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1161 - Der Keim des Bösen

1161 - Der Keim des Bösen

Titel: 1161 - Der Keim des Bösen
Autoren: Jason Dark
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bewusstlos geworden, wie auch immer.
    Harper blickte auf die Uhr. Es war die vierte Morgenstunde angebrochen. Der Verkehr auf der nahen Straße war abgeflaut, und so herrschte eine relative Ruhe.
    Leise stöhnte er auf. Das Abenteuer hatte er sich anders vorgestellt. Ich hätte auch daran denken können, dass diese Weiber mit allen Tricks arbeiteten, dachte er. Wahrscheinlich war er auf eine besondere Art von K.-o.-Tropfen hereingefallen, die sie ihm aus ihrem Mund entgegengesprüht hatte.
    Danach hatte sie alle Zeit der Welt gehabt, um ihn locker auszurauben.
    Darüber regte er sich auf, und wieder schoss ihm das Blut ins Gesicht. Der Gedanke an den Reinfall trieb ihn aber auch an, und so stand er mit einer schnellen Bewegung auf.
    Zu schnell, denn nach dem ersten Schritt taumelte er etwas. Mit nackten Füßen tappte er über den alten Filz auf dem Boden hinweg, schaltete die Deckenleuchte ein, die aus einer mit Fliegendreck beschmutzten Schüssel bestand, und ging zu dem alten Stuhl hin, über dessen Lehne er seine Kleidung gehängt hatte.
    Hastig durchsuchte er sie und atmete auf, als er seine eigenen Sachen fand. Die Papiere waren da.
    Das Geld ebenfalls. Diese Lukretia hatte ihn also nicht beraubt.
    In Gedanken versunken blieb er neben dem Stuhl stehen und schüttelte einige Male den Kopf. Es war zu nichts gekommen. Es hatte so gut wie keinen Kontakt gegeben, bis eben auf den dunklen Strom, der ihn erreicht hatte.
    Tatsächlich erreicht? Oder hatte er sich das alles nur eingebildet? War er einem Traum verfallen?
    Nein, es hatte diese Frau gegeben. Und es gab auch den Namen Lukretia. Er hatte ihn sich nicht eingebildet. Sie war in dieser Kantine gewesen, hatte ihn dort angesprochen und war später in sein Motelzimmer gekommen.
    Harper betrat die kleine Nasszelle. Es gab die Dusche, die Toilette und einen billigen Spiegel an der Wand. Er schaute dort hinein und betrachtete sein Gesicht.
    Ich sehe schlecht aus, dachte er. Richtig mies. Als hätte ich eine verdammt harte Zeit hinter mir, und genau das war irgendwie auch der Fall. Stunden, die er nie vergessen würde.
    Er dachte wieder an den schwarzen Strom, öffnete seinen Mund und beugte sich so weit nach vorn, dass er sogar den Druck der Waschbeckenkante an seinem Bauch spürte.
    Tief, so tief wie möglich wollte er in seine eigene Kehle schauen, um dort etwas festzustellen.
    Er sah nichts. Zumindest nichts, was unnormal gewesen wäre. Nicht die Dunkelheit, die sich in Lukretias Kehle ausgebreitet hatte. Hier war alles anders.
    Harper trat wieder zurück und fragte sich, wo der dunkle Nebel aus dem Mund dieser Frau geblieben war. In seinen Mund war er hineingehuscht. Er hatte sich auch ausbreiten müssen, aber das war einfach nicht mehr zu sehen.
    Nicht in der Kehle. Aber wo dann?
    Harper hob die Schultern. Er hatte sich wieder gefangen. Es war ihm jetzt egal, was die Frau mit ihm gemacht hatte. Er würde es hinnehmen und sich nicht dagegen wehren.
    Mit kleinen Schritten ging er wieder zurück in das Zimmer. Abermals fand er seinen Platz auf dem Bett. Er trank noch einen Schluck Whisky, bevor er sich zurück nach hinten legte und die Hände unter dem Kopf verschränkte.
    In dieser Lage starrte er gegen die Decke, an der sich ebenfalls Fliegendreck abzeichnete. In diesem Raum war nichts sauber. Eine Brutstätte für Bakterien, eine kleine Hölle für Allergiker.
    Harper war noch müde. Die Augen wurden ihm schwer, und so sackte er wieder weg. Der Schlaf war wie ein Gefängnis, in dessen Enge trotzdem die wildesten Träume entstanden. Der Schlafende konnte nie genau erkennen, was er träumte, doch etwas Bestimmtes überhörte er auf keinen Fall.
    Ein dumpfes Geräusch und zugleich ein hartes Pochen, das sich in seiner Brust ausbreitete.
    Kräftige, hämmernde Schläge. Als hätte jemand in seinem Körper einen Gong betätigt.
    Poch… poch… poch…
    Jeder Schlag kam dem Schlafenden vor wie eine Dröhnung, die auf seine Brust beschränkt blieb. Es war sein Herz, das so unnatürlich schlug. Trotzdem stellte er sich vor, dass es ihm nicht mehr gehörte und sich ein fremdes in seinem Körper befand.
    Genau dieser Gedanke riss ihn aus seinen Träumen. Harper erwachte nicht nur, er war plötzlich hellwach. Setzte sich sofort hin und starrte in den Raum.
    Das Deckenlicht brannte nicht mehr. Es reichte eine Leuchte aus, um die Einrichtung zu erkennen.
    Harper schaute sich alles genau an. Den billigen Schrank, den Stuhl, das alte Bett, der staubige Filz auf dem Boden, und
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