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1176 - Der unheimliche Leichenwagen

1176 - Der unheimliche Leichenwagen

Titel: 1176 - Der unheimliche Leichenwagen
Autoren: Jason Dark
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einzeln begrüßen. Es kam mir vor, als hätte sich der kleine Ort bewusst von der nahen Großstadt abgesetzt, denn hier sah es noch so aus wie früher. Einzig die modernen Autos erinnerten daran, dass auch hier die Zeit nicht stehen geblieben war.
    Den Betrieb fanden wir am Ende des Dorfes. Ein flaches Haus mit einem recht großen Grundstück, auf dem Rossiter Material lagern konnte.
    Schon als wir auf dem Hof parkten und ausstiegen, roch es nach Holz. Ich mag den Geruch, genau wie den von frisch gemähtem Gras.
    Die recht große Tür zur Werkstatt hin stand weit offen. Wir hörten, dass dort gearbeitet wurde. In die Musik mischte sich das Kreischen der Sägen, und auch Stimmen schallten uns entgegen.
    Wir hatten Glück. Bevor wir die Werkstatt betraten, verließ sie ein Mann im dunkelblauen Overall.
    Er wischte sich die Hände an einem Lappen ab, schob seine Mütze zurück, als er uns sah, und schaute uns fragend in die Gesichter.
    »Wir möchten zum Chef«, sagte Suko. »Können Sie uns sagen, wo wir ihn finden?«
    »In der Werkstatt ist er nicht. Sie müssen hier herumgehen, dann kommen sie in die Filiale.«
    »Filiale?«
    »Ja, die Verkaufsräume.«
    »Sie stellen Särge her?«
    »Unter anderem, Mister!«
    »Aber sie führen keine Beerdigungen durch - oder?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. Ich sah, dass auf seinem Oberlippenbart Holzstaub haftete. »Wir bringen die Leute nicht unter die Erde, aber die Kisten werden von uns geliefert.«
    »Danke.«
    Als wir außer Hörweite waren, sagte ich: »Wieso können diesem Rossiter Leichen gestohlen sein, wenn er mit der Beerdigung nichts zu tun hat?«
    »Er sargt sie eben nur ein.«
    »Ja, das kann sein.«
    Ich hatte noch immer keine Lust, nach den verschwundenen Toten zu forschen. Das ging mir gegen den Strich. Sie konnten sonst wo sein. Verbrannt, vergraben, wie auch immer. Zumindest hatten wir es hier mit echten Leichen zu tun und nicht mit welchen, die künstlich zum Leben erweckt worden waren wie bei unserem letzten Fall, an den ich wirklich nur mit Schaudern zurückdachte.
    Wir ließen den Rover zurück und gingen zu Fuß zum anderen Teil der Firma. Das Gebäude schloss sich an die Werkstatt an. Uns fielen sofort die großen Fenster auf, in denen sich das Panorama der Wolken spiegelte. Leider war das Glas getönt, sodass wir nicht hindurchsehen konnten.
    Da wir sehr früh losgefahren waren, hatte sich der Mittag noch nicht angemeldet, als wir vor der Tür stehen blieben, die so schwarz lackiert wie ein Sarg war.
    Es gab keine Klingel. Sehr bald stellten wir auch fest, dass die Tür unverschlossen war. Als ich sie aufstieß, ertönte über unseren Köpfen eine Glocke.
    Eine ältere Frau hatte das Signal gehört. Sie saß hinter einem Schreibtisch, der in der Nähe einer Regalwand aus Glas stand. In ihr waren ein Dutzend Urnen in den unterschiedlichsten Formen ausgestellt.
    Bei jedem Beerdigungsunternehmen roch es irgendwie gleich. Da hatten wir unsere Erfahrungen sammeln können. Mir kam die Luft immer kühl vor, vermischt mit dem Geruch von Tränen und Trauer, obwohl dieser Vergleich hinkt. Aber das war nun mal so.
    Die Frau mit den grauen wohlfrisierten Haaren trug ein schwarzes oder dunkelgraues Kostüm. Wir sahen es, weil sie hinter ihrem Schreibtisch vorkam, die Brille abgelegt hatte und uns entgegenschritt. Sie hatte das typische Gesicht einer Trauerverkäuferin, und die blassen Lippen fielen kaum auf.
    Bevor sie uns ihr Beileid aussprechen konnte, was nicht angebracht war, übernahm ich das Wort.
    »Wir sind nicht als Kunden gekommen, sondern möchten mit dem Chef sprechen.«
    »Oh«, sagte die Grauhaarige und hob ihre wohl nachgezogenen Augenbrauen an.
    »Ist Mr. Rossiter im Hause?«
    »Ja«, sie räusperte sich, »ich denke schon. Aber er ist sehr beschäftigt.« Das Lächeln sah unecht aus.
    »Kann ich Ihnen eventuell helfen, meine Herren?«
    »Nein, ich denke nicht.«
    »Wenn Sie mir…«
    Ich war es leid, Erklärungen abzugeben, und zeigte ihr stattdessen meinen Ausweis.
    Wieder verließ ein »Oh« ihren Mund. »Das ist natürlich etwas anderes. Ich werde Mr. Rossiter sofort Bescheid geben.«
    »Am besten wird es sein, wenn Sie uns gleich zu ihm bringen.«
    »Bitte, wie Sie wollen«, sagte sie ziemlich pikiert.
    Wir ließen sie vorgehen. Der Raum war groß genug, um auch verschiedenen Särgen Platz zu bieten.
    Wir sahen helle, dunkle und welche, die farblich in der Mitte lagen. Über einen hinwegzusteigen brauchten wir nicht, es gab genügend Platz
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