Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1167 - Bettler des Vakuums

Titel: 1167 - Bettler des Vakuums
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Sira verbissen ab, während sie gleichzeitig dem murmelnden Fremden zuhörte und versuchte, einzelne Laute und Silben aus dem Gemurmel herauszuhören.
    „Warum versuchst du es nicht mit den Außenlautsprechern", schlug Pakosch begütigend vor. „Für diesen Riesen dort draußen dürfte doch eine Space-Jet ohnehin ein besserer Gesprächspartner sein, als ein winziger Mensch es wäre!"
    Nun war Sira ohnehin nicht sonderlich darauf erpicht, in dieser unwirtlichen Dämmerung herumzulaufen. Alles, was sie wollte, war ein Gespräch mit dem Fremden, und darum war sie von diesem Vorschlag sofort begeistert.
    Zum Glück hatte der Fremde sich in einer recht abwechslungsreichen Gegend niedergelassen. Die Mulde, in der er so eifrig herumwühlte, war von den erbarmungswürdigen Überresten einstiger Hügel gesäumt und öffnete sich nach einer Seite hin zu einem breiten, trägen Fluß. Zwischen den Felsen sprudelten Quellen und Bäche, und es gab Stellen, an denen das Wasser sich staute und Teiche und Sümpfe bildete. Da ohnehin niemand sagen konnte, wo bei dem buddelnden Fremden vorne oder hinten war, beziehungsweise aus welcher Richtung man ihm Auge in Auge begegnen konnte, spielte es auch keine Rolle, von wo Sira dieses Wesen ansprach. Während die Akonin sich mit der ihr eigenen Begeisterung in die Arbeit stürzte, ließ Cobanor die DARWIN gemächlich um die Mulde herumfliegen und hier und da anhalten, damit die beiden Biologen ihre heißersehnten Proben einholen konnten.
    Die Biologen fanden in ihren Proben keine Spur von Leben, und der murmelnde Koloß war entweder nicht fähig oder nicht geneigt, auf Siras Kontaktversuche zu antworten. Als die Akonin dem Fremden dessen eigenes Gemurmel über die Außenlautsprecher vorspielte, hielt der Riese für einen Augenblick inne. Er hörte auf zu wühlen, und er war auch für einige Sekunden still. Es war, als würde er verdutzt lauschen. Dann aber sagte er sich wohl: „Das habe ich doch alles schon gehört!" und nahm sowohl seine Tätigkeit als auch seine Selbstgespräche wieder auf - falls es sich um Selbstgespräche handelte, denn ebenso gut konnte dieses Gemurmel eine instinktgebundene Art der Lautgebung sein.
    Weitere Versuche dieser Art erbrachten keine Reaktion, und man konnte daher nicht sagen, ob es sich beim erstenmal nicht einfach nur um einen Zufall gehandelt hatte.
    Nach zwei ermüdenden Stunden war Sira am Ende ihrer Weisheit angelangt, und auch Varkun und Jasmin Ali wußten nicht mehr, wo sie ihre Untersuchungen fortsetzen sollten.
    Da hörte der Koloß plötzlich mit seinem Gemurmel auf. Ein paar Sekunden lang saß er einfach nur ganz still da. Dann begannen die zapfenartigen Auswüchse an seinem Körper zu vibrieren. Gleich darauf leuchteten sie so hell auf, daß Cobanor instinktiv die Augen schloß, um nicht geblendet zu werden. Als er wieder in die Mulde hinabblickte, war der Riese verschwunden.
    „Da oben fliegt er!" rief Sira aufgeregt. „Du mußt ihm folgen, Cobanor!"
    Der Arkonide hatte das sichere Gefühl, daß dieses merkwürdige Wesen nicht den geringsten Wert auf die Gesellschaft der Raumfahrer legte, und daß es auch nicht die Absicht hatte, sich mit Sira zu unterhalten, aber andererseits hielt ihn nichts mehr am Rand der Mulde, und darum ließ er die Space-Jet in den glänzenden, blütendurchwobenen Himmel hinauf jagen.
    Dem Fremden war es offenbar völlig gleichgültig, ob er sich im Vakuum des freien Raumes oder in der Lufthülle eines Planeten bewegte. Obwohl er in einen ganzen Pulk von Blüten hineinschoß - und dies mit sehr hoher Geschwindigkeit -, wich er den fliegenden Pflanzen gewissenhaft aus. Als Cobanor das sah, keimte in ihm Sympathie für den murmelnden Riesen auf, und er erinnerte sich daran, wie die Flotte der Ovalen der armen, „stotternden" VIVIER BONTAINER ausgewichen war. Was immer diese Wesen auch beabsichtigen mochten: Sie waren unverkennbar friedlich, und sie empfanden Achtung für jede Art von Leben.
    Aber dann begannen plötzlich einige der fliegenden Pflanzen zu taumeln, und auf allen Blüten, auch auf denen, die ruhig dahinzogen, brach hektische Betriebsamkeit aus.
    Während die kleinen Bewohner der taumelnden Blüten sich verzweifelt bemühten, dem drohenden Absturz zu entrinnen, rüsteten sich die, deren Pflanzen ruhig dahinglitten, zum Kampf.
    Es war offensichtlich, daß sie darin keine Übung besaßen. Sie hatten keine Waffen, wenn man einmal von den Pflanzen selbst absah, die ihre Lebensgrundlage bildeten.
    Todesmutig
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher