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12 – Das Raetsel von Chail

12 – Das Raetsel von Chail

Titel: 12 – Das Raetsel von Chail
Autoren: Atlan
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um, dann knüpfte er ein grobmaschiges Netz, das er an den Stangen befestigte. Die so entstandene provisorische Trage hängte er in die Halteschlaufen ein. Nachdem er die Trage mit Blättern und Gras gepolstert hatte, bettete er den Verletzten darauf und band ihn fest, damit er während des Transports nicht herunterfiel; Isun war noch immer ohnmächtig.
    Snowar nahm seinen Rucksack auf, fasste das erste Murl am Zügel und zog die Tiere mit sich. Im Schritttempo bewegte sich der Zug vorwärts.
    Der Chailide hielt nicht direkt auf Syrgan zu, sondern umging die Stadt in einem Halbkreis und näherte sich ihr von der Seite. Der Weg durch die Felder erschien ihm ungefährlich; er wurde nur von den Syrganern benutzt, die auf den Äckern gearbeitet hatten und nach Hause zurückkehrten. Snowar konnte sich nicht vorstellen, dass dort irgendwelche Fanatiker lauerten. Dennoch war er auf der Hut.
    Wachsam, nach allen Seiten sichernd, bewegte er sich durch das Gelände auf die Rückseite seines Hauses zu. Zwar fiel ihm auf, dass zu dieser Tageszeit bei Vilot schon Licht brannte, heller und gleichmäßiger, als es Fackeln und Öllampen erzeugten, doch er dachte nicht weiter darüber nach. Er war vollauf damit beschäftigt, den Verletzten ohne Zwischenfall in sein Heim zu bringen und nach möglichen Gegnern Ausschau zu halten.
    Unangefochten erreichte Snowar das doppelstöckige Ziegelgebäude, in dem er wohnte. Er zog die Murlen auf den Hof und schloss das Tor hinter ihnen. Erleichtert atmete er auf. Bis jetzt war alles gut gegangen.
    Wie immer saß Ystag vor seiner Hütte und meditierte. Der alte Mann nahm keine Notiz davon, was um ihn herum vorging. Der Tuchmacher band die Murlen an und nahm vorsichtig den Verletzten auf, dann trug er den noch immer Bewusstlosen ins Haus.
    Auf dem Weg nach oben begegnete ihm Elgin. Die junge Frau war heute nicht draußen gewesen und hatte sich ausschließlich um den Haushalt gekümmert.
    »Was ist mit ihm?«, fragte sie naiv.
    »Er ist verletzt.«
    »Soll ich ihn pflegen?«
    »Ja, später. Elgin, sei so gut und laufe zu Cendran. Sage ihm, dass hier jemand ist, der seine Hilfe braucht, und bitte ihn, zu kommen.«
    Die junge Frau lief davon. Der Chailide brachte Isun in seinen Schlafraum und bettete ihn auf das einzige Lager, dann ging er hinaus und kehrte mit einem Krug Wasser und einem Becher zurück. Der Jäger war inzwischen zu sich gekommen.
    »Wo bin ich?«
    »Du bist in meinem Haus und damit in Sicherheit.« Zufrieden blickte der Tuchmacher auf seinen Artgenossen herab. »Bald wird es dir besser gehen. Ich habe nach dem Heiler geschickt.«
    »Ich wollte nicht nach Syrgan«, sagte der Verletzte mit schwacher Stimme. »Ich muss meine Gefährten warnen.«
    »Von diesem Unsinn will ich nichts mehr hören.« Der Ältere wirkte verärgert. »Hier, trink!«
    Er reichte dem anderen den gefüllten Becher. Isun ergriff ihn dankbar und leerte ihn in einem Zug.
    »Gibst du mir noch einen Schluck?«
    Der Tuchmacher schenkte erneut ein und stellte den Krug ab. »Bedien dich, wenn du Durst hast. Soll ich dir etwas zu essen bringen? Frische Früchte vielleicht?«
    Der Jüngere verneinte. »Wohin gehst du?«
    »Ich muss mich um die Murlen kümmern und sie versorgen. Und dann ist da ja auch noch das Wild. Es wäre schade, wenn es verderben würde.«
    »Es gehört dir, Snowar. Hast du meinen Umhang fertig?«
    »Hast du daran gezweifelt?« Der Tuchmacher lächelte. »Ich werde ihn dir zeigen. Warte einen Moment.«
    Snowar verließ das Zimmer und kam wenig später mit einem farbenprächtigen Gewand zurück. Die Augen des Jägers leuchteten auf. Schlagartig fühlte er sich besser. »Du bist ein wirklicher Künstler, Snowar«, sagte er ohne Pathos. »Ich kenne niemanden, der sein Handwerk besser versteht als du.«
    »Lassen wir das«, wehrte der Chailide ab. »Das Wichtigste ist, dass du wieder zu Kräften kommst – und dass du vergessen kannst. Nicht alle Syrganer sind so roh und hinterhältig.«
    Snowar wollte sich entfernen, doch Isun hielt ihn zurück. »Warte! Du hast vorhin erwähnt, dass Crusoks Anhänger für diese Tat verantwortlich sein sollen. Wer ist Crusok?«
    »Ein Meditierender«, war die knappe Antwort.
    »Das verstehe ich nicht.« Ungläubig sah der Jäger sein Gegenüber an. »Kein Meditierender ruft zur Gewalt auf.«
    »Wir befinden uns nicht in Ungilara, sondern in Syrgan«, erinnerte Snowar. Ein wenig verstimmt fuhr er fort: »Dafür kommen auch keine Roxharen zu uns, die Leute abholen, wie es
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