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1153 - Hölle auf Erden

Titel: 1153 - Hölle auf Erden
Autoren: Unbekannt
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Kampfmittelkonstrukteur."
    „Das kann ich bestätigen", sagte Waringer. „Dein Plan könnte funktionieren, Digitalis, aber er hat einen Haken. Du darfst den Druckbehälter erst öffnen, nachdem der Zeitkokon zusammengebrochen ist und du mit dem Behälter aus dem Nebelwams stürzt. Dann kann Chthon dich aber nicht mit zurückbringen. Deine Chance, innerhalb der unbeschreiblich fremdartigen und feindseligen Lebensform einer Enklave zu überleben, ist gleich Null."
    „Was ist ein einziges Leben gegen das von rund zehn Milliarden!" rief Aura pathetisch und schlug sich mehrmals mit der Faust gegen die Brust. „Ich bringe das meine auf dem Altar der menschlichen Zivilisation dar in dem freudigen Bewußtsein, daß ich posthum zum Ritter der Tiefe geschlagen werde!" Seine Stimme hatte vor Rührung ein wenig geschwankt, doch dann wurde sie wieder fest. „Und niemand soll mich daran hindern, dieses Opfer zu bringen."
    Waringer senkte den Kopf.
    „Dagegen gibt es kein Argument, mein lieber Digitalis. Die Menschheit wird ewig in deiner Schuld stehen. Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll."
    „Indem du endlich damit anfängst, mir bei der Realisierung meines Planes zu helfen", erwiderte der Siganese.
     
    *
     
    Am 17. Januar des Jahres 427 NGZ war es soweit.
    Chthon stand im ATG-Raum von TSUNAMI-32. Undeutlich war durch sein Nebelwams hindurch Digitalis Aura zu sehen. Er trug wie immer seinen schwarzen Raumanzug mit dem roten Schulterumhang und wurde von mehreren schwachen Traktorstrahlen an Ort und Stelle gehalten. Auf seinem Rücken war ein flamingofarbener Behälter aus purem Ynkelonium befestigt, der die doppelte Masse des Siganesen besaß. Darin befanden sich genug Viren, um die Parasiten einer Enklave nachhaltig mit Röteln zu infizieren.
    Wie es danach weitergehen würde, war eine andere Sache. Es gab nur die Hoffnung, daß sich die Krankheit durch die Verbindungsstränge auf alle Parasitär-Enklaven weiterverbreiten würde, aber eine Gewißheit dafür gab es nicht.
    „Fertig!" sagte ATG-Techniker Pete Abelez. „Ich aktiviere die vorprogrammierten Schaltungen."
    Er berührte eine Sensorplatte. Der Zeitkokon baute sich auf. Das ließ sich aber nur an den Kontrollen ablesen. Niemand konnte ihn sehen, und er entzog auch Digitalis und den Druckbehälter der menschlichen Wahrnehmung.
    „Zwölf Minuten und neun Sekunden - ab jetzt!" flüsterte Booker Tern, der die Leitung der Aktion übernommen hatte, da Reginald Bull ins Dordon-Stadium getreten war.
    Chthon versank im Boden.
    Booker eilte in die Zentrale und beobachtete von dort auf einem Bildschirm, wie der Unheimliche an der Unterseite aus der TSUNAMI-32 glitt und, nachdem er den felsigen Boden in der Nähe von Cädiz fast berührt hatte, auf die rund fünfhundert Meter entfernte, knapp dreihundert Meter hohe Kuppel zuschwebte.
    „Was für ein Mann!" flüsterte Njaida Prokon und meinte den Siganesen.
    „Gott sei seiner Seele gnädig!" sagte Koko-Interpreter Nagar Junte.
    „Leb wohl, Digitalis!" flüsterte Booker.
    Er verspürte fast körperlichen Schmerz, als Chthon in der Kuppelwandung verschwand.
    Niemand sprach, bis die 12 Minuten und neun Sekunden verstrichen waren.
    „Jetzt geschieht es", sagte Orvel Vaillant.
    Alle starrten weiter wie gebannt auf die Kuppel.
    Eine Minute später tauchte Chthon wieder auf, schwebte auf die TSUNAMI-32 zu und stieg kurz darauf aus dem Boden der Zentrale.
    „Ist es geschehen?" erkundigte sich Booker nach einer Weile.
    „Ich weiß nicht, ob es funktioniert hat", antwortete der Unheimliche. „Als der Zeitkokon zusammenbrach, stürzte Digitalis mit dem Behälter in die wabernde gelbliche Masse innerhalb der Parasitär-Enklave und verschwand in ihr. Ich habe versucht, ihn aufzuspüren - vergeblich. Länger konnte ich mich nicht in der Kuppel halten. Die Masse hat sich verwandelt. Sie ist zweifellos durch die Vernetzung intelligent geworden und dabei im Unterschied zum erstenmal so absolut gefühllos ..." Er stockte und schien transparent zu werden, doch dann normalisierte sich seine Erscheinung wieder. „Diese absolute Gefühllosigkeit ist mehr als erschreckend. Eine Positronik ist dagegen ein emotionsgeladenes Wesen. Ich wurde von der Panik, die mich ergriff, fast vernichtet. Erst draußen kam ich wieder zu mir."
    „Wir wissen also nicht, ob Digitalis den Druckbehälter öffnen konnte", stellte Vaillant nach Sekunden betroffenen Schweigens fest.
    „Er hat ihn geöffnet!" flüsterte Booker Tern und deutete auf den
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