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1209 - Die Pest-Gitarre

1209 - Die Pest-Gitarre

Titel: 1209 - Die Pest-Gitarre
Autoren: Jason Dark
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hast du die einmalige Chance. Nimm sie wahr. Sie kommt nicht wieder.«
    Wir befanden uns in einem ziemlich großen Wohnwagen. Auf einem Tisch lag die magere Gestalt eines alten Mannes mit weißen Haaren.
    Auch er wurde vom Sturm der Geister umweht, und mich umschwebte ebenfalls der Pestgeruch, wie ein Parfüm aus der Hölle.
    »Ja!«, schrie Alex und packte zu.
    Im gleichen Moment hatte ich mich abgestoßen. Ich flog auf ihn zu, ich prallte gegen seinen Rücken und erkannte trotzdem, dass er die Gitarre berührte. Durch meinen Aufprall rutschte seine Hand ab. Er selbst taumelte nach links weg, und schleuderte von einer Kommode kleine Andenken zu Boden.
    Ich hatte freie Sicht auf Pee.
    Lange brauchte ich ihn nicht anzuschauen, um zu wissen, dass er besessen war. Er lachte mich geifernd an.
    Und ich sah hinter ihm eine Gestalt in grünlichem Geisterlicht.
    Sie besaß einen Körper, der zum großen Teil schon den Zustand der Verwesung erreicht hatte. Dunkles Fleisch und auch Hautfetzen hingen wie alte Lappen von den Knochen herab.
    »Gib sie mir!«, verlangte ich.
    »Kannst du spielen?«
    »Bestimmt!«
    »Da hast du sie!«
    Einen Atemzug später drückte mir Pee die Pest-Gitarre zwischen die Hände…
    Ob ich wollte oder nicht, ich musste sofort an die tote Ruby denken und daran, in welch einem Zustand wir ihren Körper vorgefunden hatten. Stand auch mir das gleiche Schicksal bevor?
    Pee war einen Schritt zurückgegangen und lachte. Den genauen Grund wusste ich nicht. Es konnte sein, dass er sich über mich amüsierte, aber auch darüber, dass er von der unheimlichen und halbverwesten Gestalt festgehalten wurde, die in diesem Augenblick zu einem teuflischen Schutzengel geworden war.
    Ich spielte noch nicht.
    Ich ließ mich auch nicht aus der Ruhe bringen. Um mich herum toste der Sturm der Geister. Das war mir egal. Es ging mir einzig und allein um die verdammte Gitarre.
    Ich hängte sie um. Es war richtig, ich hatte in meinem Leben noch keine Gitarre gezupft, auch jetzt würde ich keine Klänge produzieren, die des Zuhörens wert waren. Aber darauf kam es nicht an. Ich hatte etwas anderes vor.
    Pee beobachtete mich genau. In seiner unmittelbaren Nähe stand noch immer diese schaurige Jenseitsgestalt, um ihm den nötigen Schutz zu geben.
    »Spiel!«, brüllte er mich an. »Oder hast du Angst?«
    »Nein, denk das nicht. Ich möchte nur eine bestimmte Vorbereitung treffen!«
    »Welche?«
    »Schau genau hin, Pee!«
    Ich hätte mit der rechten Hand die Saiten berühren müssen, stattdessen ließ ich sie in die Tasche gleiten, denn dort hielt ich das Kreuz verborgen.
    Ich holte es hervor, hielt es allerdings noch in meiner rechten Hand so gut wie möglich verborgen. Erst zwei Sekunden später, als sich meine Hand den Saiten näherte, wurde der obere Teil von ihm sichtbar, und mit ihm schlug ich die Saiten an.
    Was dann passierte, war mörderisch!
    ***
    Zuerst hörte ich einen irren, kaum noch als menschlich zu bezeichnenden Schrei.
    Pee, der seinen Mund weit aufgerissen hatte, kippte zur Seite weg. Er riss dabei die Arme in die Höhe und wurde von der grünlichen, halb verwesten Gestalt gehalten.
    Die Geister um mich herum drehten durch. Ich vernahm kein Brausen mehr, sondern so etwas wie grauenvolle Rufe, die erklangen, weil sie dicht vor der endgültigen Vernichtung standen.
    Sie brüllten ihr Elend hinaus. Sie drehten Kreise, sie bildeten einen Sog um Pee und die fürchterliche Gestalt herum. Sie zerrten und rissen an ihnen, während ich dabei war, Töne zu produzieren.
    Ich schlug mit dem oberen Teil des Kreuzes gegen die Saiten, die völlig andere Töne produzierten. Das waren keine Melodien mehr. Das klang so, als wäre Glas dabei zu zerspringen.
    Mein Kreuz strahlte jedes Mal auf, wenn es mit den Saiten in Kontakt kam. Die Töne erinnerten mich immer stärker an das Jaulen einer gequälten Kreatur.
    Dann zersprang die erste Saite! Sie schnellte zur Seite hin und zugleich nach oben weg, sodass sie mir nichts tat. Ich hörte noch das leise singende Geräusch, dann sah ich sie aufglühen und vergehen. Sie verbrannte in der Luft.
    Das gleiche passierte mit der zweiten und dritten Saite, die beide aus ihrem Verbund sprangen und ebenfalls verglühten, als wären sie in einen Ofen gesteckt worden.
    Jetzt klangen die Töne noch anders. Ich kümmerte mich nicht darum und spielte weiter. Die Gitarre zuckte in meinem Griff.
    Ich malträtierte sie mit dem Kreuz und sorgte dafür, dass auch die verdammte vierte Saite
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