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1209 - Die Pest-Gitarre

1209 - Die Pest-Gitarre

Titel: 1209 - Die Pest-Gitarre
Autoren: Jason Dark
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dort herum, um zu kreischen und zugleich auf irgendwelchen Instrumenten zu spielen.
    Pee lachte, obwohl er es nicht wollte. »He!«, rief er dann.
    »He, ihr Geister! Wer seid ihr?« Mit der Gitarre und seinem freien Arm führte er wilde Bewegungen durch. »Seid ihr Freunde? Steht ihr auf meiner Seite? Los, gebt Antwort! Sagt doch was, zum Teufel! Hat euch der Teufel geschickt? Seid ihr aus der Hölle?« Er musste über seine eigenen Worte gellend lachen, schleuderte dabei den Körper herum und hätte beinahe seine Gitarre verloren. Im letzten Augenblick griff er nach, sodass er sie festhalten konnte.
    Um ihn herum entstand ein Wispern. Diesmal sah er nichts.
    Er hörte nur die Geisterstimmen. Er schaute in die Dunkelheit.
    Sein Gesicht hatte einen gespannten Ausdruck angenommen.
    »He, wollt ihr nicht?«
    Keine Antwort.
    »Dann passt mal auf!«, flüsterte Pee. Mit einer gekonnten und trotzdem lässig anmutenden Handbewegung schlug er alle sechs Saiten an, sodass die Klänge wie eine Botschaft durch den großen Raum wehte.
    Die Luft zitterte. Schwach, sehr schwach malten sich die Geistergestalten mit ihren zerfließenden Gesichtern und Körpern ab, die dann verschwanden, als der letzte Ton verklungen war.
    Pee ließ sein Instrument sinken. Diesmal blieb er auf der Stelle stehen und sagte nichts mehr. Er musste einfach nachdenken, denn ihm war etwas widerfahren, mit dem er nie gerechnet hätte.
    Aber die Tatsachen sprachen dafür.
    Mit einer langsamen Handbewegung und die Finger dabei gespreizt, strich er von oben nach unten über sein Gesicht hinweg. Der Mund blieb dabei vor Staunen offen, aber er hatte es begriffen.
    »Ich habe die Geister beherrscht…«
    Er sprach es nur leise aus. Doch es blieb nicht dabei. Er musste es loswerden, und Pee wehrte sich nicht mehr gegen sein Gefühl. Ich beherrsche die Geister! Es war zunächst nur wieder ein Gedanke, der jedoch raus musste. Und er schrie ihn, schrie, schrie und schrie, bis er irgendwann nicht mehr konnte, auf die breite Ledercouch zulief und sich bäuchlings darüber warf. Von nun an war Pee zu einem anderen Menschen geworden…
    ***
    Die Kellner sahen aus, als hätten sie keine Lust mehr, irgendwelche Gäste zu bedienen, was kurz vor Mitternacht auch verständlich war.
    Zudem gab es nur noch zwei Gäste in dem kleinen Thai-Restaurant.
    Zwei Männer. Der eine hieß Bill Conolly, der andere war ich, John Sinclair.
    »Sei nicht sauer, John.«
    Ich grinste. »Bin ich nicht. Wieso sollte ich auch sauer sein? Außerdem hatte ich an diesem Abend nichts anderes vor.«
    »Doch, du bist sauer. Wäre ich ja auch.«
    »Haha, ich bin aber nicht du.«
    Bill blickte auf seine Armbanduhr. »Mitternacht«, sagte er, »bis Mitternacht warten wir noch. Wenn er bis dahin nicht gekommen ist, machen wir die Fliege.«
    »Das dauert noch knapp fünfzehn Minuten.«
    Mein Freund grinste. »Die Zeit kriegen wir doch rum - oder?«
    »Klar, kein Problem.« Ich rückte mit dem Stuhl etwas zur Seite und schlug die Beine übereinander. Bill wollte sich hier mit einem Informanten treffen, der angeblich einen Werwolf gesehen hatte. Unter diesen Zeugen gab es natürlich viele Spinner, auf der anderen Seite wollte er jeder Spur nachgehen.
    Es konnte ja ein Fünkchen Wahrheit daran sein. Bill hatte mich gefragt, ob ich ihn begleiten wollte. Aus alter Freundschaft hatte ich zugestimmt. Bill hatte das Essen spendiert, das scharf und trotzdem ausgezeichnet gewesen war, und jetzt saßen wir uns gegenüber und warteten.
    Die Zeit war schnell vorbeigegangen. Er hatte viel zu erzählen gehabt, ich natürlich auch, nur mit der Trinkerei hatten wir uns zurückgehalten.
    Bill musste fahren, und ich wollte nicht eben mit einem dicken Kopf am anderen Morgen aufwachen.
    Wir saßen in einer Nische und konnten nur nach einer Seite hinausschauen. Ansonsten waren wir von Bambusstäben umgeben.
    Eine Melodie ertönte. Bill hatte sein Handy auf sehr leise gestellt. Er zuckte zusammen, warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu und meldete sich.
    »Du, Sheila?«
    Ich war wieder hellwach, als ich den Namen von Bills Frau hörte. Was sie sagte, bekam ich nicht mit, aber Bills Gesichtsausdruck wurde auf keinen Fall fröhlicher.
    »Ja, dann gehen wir jetzt. Bis später.«
    »Und?« fragte ich.
    Bill schaute auf sein Handy, als könnte es ihm eine Antwort geben.
    »Nichts mehr, John. Der Typ hat bei uns zu Hause angerufen. Er kommt nicht.«
    »Tatsächlich?«
    »Wenn ich es dir sage.«
    »Und warum kommt er nicht?«
    »Das
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