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1191 - Im Schattenreich der Yo

Titel: 1191 - Im Schattenreich der Yo
Autoren: Unbekannt
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die Arachniden überhaupt ein Knochengerüst besaßen. Aber das schien in diesem Augenblick von untergeordneter Bedeutung. Arnemar Lenx und seine Begleiter hatten offenbar keine Ahnung von der Gefahr, die ihnen drohte. Ihre Vorfahren hatten die Weltraumfarm vor wer weiß wie vielen Generationen aufgegeben, und keiner von ihnen hatte mehr eine Ahnung, mit welchen Tücken der rotierende Zylinder aufwartete. „Jetzt, sofort!" bellte der Waffenmeister. „Vergeßt eure Rückstoßrohre nicht."
    Ohne Arnemar Lenx' Reaktion abzuwarten, schloß er den Helm seiner SERUN-Montur und glitt die Rampe hinab aufs Unterdeck. Er hörte Geräusche in seinem Helmempfänger, der auf eine der Frequenzen der Gharwos geschaltet war. Clifton Callamons Stimme dröhnte: „Beeilt euch! Der Mann weiß, wovon er spricht. Die Fähre stürzt ab!"
    Leo Dürk öffnete die Schleuse. Während er den Riegelmechanismus betätigte, hörte er Arnemar Lenx protestieren: „Mattsabin darf nicht zurückgelassen werden. Wir müssen ihn benachrichtigen."
    Der Admiral knurrte etwas Unverständliches. Inzwischen hatte Leo Dürk die Schleuse betreten und das Schott hinter sich geschlossen. Undeutlich und wie aus weiter Ferne hörte er eine dritte Stimme: „Das ist unnötig. Mattsabin weiß bereits Bescheid."
    Das mußte Mattsabin selbst sein; anders ergab es keinen Sinn. Der Waffenmeister erinnerte sich später, daß er sich in diesem Augenblick flüchtig gewundert habe, wo der verräterische Gharwo sich wohl versteckt halten mochte. Lange allerdings hing er dem Gedanken nicht nach. Er mußte nach draußen; das war sein dringendstes Anliegen. Nur von außerhalb der Fähre ließ sich erkennen, wie schnell TIENX' Absturz sich vollzog und wieviel Zeit denen an Bord noch blieb, sich in Sicherheit zu bringen.
    Viel zu langsam für seine Begriffe saugten die Pumpen die Luft ab. Als das Außenschott sich öffnete, zwängte er sich, so rasch er konnte, durch die entstehende Öffnung. Das Bild, das sich ihm bot, war ungewohnt. Aus weniger als fünfhundert Metern Entfernung sah er die graubraune Fläche erstarrten Humus und die breiten, leuchtenden Streifen, die sich die Wandung des Zylinders entlangzogen.
    Er wandte sich um und musterte den ungefügen Kasten der Fähre. Die Umgebung des Zylinders verlieh dem Anblick Perspektive. TIENX hing schräg in der Leere des Raums und entfernte sich von dem stählernen Strang, der ihr bisher als Schiene gedient hatte, mit einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde. „Ihr macht euch besser ans Aussteigen", trompetete er ins Mikrofon des Helmfunks. „Zwei oder drei Minuten noch, und die Fähre schlägt auf."
    In Wirklichkeit hatte er keine Ahnung, wie lange es noch dauern würde. Aber er wußte, daß TIENX' Sturz sich um so mehr beschleunigte, je weiter sie sich vom Strang entfernte. „Wir sind unterwegs", kam Clifton Callamons mürrische Antwort. „Es fällt mir schwer genug, diese Narren zu überzeugen ..."
    Mehr hörte Leo Dürk nicht. Es wurde unglaublich hell am Rand seines Blickfelds. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte er, die Fähre sei explodiert. Dann traf ihn ein mörderischer Schlag gegen die rechte Schulter, und er wirbelte in Richtung der graubraunen Felder davon.
     
    *
     
    Das nächste, was Leo Dürk wahrnahm, war eine donnernde Stimme in seinem Helmempfänger: „Hinter dir, Leo! Um Himmels willen, weich ihm aus!"
    Noch halb bewußtlos, gurgelte der Waffenmeister einen Befehl an die Steuereinheit des Gravo-Paks. Gleichzeitig aktivierte er den Individualschirm. Seine Reaktion, ausgelöst durch Clifton Callamons verzweifelten Warnschrei, kam um keine Zehntelsekunde zu früh. Ein zweites Mal leuchtete es hinter ihm auf. Wabernde, bunte Lichter tanzten in der Hülle des Schirmes, als er die tödliche Energie des Strahlschusses absorbierte.
    Dann aber hatte Leo Dürk den ersten Schock der Überraschung von sich abgeschüttelt. Er war waffenlos. Es ging um sein Leben. Der Teufel mochte wissen, woher Mattsabin den unbändigen Haß bezog, der ihn dazu bewog, den beiden Terranern unter großem persönlichen Risiko und selbst gegen den Willen seines Anführers nachzustellen. Aber sich darüber den Kopf zu zerbrechen, war jetzt nicht die Zeit. Leo wirbelte herum. Der erste Treffer hatte ihn über einhundert Meter weit von der Fähre entfernt. Er trieb mit zunehmender Geschwindigkeit auf die Wand des Zylinders zu. Das war kein ernstes Problem. Das Gravo-Pak würde ihn vor dem Absturz bewahren. Aber wo war
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