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1208 - In den Katakomben von Starsen

Titel: 1208 - In den Katakomben von Starsen
Autoren: Unbekannt
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Rosters Höhlenkammer von jenem Schacht entfernt lag, in dem Kerzl ihnen über die Sinnlosigkeit ihres Verhaltens gepredigt hatte. Die Sprache war nie darauf gekommen, welcher Methode Roster Roster sieh bedient hatte, die beiden Ahnungslosen zu fassen und in seine Höhle zu verschleppen.
    Jen Salik konnte nur ahnen, was mit Najra und Oulod gemeint war.
    Aus der Kammer gelangten sie in einen schmalen Stollen, dessen Wände verrunzelt und hundertfältig verfaltet wirkten. Ihre Farbe war ein trübes Grau. Schmarotzerpflanzen, die die älteren Abschnitte der Kavernenwelt zu bevorzugen schienen, wuchsen in Hülle und Fülle. Es war ziemlich hell.
    Roster Roster versah seine Aufgabe als Wegführer nahezu wortlos. Nur einmal, als er in einen Seitengang abzweigte, der so eng war, daß Jen Salik sich stellenweise seitwärts bewegen mußte, sagte er: „Seid nicht erstaunt, wenn die Umwelt sich abrupt verändert."
    Als der Gang sich weitete und auf einen breiten Korridor mündete, sah Jen Salik, was die Warnung zu bedeuten hatte. Die Wände des Korridors waren glatt und sanft gewölbt. Es ging ein intensives, goldenes Leuchten von ihnen aus. Schmarotzerpflanzen waren nirgendwo zu sehen. Unwillkürlich zog Salik den Zellaktivator hervor und sah, daß er bedeutend intensiver strahlte als zuvor.
    Kerzls Worte kamen ihm in den Sinn. „Mitunter liegen Orte, die du für weit voneinander entfernt hältst, in Wirklichkeit ganz nahe beisammen." Der enge Seitengang - war er womöglich eine Art räumlicher Schleuse gewesen, die von einem Punkt der Unterwelt übergangslos zu einem anderen, weit entfernten führte?
    „Ich spüre den Schmerz", sagte Roster Roster. „Von jetzt an tun wir gut daran, uns zu beeilen. Wir müssen dem Zentrum der Unterwelt so nahe wie möglich kommen, bevor mir der Leib zu Stein erstarrt."
    In dem Blick, mit dem Jen Salik das fremdartige Wesen musterte, lag Hochachtung. Roster Rosters Gestalt war in eine diffuse Aura gehüllt, deren Leuchten Ähnlichkeit mit der Strahlung der Wände auf wies.
    Mitunter bildeten sich Protuberanzen aus, die wie dünne Nebelfahnen davon wehten, auf die Felswände zustrebten und von ihnen aufgesogen wurden. Es war eine unmißverständliche Demonstration des Prozesses, der Roster Roster die Lebenskraft aus dem Körper sog. Der Leib des Kundschafters hatte längst jenen feuchten Glanz verloren, durch den Saliks und Wöleböls Phantasie angeregt worden war, ihn mit einem Schwamm zu. vergleichen. Es war klar: Die Versteinerung hatte begonnen und schritt mit erschreckender Geschwindigkeit fort.
    Roster Roster, auf seinen hohen Stelzenbeinen, schlug ein Tempo an, dem Jen Salik und Wöleböl kaum zu folgen vermochten. Der Meykatender kam mit seinen hüpfenden Sprüngen nicht nach und mußte immer öfter seine Schwingen zu Hilfe nehmen. Er schien sich von seinen Verwundungen inzwischen völlig erholt zu haben. Die leuchtenden Felswände waren parteiisch: Sie sogen Roster Rosters Lebenskraft in sich auf, aber sie gaben Wöleböl die seine zurück.
    Die Szenerie änderte sich jetzt rascher. Der goldene Korridor beschrieb eine weit ausholende Biegung.
    Dabei führte er in sanfter Neigung in die Tiefe. Ein rhythmisches, knirschendes und schabendes Geräusch ließ Jen Salik aufhorchen. Es kam von Roster Rosters Gehbewegungen. Bisher waren seine Schritte geräuschlos gewesen. Aber je heller die Aura wurde, die ihn umgab, je mehr Lebenskraft er an die leuchtenden Wände verstrahlte, desto deutlicher machten sich die Folgen der Versteinerung bemerkbar. Es bereitete Salik seelische Pein, sich vorzustellen, welche Schmerzen der Kundschafter der Kosmokraten empfand.
    Der Korridor mündete in einen gewaltigen Felsendom. Der Fels ringsum leuchtete so intensiv, daß innerhalb der mächtigen Halle tagesgleiche Helligkeit herrschte. Jen Salik sah sich um. An den Wänden des Domes entlang zogen sich, Balustraden gleich, Felsleisten entlang. Er hatte das Gefühl, in eine Versammlungshalle geraten zu sein.
    „Weiter kann ich nicht mehr", ächzte Roster Roster. Er war stehen geblieben. Die Oberfläche seines Körpers war ein düsteres, mattes Grau. Falten und Risse waren entstanden. „Seht dort drüben... den Ausgang. Dort führt der Weg weiter..."
    Jen Salik sah sich um. Er identifizierte ohne Mühe den Stollenmund, von dem Roster Roster sprach. Er lag auf der gegenüberliegenden Seite des Domes. Er sah aber auch die Baumgestalten, die aus Öffnungen weiter oben an der Wand der großen Felsenhalle
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