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118 - Der Unersättliche

118 - Der Unersättliche

Titel: 118 - Der Unersättliche
Autoren: Dämonenkiller
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Mund nicht zu voll", sagte er drohend. „Sonst schicke ich dich in die Gosse zurück, du billiges Flittchen."
    Sie straffte sich und erwiderte seinen Blick.
    „Ich erwarte ein Kind von dir."
    „Das hast du dir so gedacht." Er lachte schallend. Seine Alkoholfahne schlug ihr ekelerregend ins Gesicht und raubte ihr fast den Atem. „Aber so was zieht nicht bei mir. So klug waren viele andere schon vor dir. Frag Rose, Karla, Fernanda und die anderen."
    Er führte sie vom hell erleuchteten Teich fort. Im Hintergrund schüttelte Lonrival da Silva tänzelnd seine Adja. Seine Begleiterinnen sangen melancholisch.
    „Was willst du damit sagen?" fragte Marcia unsicher.
    Marcos Freyre nahm einen letzten Schluck aus seinem Glas und warf es achtlos hinter sich.
    „Wir machen es heute nacht noch weg", sagte er brutal. „Lonrival weiß Bescheid."
    Er stieß sie in die Richtung des unermüdlich tänzelnden Hohepriesters. Jetzt erst wurde Marcia bewußt, daß Lonrival da Silva im Ruf stand, einer der größten Geistheiler Brasiliens zu sein. Selbst anerkannte Mediziner hatten eingestehen müssen, daß er die schwierigsten Operationen mit primitivsten Hilfsmitteln und unter fragwürdigsten Bedingungen durchführte. Man sagte ihm nach, daß er im Besitz magischer Kräfte sei…
    Marcia schrie gequält auf. Aber dann sah sie das dunkel bebrillte Gesicht des Ogas vor sich. Sie meinte zu sehen, daß ihr seine glühenden Augen durch das dunkle Glas entgegenstarrten… Und da war sie in seinem Bann.
    Mit spitzen unverständlichen Ausrufen setzte er sich in Bewegung. Seine drei Begleiterinnen nahmen Marcia in die Mitte, und so näherten sie sich tanzend dem Haus.
    Marcia konnte keinen klaren Gedanken fassen. Alles drehte sich um sie, und die Welt zuckte im Samba-Rhythmus. Die Gläser unter ihren Füßen wiegten sich im gleichen Takt, und die Äste der Sträucher und Bäume bogen sich mit ihrem Körper.
    Wie im Traum sah Marcia ein Mädchen auftauchen. Trotz der beginnenden Trance erkannte sie Karla, die derzeitige Favoritin von Marcos. Sie lachte - hämisch, wie es Marcia schien. Lonrival da Silva scheuchte sie mit Zischlauten davon.
    Doch Karla ließ es sich nicht nehmen, Marcia zuzurufen: „Es tut nicht weh! Du wirst sehen. Der Schock kommt erst danach, wenn du erfährst, was Marcos mit deinem Abortus gemacht hat."
    Marcia bildete sich ein, daß Karla zum Teich deutete, aber sicher war sie sich nicht. Sie schrie auf. Aber da hatten sie das Haus erreicht.

    Da war das Schlafzimmer. Über das runde Bett war ein weißes Leintuch gebreitet worden. Der Oga drängte Marcia mit Tanzbewegungen auf das Lager. Sie bog ihren Körper nach hinten, die Beine gespreizt, und ließ sich einfach fallen.
    Die Priesterinnen hatten ihre Instrumente weggelegt. Sie fingen Marcias schlanken Körper geschickt auf und betteten ihn auf das blütenweiße Leinen. Ihre flinken Finger nestelten an ihrer Kleidung, und ehe sie sich versah, war sie nackt.
    Unter dem beschwörenden Gemurmel der drei Frauen erlahmte Marcias letzter Widerstand. Sie ließ alles mit sich geschehen, als sei sie eine Unbeteiligte.
    Der
Curandeiro,
wie Lonrival da Silva als Geistheiler genannt wurde, setzte eine volle Schnapsflasche an die Lippen, während seine Assistentinnen mit dem Zeremoniell begannen.
    Sie banden Marcia Raffia-Stricke um Arme und Beine und schnürten ihr damit den leicht gewölbten Bauch zu. Dabei sangen sie einschläfernd. Xango! Marcia verfiel immer mehr in Trance.
    Lonrival da Silva hatte die Schnapsflasche halb geleert. Unvermutet schrie er einen Namen.
    „Kether! Kether! Kether!"
    Plötzlich flatterte etwas über Marcias Kopf. Sie sah einen Hahnenkopf mit weit aufgerissenem Schnabel, aus dem die rote Zunge phallusartig heraushing. Aber der Hahn krähte nicht. Er gab auch keinen Laut von sich, als sein geschwollener Kamm unter einem Scherenschnitt fiel.
    Und dann blitzte ein Messer. Der Kopf fiel mit dem Halsansatz zurück. Blut sprudelte aus der Wunde. Es ergoß sich über Marcias Körper. Flinke Hände erschienen und verrieben das Blut über Marcias Bauch, massierten es in ihre Haut.
    Der Curandeiro schrie wieder in höchster Verzückung: „Kether!"
    Und Marcia schien es, als bringe er die Buchstaben durcheinander. Denn für sie hörte es sich so an: „Kether!
    Ethere!
    Thereh!
    Hereht!
    Erehte!
    Rethek!"
    Was für ein eigenartiger Rhythmus! Das war keine Samba mehr. Man streifte Marcia eine Spitzenhose über, und dann band man ihr ein Spitzenhäubchen auf den
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