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1219 - Die Abrechnung

1219 - Die Abrechnung

Titel: 1219 - Die Abrechnung
Autoren: Jason Dark
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erkannt. Erst als er sich mir vorstellte, war mir klar, wer da gestorben ist. Mein Onkel wollte, dass ich bei seiner Beerdigung dabei bin. Ich habe es dann versprochen und bin nun hier.«
    »Ja, das stimmt wohl.« Sie hörte das Stöhnen aus der Stimme heraus. »Es ist nur sehr ungewöhnlich…«
    »Bitte.« Sendrine unterbrach ihn. »Ich möchte Ihnen wirklich keine Schwierigkeiten machen, aber es ist mir ein Bedürfnis, meinen Onkel noch mal zu sehen, auch wenn ich ihn zum letzten Mal als Kind zu Gesicht bekommen habe.« Sie hoffte, die richtigen Worte gefunden zu haben und wartete auf die endgültige Reaktion.
    Noch tat sich nichts.
    Bittend lächelte sie gegen ein Auge der Kamera. »Warum wollen Sie mir nicht diesen Wunsch erfüllen?«
    Es dauerte diesmal nicht so lange, bis sie eine Antwort erhielt. »Ja, ich habe mich entschlossen, Sie einzulassen. Warten Sie einen Augenblick, ich werde öffnen.«
    Der Augenblick dauerte ungefähr eine halbe Minute. Wahrscheinlich besprachen sich die Templer noch. Sendrine hatte den Kopf gesenkt. Sie riss sich auch zusammen, denn niemand sollte ihr den Triumph ansehen. Jedenfalls war die erste große Hürde genommen. Zudem hatte sie sich so gekleidet, dass man ihr den Besuch auch äußerlich abnehmen musste. Sie trug eine helle Bluse, darüber eine dunkle Jacke, und die Beine waren von einer ebenfalls dunklen Hose bedeckt. Sie hatte sich auch mit dem Schminken zurückgehalten und nur ein wenig Rouge auf ihre Wangen gelegt.
    Als sie den Summton hörte, klopfte ihr Herz schneller, und sie drückte die Tür auf.
    Diesmal lächelte sie.
    Aber es war ein böses Lächeln…
    ***
    Wir kannten uns beide im Garten des Klosters aus, auch wenn dort immer wieder an- und umgebaut wurde. Es war ein sehr gepflegtes Areal, in das man den kleinen Nutzgarten integriert hatte. Ansonsten wuchsen hier nicht zu hohe Bäume, die zu viel an Licht weggenommen hätten, aber trotzdem genügend Schatten spendeten, damit es nicht zu heiß wurde, wenn die Sommersonne am Himmel stand.
    Der Garten war von einer Mauer aus Stein umgeben, die nicht so leicht überklettert werden konnte. Und im Schatten dieser Mauer, auf einem Stück Rasen, war das Grab für den toten Abbé ausgehoben worden.
    Wir nahmen den direkten Weg. Unter unseren Füßen schabten die kleinen Kieselsteine gegeneinander, als wollten sie mit ihrer Musik unseren Weg begleiten.
    Die Sonne war tiefer gesunken. Allerdings stand sie noch nicht so schräg, um nicht gesehen zu werden. Ihre Strahlen fielen nur in einem anderen Winkel in den Garten und legten einen Schleier über die Beete und die Rasenflächen.
    Schatten waren trotzdem entstanden. Unter anderem dort, wo das offene Grab mit dem Erdhügel zu sehen war. Ein buschiger Kugelahorn beschützte es. Im Sommer stand er in vollem Laub. Im Winter würde er eine Decke aus Laub über das Grab legen.
    Vor dem Grab blieben wir stehen. Wir sagten beide nichts und hingen unseren Gedanken nach. Ich beschäftigte mich mit der Vergangenheit. Vieles tauchte wieder auf, was der Abbé, meine Freunde aus London und ich gemeinsam erlebt hatten.
    Manches Mal hatten wir durch die Hölle gehen müssen. Ich dachte an die Erblindung des Templer-Führers und daran, dass er sie nur verloren hatte, weil ich den Dunklen Gral aus meinen Händen gegeben hatte, der sich seit dieser Zeit in Avalon befand.
    Ich musste einfach sprechen und sagte zu Suko: »Nichts ist ewig. Nichts ist für immer.«
    »Stimmt.«
    »Es hat mich nur geschockt, dass alles so schnell und plötzlich passierte. Praktisch ohne Vorwarnung. Das hätte ich beim besten Willen nicht voraussehen können.«
    »Kann das jemand?«
    »Nein. In der Regel nicht.«
    »Ich sehe es als ein gutes Omen an«, sagte Suko. »Ich möchte meine Zuk unft gar nicht wissen, und das meine ich ehrlich.«
    »Es wäre auch schlimm.« Da stimmte ich Suko voll und ganz zu. Aus diesem Grunde hatte ich es auch vermieden, mich näher mit dem Rad der Zeit zu beschäftigen, das in Aibon einen sicheren Platz gefunden hatte. Es hätte mir die Zukunft zeigen können, wenn es nach rechts gedreht worden wäre, aber das wollte ich nicht, denn ich hatte bereits meine schrecklichen Erfahrungen machen müssen und den Tod meiner Eltern vorausgesehen. Immer wenn die Zukunft präsent wurde, war der Tod nahe.
    Man konnte auf diesen Wegen im Garten nicht lautlos gehen.
    So hörten wir das Knirschen hinter uns. Jemand näherte sich uns und dem Grab, und so drehten wir uns um.
    Zwei Personen kamen auf
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