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116 - Der Mitternachtsteufel

116 - Der Mitternachtsteufel

Titel: 116 - Der Mitternachtsteufel
Autoren: Dämonenkiller
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er in die Hütte sehen. Sie bestand aus drei einfach eingerichteten Räumen. Ein Stall, in dem sich drei Kühe und eine Ziege befanden, war an das Haus angebaut. Eine Scheune mit Ackergerät befand sich daneben, und es gab einen kleinen, jetzt zugeschneiten Garten.
    Hoch lag der Schnee in Dscheskajan. Die Haus- und Hüttendächer trugen schwere, weiße Lasten. Nur wenige von den Menschen, die normal geblieben waren in dem Dorf, brachten es fertig, zu schlafen; und jene, die Dämonen verkörperten, brauchten nur noch wenig Schlaf.
    In der Hütte, in die Vozu hineinschaute, saß eine junge Tadschikin mit vor Angst geweiteten Augen am Tisch. Ein alter blinder Mann saß auf der Bank des gemauerten Ofens, einen Becher Kwas in der Hand. In dem Zimmer, das Küche und Wohnstube zugleich war, tappte ein junger Mann auf und ab. Er trug eine bäuerliche Kitteljacke, grobe Hosen und derbe Schuhe, genau wie der Alte. Die Frau hatte einen bestickten Rock an.
    Vozu erkannte, daß der junge Mann Oleg Nitschijew hieß. Die Frau war seine Gattin Tamara, der Alte sein Vater Babur. Letzterer hatte schon hundert Jahre auf dem Buckel. Oleg hatte er noch mit Fünfundsiebzig gezeugt. In Dscheskajan war es schon vorgekommen, daß noch neunzigjährige Männer Kinder in die Welt gesetzt hatten.
    „Oleg", sagte Tamara leise, „beruhige dich! Leg dich zu Bett!"
    Ein Grollen kam aus der Kehle des jungen Mannes. Seine Augen funkelten. Es schien, als schimmerten sie rot im Licht der trüben Lampenbirne.
    „Oleg", knurrte der Mann. „Chadosch bin ich, der Luftgeist. Ich nähre mich vom Fluidum der Lebewesen, die meine Beute sind. Mein Revier sind die Lüfte, und keiner von jenen, die am Boden und in der Erde krauchen, sind mir gleich."
    „Oleg, bitte!"
    Der Mann ging zu der Frau und schlug sie ins Gesicht.
    „Ruhig! Ich spüre, wie es mich überkommt. Ah, es prickelt in meinen Gliedern. Bald kann ich diesem Gefängnis für kurze Zeit entkommen. Regt euch nicht! Wagt es nicht!"
    Der Alte auf der Ofenbank zitterte.
    „Oleg, mein Söhnchen", greinte er, „sei nicht so grausam! Du warst doch immer ein guter Junge. Erschrecke dein altes Väterchen und deine liebe junge Frau nicht, mit der du doch erst seit einem Vierteljahr verheiratet bist! Hast du uns nicht schon genug angetan?"
    Der junge Mann ging zu ihm, brummend und grollend. Seine Augen glühten nun wirklich rot, und manchmal war es, als leuchtete an seinem Körper eine schwache elektrische Entladung auf. Er schüttelte den Alten, daß seine Zähne aufeinanderschlugen und der Kwas in die Stube spritzte. „Chadosch bin ich! Chadosch! Hört ihr die Hunde heulen? Das Vieh ist unruhig. Bald ist es soweit." Der junge Mann war ein mit PSI-Kräften Begabter, der jetzt sein dämonisches Alter ego verkörperte. Sein Vater hatte diese Kräfte nicht. Die Frau stammte aus einem anderen Dorf.
    Vozu, der beim Dorfplatz unter einem kahlen Nußbaum stand, lachte voll teuflischer Freude in sich hinein. Er ahnte, was kommen würde, und er freute sich schon darauf. Es war eine große Lust für ihn, das Schauspiel mit all seinen Schrecken zu genießen.
    Der Januskopf wartete. Und dann geschah es. In der kleinen Hütte, die mit ihrer Schneelast so friedlich aussah und deren Fenster gelb in der Nacht leuchteten, spielte sich ein unmenschliches Drama ab.
    Oleg Nitschijew verwandelte sich. Er nahm auch körperlich die Gestalt des Dämons Chadosch an, wurde zu einer dunklen, mehr als mannsgroßen Wolke, die entfernt an die menschliche Gestalt erinnerte. Die Wolke donnerte und grollte. Ein großes, rotes Auge funkelte darin. Bläuliche elektrische Entladungen rasten über die Oberfläche der Wolke.
    Tamara schrie furchtbar auf, als sie sah, was aus Oleg geworden war. Der blinde Babur roch nur den Ozongeruch. Er preßte sich mit dem Rücken gegen den Ofen und wimmerte.
    Tamara wollte aus der Hütte flüchten, aber blitzschnell raste die Wolke auf sie zu. Dicke, knollenartige Auswüchse, die an Arme erinnerten, umschlagen sie.
    Tamara schrie in Todesangst. Bläuliche Entladungen und Funken umsprangen sie. Der Ozongeruch wurde durchdringender.
    Vozu wußte was geschah.
    Die Gehirnströme und -impulse waren schwache elektrische Ströme. Diese Elektrizität, von ihm als Fluidum bezeichnet, nahm der Dämon Chadosch Tamara. Tot sackte sie zusammen. Dem Leichnam fielen die Haare, die Zähne und die Fuß- und Fingernägel aus. Verkrümmt blieb der Körper liegen. Das Gesicht war eine verzerrte, entstellte
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