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1229 - Das Vogelmädchen

1229 - Das Vogelmädchen

Titel: 1229 - Das Vogelmädchen
Autoren: Jason Dark
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zu tragen, aber schon allein wäre sie zu langsam gewesen. Mit einer Last auf dem Rücken erst recht.
    Sie musste nicht extra hinsehen, der Roller stand in greifbarer Nähe. Auch er bot nicht die Chance, die sie brauchte. Damit konnte sie dem Riesenvogel nicht entkommen.
    Was blieb?
    Nichts Fremdes. Nur das eigene Ich und der Mut, der in jedem Menschen steckt.
    »Sie werden uns töten, Max«, sagte Carlotta mit gepresster Stimme. »Ich weiß es, ich spüre es. Sie werden uns brutal vernichten. Sie können es sich gar nicht leisten, uns am Leben zu lassen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich spüre es.«
    Maxine saugte die Luft ein. Sie merkte, dass ihr Herz schneller schlug. Sie spürte auch die Echos der Schläge, die ihren Kopf erreichten wie ein leichter Widerhall.
    »Warum hat dich der Vogel dann nicht schon gefangen und verschluckt, Carlotta?« Sie hatte die Frage bewusst gestellt, und Carlotta zuckte mit den Schultern.
    »Weißt du es nicht?«
    »Nein!«
    »Aber ich«, flüsterte Maxine. »Ich weiß es genau, weil ich es tief im Innern spüre. Sie haben dich nicht getötet, weil sie dich brauchen. Du bist in ihren Augen etwas Besonderes, an dem sie einfach nicht vorbeigehen können. Deshalb hat man dich gelassen. Die Blonde dort auf dem Vogelrücken weiß es genau, und das fliegende Monster vielleicht auch. Bisher haben sie gedacht, dass sie einmalig wären, aber plötzlich sehen sie jemanden, der ähnlich ausgefallen ist wie sie, nur dass man beide nicht vergleichen kann, was die Ziele angeht. Du bist für sie ein Phänomen, meine Liebe.« Sie lächelte. »Und das ist deine Chance, denke ich.«
    »Und wo ist deine?«
    »Ach, lass mal.« Maxine senkte den Kopf. »Ich sehe sie im Moment noch nicht.«
    »Ich gehe nicht ohne dich, Max! Niemals…«
    »Warte es ab!«
    Carlotta wusste nicht, was sie noch dazu sagen sollte. Sie ahnte es, aber sie wollte nicht wahrhaben, dass die andere Seite nur Interesse daran hatte, sie lebend zu bekommen und ansonsten die Menschen verachtete.
    Der Riesenvogel kreiste noch immer. Sein Schatten wanderte auch weiterhin über den Sand, und noch immer war niemand alarmiert worden. Die Männer auf dem Schiff schienen die Nerven und den Überblick völlig verloren zu haben, denn sonst wäre hier schon die Hölle losgewesen.
    »Hast du auch gesehen, woher er gekommen ist, Max?«
    »Aus dem Wasser.«
    »Richtig. Aber du hast keine Erklärung, nicht wahr? Selbst du nicht, Max.«
    »Nein, die habe ich leider nicht, so Leid es mir tut. Ich hätte sie gern, ich hätte vieles gern, aber man kann wirklich nicht alles haben. Es ist für mich unerklärlich. Ich weiß nicht, woher dieser Riesenvogel gekommen ist. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein derartiges Exemplar auf dieser Welt existiert. Vielleicht ist es sogar aus einer anderen Zeit und einem anderen Raum gekommen, denn ich habe lernen müssen, dass es mehr Dinge in der Natur gibt, die man nicht sieht, als die, die wir jeden Tag präsentiert bekommen.«
    »Du denkst auch an deine Schwester, von der du mir mal erzählt hast?«
    »Ja, auch an sie.«
    Die beiden hatten es geschafft, sich völlig normal zu unterha lten, als hätte es die anderen gar nicht gegeben, aber sie waren da, und sie meldeten sich zurück.
    Zuerst erreichte sie ein heftiger Windstoß, der sogar den Sand aufwühlte und zu wandernden Figuren formte. Sofort fasste die Frau das Vogelmädchen fest und riss es zu sich heran. So bot sie Carlotta Schutz, aber sie wusste selbst, dass es nicht zählte.
    Es war hier nur die Geste, die etwas bedeutete.
    Der Vogel schwebte nieder, und die beiden schauten zu. So stark ihre Angst auch sein mochte, was sie da sahen, das riss sie schon in die Welt des Staunens hinein.
    Er schwebte und er fiel praktisch nach unten. Ein gewaltiges Tier mit mächtigen Flügeln und vergleichbar mit einem lebendigen Flugzeug, das landen wollte.
    Noch hielt der Vogel seine Flügel gestreckt. Er bewegte sie kaum und wenn dann nur leicht, um seinen Schwung zu reduzieren, wenn er landete.
    Er tat es, und beide hatten schon jetzt das Gefühl, von etwas Drohendem gefressen zu werden, weil der Schatten des Mächtigen die Umgebung zu stark verdunkelte.
    Das war wie eine lautlose Invasion aus dem All, die ohne Vorwarnung die Erde überfiel. Sie fühlten den Schatten, ihnen wurde kalt, aber es war auch die Kälte im Innern, die sie wie eine Klammer festhielt.
    Noch hatte dieses Riesentier den weichen Sandboden nicht berührt. Es ließ sich immer langsamer nach
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