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1226 - Das Versteck

1226 - Das Versteck

Titel: 1226 - Das Versteck
Autoren: Jason Dark
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ein. »Wer sind Sie überhaupt?«, fragte sie stattdessen.
    Ich wollte nicht unhöflich sein und sagte: »Mein Name ist John Sinclair. Und wie heißen Sie?«
    »Heather Plummer.«
    »Leben Sie hier allein, oder haben Sie auch Verwandte?«
    »Was geht Sie das an?«
    Ich hob die Schultern. »Es könnte sein, dass mir jemand begegnet ist, der eine gewisse Ähnlichkeit mit Ihnen hat.«
    »Mein Bruder Mason.«
    »Ah doch!«
    »Und was hat das mit mir zu tun? Was wollen Sie hier, Mr. Sinclair? Ich will Sie nicht hier haben. Ich habe Sie nicht eingeladen. Sie haben sich des Hausfriedensbruchs strafbar gemacht.«
    »Bei Bed and Breakfast?«
    »Ja.«
    »Das glaube ich nicht, Mrs. Plummer. Zum Spaß bin ich nicht hergekommen.«
    Sie stützte ihre Hände auf das Bügelbrett und schaute mir dabei direkt ins Gesicht. »Was wollen Sie dann, verdammt?«
    »Es geht um Jenny Orwell.«
    »Sie ist weg.«
    »Sehr gut. Damit haben Sie zugegeben, dass sie hier bei Ihnen gewohnt hat.«
    »Ist das ein Verbrechen?«
    »Nein, das ist es nicht. Nur wenn jemand einen Gast von Ihnen in einen Sarg steckt und ihn dann abtransportiert, um ihn an einen mir unbekannten Platz zu schaffen, finde ich das schon mehr als seltsam. Das ist gefährlich, denn das kommt einem Mordversuch gleich, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Heather Plummer sagte nichts. Sie schaute mich über das Bügelbrett hinweg an. Nach einer Weile schüttelte sie den Kopf. »Sie können sagen, was Sie wollen, ich habe diese Person nicht in einen Sarg gelegt. Ist das klar?«
    »Das glaube ich Ihnen sogar.« Ich überlegte, ob ich sie im Leichenzug gesehen hatte. Vermutlich, aber sie war mir nicht besonders aufgefallen. Da hatten mich die Menschen mehr an eine graue Masse erinnert, die sich nur langsam bewegte.
    »Wollen Sie noch was, Sinclair?«
    »Ja, Mrs. Plummer. Mich würde sehr interessieren, wo sich Ihr Bruder befindet.«
    Sie lachte leise und hämisch. »Wie steht es schon in der Bibel? Bin ich der Hüter meines Bruders?«
    »Stimmt. Aber Sie sind nicht Kain.«
    »Trotzdem weiß ich nicht, wo er sich befindet.«
    »Wohnt er hier?«
    »Was geht Sie das an?«
    »Nur so.«
    »Ja, er wohnt hier. Ist das auch ein Verbrechen?«
    »Nein. Und Sie behaupten, nicht zu wissen, wo er sich befindet?«
    »So ist es.«
    »Gut, das glaube ich Ihnen sogar.«
    »Ach wie nett.«
    Die Ironie prallte an mir ab, denn mir ging es jetzt, um ganz andere Dinge. »Warum wurde Jenny Orwell in einen primitiven Sarg gelegt? Was hatte man mit ihr vor? Wo sollte sie hingebracht werden? Auf einen Friedhof vielleicht?«
    »Ich weiß nichts.«
    »Sie lügen!«
    Aus den Augen schienen Blitze zu fliegen, so hart schaute sie mich an. Ich spürte die Welle aus Hass, die mir entgege nschwappte. In diesem verdammten Kaff reagierte keiner normal. Hier war der Hass das Gefühl, das die Menschen zusammenhielt wie eine Kette.
    »Hauen Sie ab, Sinclair. Verdammt noch mal, ich will Sie hier nicht mehr sehen. Machen Sie die Fliege.«
    Genau das würde ich nicht tun. »Wo ist Ihr Bruder, Mrs. Plummer? Wo kann ich ihn finden?«
    »Verschwinden Sie!«
    »Was hatten Sie mit Jenny Orwell vor?«
    Heather Plummer atmete stöhnend. Ich ahnte, dass sie etwas vorhatte, und ich täuschte mich nicht, denn sie griff mit einer blitzschnellen Bewegung nach dem abgestellten Bügeleisen und hielt es plötzlich wie eine Waffe in der Hand. Es schwebte über dem Bügelbrett, und die Spitze zeigte genau auf mich.
    »Es ist mein Haus. Ich lebe hier. Ich habe hier das Hausrecht. Und Sie hauen jetzt ab.«
    »Irrtum, Mrs. Plummer. Ich bleibe. Und zwar bleibe ich solange, bis ich von Ihnen eine vernünftige Antwort erhalten habe. Das hier ist kein Spaß, verstehen Sie. Jenny Orwell lebt. Allerdings mehr durch einen Zufall. Wäre es nach Ihnen gegangen, so wäre sie wahrscheinlich schon tot. Irgendwo lebendig begraben…«
    Die Frau sagte nichts. Aber sie umklammerte noch härter den Griff des Bügeleisens, als wollte sie ihn zerbrechen.
    »Hau ab!« Die beiden Worte schrie sie mir entgegen, und sogar Speichel verließ ihren Mund. Ihre Augen waren von einem Augenblick zum anderen blutunterlaufen, und mir kam es vor, als wäre das Tier in ihr erwacht.
    Dann warf sie mir mit einer kaum erkennbaren Bewegung das Bügeleisen entgegen, dessen noch helle Fläche mitten in meinem Gesicht landen sollte…
    ***
    Suko saß nicht in einem Karussell, obwohl er sich so vorkam, denn vor seinen Augen drehte sich alles. Zugleich hatte er das Gefühl, in
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