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1181 - Die Clansmutter

Titel: 1181 - Die Clansmutter
Autoren: Unbekannt
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nichts mehr für die Clansmutter tun konnten, empfand er ihre Anwesenheit in F'durnaddes privaten Gemächern als störend und unangenehm, fast schon als ein Sakrileg. Da er aber ein höflicher Voche war, behielt er diese Empfindung für sich und wartete geduldig, bis sie endlich bereit waren. Er befahl Ahany, sie zu ihrem Raumschiff zu führen. Er selbst blieb, bis der letzte von ihnen den Raum verlassen hatte, und er achtete sorgfältig darauf, daß nichts von ihnen zurückgelassen wurde. Dann ging auch er hinaus, betrachtete traurig die zerstörte Tür, die sich nicht schließen ließ, und folgte den Fremden, weil er nicht wußte, was er sonst hätte tun sollen.
    Die Spezialisten und die Leute vom Einsatzkommando lieferten ausführliche Berichte über alles, was sie in dem riesigen Objekt gesehen hatten, aber viel kam dabei nicht heraus. Einige erklärten, manche Voche hätten die Station mit einer Bezeichnung belegt, die die Translatoren rätselhafterweise mit „Aquarium" übersetzten. Es gab zahlreiche Anzeichen dafür, daß die Station für eine Vielzahl höchst unterschiedlicher Wesen gebaut worden war, aber wie es schien, hatten in letzter Zeit nur die Voche und die Clansmutter darin gelebt. Man hatte allerdings auch versiegelte Kammern gefunden, die die Voche als „Brutkästen" bezeichneten, und vor denen sie große Scheu empfanden. Die Voche selbst benutzten die Kammern nicht, und sie behaupteten, daß selbst F'durnadde diese Räume niemals betreten hatte.
    Die Voche selbst gaben einige Rätsel auf. Sie waren anfangs unfähig gewesen, mit den Rebellen aus ihren eigenen Reihen fertig zu werden, weil sie vor jeder Art der Gewaltanwendung zurückschreckten.
    Aber auch die Rebellen selbst hielten sich zunächst an ungeschriebene Gesetze, über die kein Voche sprechen konnte oder wollte. Aber je länger die Raumfahrer sich in diesem merkwürdigen „Aquarium" aufgehalten hatten, desto rabiater wurden die Voche. Die Rebellion an sich war zerschlagen, aber plötzlich schienen selbst die, die lauthals um Hilfe gegen die Rebellen geschrien hatten, in immer stärkerem Maß bereit zu sein, ihrerseits regelrechte Ein-Mann-Rebellionen anzuzetteln. Die Voche reagierten um so unberechenbarer, je weiter sie vom Quartier der Clansmutter entfernt waren, und die Leute vom Einsatzkommando waren schließlich sehr froh gewesen, als sie die Station verlassen konnten.
    Der Verdacht drängte sich auf, daß die Clansmutter einen ordnenden Einfluß auf die Voche ausgeübt hatte. Damit ergab sich ganz von selbst die Frage, ob der Tod der Clansmutter nicht auch viel weiterreichende Folgen haben mochte. Über die Clansmutter selbst wußte man noch immer herzlich wenig. Nur in einer Hinsicht hatte man Gewißheit: Sie war wahrhaftig und ohne jeden Zweifel tot.
    Die Galaktische Flotte und die Flotte der Kranen zogen weiter, ihrem eigentlichen Ziel entgegen, und vorläufig gab es keine Anzeichen dafür, daß der Tod der Clansmutter zusätzliche Schwierigkeiten hervorrief. Beide Flotten blieben unbehelligt.
     
    *
     
    Stira wartete, bis die Fremden die Station verlassen hatten, und selbst dann glaubte sie, noch immer den fremdartigen, stampfenden Rhythmus ihrer großen, schweren Füße zu hören. Nach einiger Zeit wurde ihr indessen klar, daß die Geräusche, durch die sie sich gestört fühlte, einer anderen Quelle entstammten: In der Station herrschte ein wildes Durcheinander. Voche rannten ziellos umher, und an vielen Stellen wurde gekämpft. „Was soll nun aus uns werden?" fragte Stira, und sie sah F'durnadde hoffnungsvoll an. Mußte die Clansmutter nicht einschreiten und sich erheben, wenn sie die Not ihrer Kinder spürte?
    Aber F'durnadde spürte nichts mehr, und sie blieb so kalt, regungslos, und gleichgültig wie alle toten Gegenstände.
    Die Voche hatten seit unzähligen Generationen unter F'durnaddes Obhut gelebt, und Stira - wie alle anderen auch - war nicht imstande, das so schnell zu vergessen. Sie war nicht einmal fähig, Zorn zu empfinden, weil die Clansmutter ihre Kinder niemals gelehrt hatte, ohne ihren Einfluß zu leben. Es kam ihr nicht in den Sinn, ihr neues Leben als eine Existenz in „Freiheit" zu betrachten, denn sie hatte sich nie zuvor so unfrei gefühlt wie jetzt, als sie vor dem Leichnam der Clansmutter stand.
    Genaugenommen war Stira noch immer nicht imstande, die Tatsache zu akzeptieren, daß F'durnadde nicht mehr war. Es schien ihr eher, als wäre sie selbst tot - ganz tief innen drin, wo es einst Gefühle
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