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1162 - Lukretias Horror-Welt

1162 - Lukretias Horror-Welt

Titel: 1162 - Lukretias Horror-Welt
Autoren: Jason Dark
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aufraffen, um den Weg fortsetzen zu können.
    Wäre mir Lukretia jetzt entgegengekommen, sie hätte mich abschießen können wie einen Hasen auf der Flucht. Es passierte zum Glück nicht. Mit einer mühsamen Bewegung schaffte ich es, die Beretta zu ziehen, die ich mit der rechten Hand festhielt.
    Ein Ziel gab es für mich nicht. Beide Frauen ließen sich nicht blicken. Die nächtliche Dunkelheit war für sie zu einem perfekten Schutz geworden.
    Mit schleppenden Schritten kämpfte ich mich weiter vor. Wie oft war ich diesen Weg schon gegangen, doch nie zuvor in einem derartigen Zustand. An meinen Beinen schienen Gewichte zu hängen.
    Mit großer Mühe erreichte ich das Ende des Weges. Das kleine Tor war aufgestoßen worden. Nicht weit entfernt sah ich die Kühlerhaube des Rovers. In den letzten Sekunden hatte ich mir einfach zu viel zugemutet, und deshalb war ich froh, den Wagen so nahe zu haben.
    Die Kühlerhaube diente mir als Stütze. Schwerfällig landete ich auf ihr. Wie jemand, dem langsam die Beine unter dem Körper weggezogen worden waren.
    Um diese frühmorgendliche Stunde war es noch stiller in der Wohnstraße hier in Mayfair. Auf dem Lack der Kühlerhaube hatte sich Feuchtigkeit angesammelt und einen Film hinterlassen. Meine Handflächen rutschten darüber hinweg.
    Ein lautes Geräusch riss mich aus meiner Starre. Gleichzeitig zerriss die Helligkeit des Fernlichts den Vorhang der Dunkelheit. Für einen Moment sah die Straße aus wie eine glänzende Sternenbahn, und das Licht blendete mich.
    Ein Wagen war gestartet worden. Er hatte die Parklücke verlassen und raste in meine Richtung. Ich glaubte zu wissen, wer die Insassen waren, obwohl ich sie durch die Blendung der Scheinwerfer nicht sah.
    Für einen Moment kam mir die Idee, dass Lukretia oder auch Jane durch ein Fenster auf mich schießen würden, aber sie taten es nicht. Die Flucht war ihnen wichtiger. Wie ein Gebilde aus Licht und Schatten huschte das Fahrzeug an mir vorbei, und ich war nicht einmal in der Lage gewesen, die Marke zu erkennen.
    Ich drehte nur mühsam den Kopf und schaute dem davonrasenden Fahrzeug nach, dessen Heckleuchten am Ende der Straße aufglühten, bevor der rechte Blinker betätigt wurde und der Wagen in eine Nebenstraße einbog. Dort hörte ich noch das laute Brummen des Motors, auch das Quietschen von Reifen, dann war es wieder still.
    Ich war noch immer geschafft und fiel zurück auf die Haube, auf der ich wie eine Kühlerfigur liegen blieb.
    Lukretia hatte einen Teil ihres Plans nicht geschafft. Ich war nicht in ihren Kreis aufgenommen worden, aber Jane Collins gehörte jetzt zu ihr.
    Auch ganz?
    Das konnte und wollte ich mir nicht vorstellen.
    Nach einer Weile drückte ich mich wieder hoch. Genau zu der Zeit, als ein weiteres Fahrzeug in die Straße einbog. Es kam näher.. Ich erkannte einen Streifenwagen. Kollegen, die auf einer nächtlichen Patrouillenfahrt waren..
    Das Licht der Scheinwerfer erfasste mich in dem Augenblick, als ich von der Motorhaube in die Höhe kam: Natürlich hielten die Kollegen an und stiegen aus. Einer wartete am Wagen, der andere kam mit vorsichtigen Schritten auf mich zu. Mein Zustand fiel ihm auf. Er schüttelte den Kopf und fragte:
    »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«
    »Nein, Officer, nein.«
    »Aber Sie sehen…«
    »Ich weiß, wie ich aussehe.« Zum Glück hatte ich die Beretta weggesteckt. Stattdessen holte ich meinen Ausweis hervor, den der Mann dicht vor seine Augen hielt, um die Schrift lesen zu können.
    »Pardon, Mr. Sinclair. Ich konnte nicht wissen, dass Sie…«
    »Schon gut, danke.« Ich fragte nicht nach den genauen Gründen ihrer Fahrt, sondern drehte mich um und ging durch den Vorgarten wieder zurück in Sarahs Haus.
    Die zweite Runde hatte ich zwar nicht ganz verloren, aber ich konnte mich auch nicht als Sieger fühlen…
    ***
    Für Lukretia war zwar keine Welt zusammengebrochen, doch ihr Ziel hatte sie nicht erreicht. Das wusste sie. Sie hatte diesen verdammten Sinclair unterschätzt. Er war mächtiger als sie angenommen hatte, und auch Jane Collins hatte nicht so pariert, wie sie es sich vorgestellt hatte.
    Beide waren geflohen. Beide hatten ihre Gründe. Aber Lukretia wusste, dass es eine taktische Flucht war, denn die Schau war noch längst nicht vorbei.
    Jane Collins war völlig durcheinander. Den Treffer im Haus nahm Lukretia ihr nicht übel. Dafür konnte Jane Collins nichts. Die anschließende Flucht hatte ihr nicht gefallen. Auf keinen Fall wollte sie ihre neue Freundin
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