
    Twirl aber fragte: „Ist es möglich, daß sie immer noch grau sind?"
    „Unsinn!" behauptete Lethos. „Das ist ein Irrtum, der sich sicher gleich aufklären wird."
    Sie näherten sich der Gruppe von Abakern. Die meisten von ihnen waren noch paralysiert. Einige zeigten bereits wieder erste Lebenszeichen und wurden von denen, die verschont geblieben waren, betreut.
    Lethos hielt auf die nächststehende Gruppe zu, in der sich drei Frauen und zwei Kinder befanden. Der älteste Mann der Gruppe, der neben einem Paralysierten gekauert hatte, erhob sich und kam ihnen entgegen. Er schenkte Lethos kaum Beachtung, sondern hatte nur Augen für Twirl.
    „Du gehörst nicht zu uns", stellte er fest. „Von welcher Eugen-Station kommst du?"
    „Von keiner, ich war immer frei", antwortete Twirl fast feindselig. „Und ich bin es immer noch. Ihr dagegen denkt wie... wie Sklaven. Seid ihr noch grau?"
    Der alte Abaker schloß die Augen, seine faltigen Ohren hoben sich halb in die Höhe, und er wiegte den Kopf.
    „Es gab für uns alle eine Periode, in der wir dahindämmerten", sagte er. „Aber das ist vorbei. Nichts davon ist zurückgeblieben. Trotzdem sind wir anders als früher, wenn du das meinst, Junge. Früher waren wir alle wie Kinder, ohne Rücksicht auf das Lebensalter.
    Wir wußten es nicht besser. Jetzt haben wir Wissen!"
    „Ihr seid noch grau, ich spüre es", stieß Twirl hervor. „Ihr seht nur wie Abaker aus, aber ihr habt mit meinem Volk nichts mehr gemein."
    Der Alte sah ihn traurig an.
    „In Eugensiebzig, wo wir gedient haben, hat man uns aufgeklärt." Er blickte von Twirl zu Lethos und sprach nun zu ihm. „Früher waren die Höhlen unsere Welt. Als sie ihr Licht und ihre Wärme verloren, kamen wir nach oben. Wir suchten die Tiziden auf, weil wir sie um Rat fragen wollten, denn die Tiziden haben uns schon immer in allen Lebenslagen geholfen. Nun aber waren die Tiziden verändert. Dennoch erhielten wir von ihnen einen weisen Rat. Sie klärten uns darüber auf, daß das Leben nicht bloß ein Spiel ist. Jedes denkende Wesen hat auch gewisse Verpflichtungen der Welt gegenüber, in der es lebt.
    Das haben uns die Tiziden klargemacht, und diese Weisheit haben wir angenommen. Wir werden bestimmt wieder lachen können und fröhlich sein, feiern und unseren Spaß haben. Wir werden darüber aber nie den Ernst des Lebens vergessen."
    Twirl stand mit verkniffenem Mund da. Er rührte sich nicht, sondern schien sich abgekapselt zu haben.
    „Wieso habt ihr die Eugen-Station verlassen?" wollte Lethos wissen.
    „Die Tiziden haben uns fortgeschickt", antwortete der Alte. „Sie meinten, daß es hier draußen Wichtigeres zu tun gäbe, daß wir den vielen Fremden, die es hierher verschlagen hat, helfen sollen, sich in unserem Land zurechtzufinden. Viele sind wir nicht mehr, denn alle Abaker, die sich nicht in den Stützpunkten aufgehalten haben, wurden im Zuge der Völkerwanderung in die Fremde verschlagen. Wir haben es in Eugensiebzig miterlebt.
    Unsere Kontrollgeräte haben uns Auskunft über die Umschichtung der Gen-Strukturen gegeben, und an den neuen Mustern haben wir erkannt, daß der Großteil von uns in fremde Länder umgesiedelt wurde. Wir wissen auch, daß ein Verstoß gegen die Tiefengesetze daran schuld ist, aber das kann unseren Schmerz nicht lindern. Dennoch werden wir uns der gestellten Aufgabe mit ganzer Kraft widmen. Wir stehen am Anfang einer neuen Zeit."
    Lethos wurde während des Gesprächs allmählich klar, was Twirl gemeint hatte. Die Gedanken dieser Abaker waren ihm fremd, weil nicht mehr die alte Verspieltheit aus ihnen sprach. Durch das Wissen, das ihnen die Tiziden eingegeben hatten, waren sie reifer und ernster geworden. Sie hatten sozusagen einen Sprung in ihrer Entwicklung gemacht - aus fröhlichen Müßiggängern waren verantwortungsbewußte Tiefenbürger geworden.
    Lethos vermochte nicht zu beurteilen, ob das ein Segen oder ein Fluch für die Abaker war.
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