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1150 - Die Dunklen Apostel

1150 - Die Dunklen Apostel

Titel: 1150 - Die Dunklen Apostel
Autoren: Jason Dark
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Mull. Das ist etwas Pflanzliches. Wie eine Liane, die sich unter Wasser um die Hand gedreht hat. Verstehst du?«
    »Wachsen auf dem Grund des Sees denn Schlingpflanzen?«
    »Keine Ahnung.«
    Ich ging ein Stück zur Seite. Es war mir zu dunkel, deshalb leuchtete ich das Fundstück mit meiner Lampe an.
    Erst jetzt erkannte ich, dass die Haut aufgedunsen oder aufgequollen war. Sie drückte sich auch zwischen den Streifen hoch und war sehr weich, wie mir ein Daumendruck bewies.
    Umfesselt aber war sie tatsächlich von einem Pflanzenrest, der unterhalb des Handballens nach unten hing.
    Pflanzen also…
    Eine Flora im See. Auf seinem Grund. Möglicherweise Pflanzen, die sonst nur in heißen Dschungelgegenden vorkamen. Wenn das alles so stimmte, musste der See noch ein zweites Geheimnis beinhalten, das unseren Augen bisher verborgen geblieben war.
    Ich drehte mich wieder zu Karina um. »Frag Dimitri mal, ob er noch mehr entdeckt hat.«
    »Habe ich schon. Es war nur die Hand.«
    Ich ließ sie fallen. Mit auf das Boot nehmen wollte ich sie nicht. Meine Unruhe wuchs. Es gab keinen anderen Weg, um das normale Ufer von der Insel her zu erreichen, aber diese Strecke würde beileibe keine Vergnügungsfahrt.
    Auch Karina Grischin sah mehr nachdenklich als zufrieden aus. Sie hielt die Lippen zusammengepresst. Mit einem etwas verlorenen Blick schaute sie über das Wasser hinweg. »Wer weiß, was uns da noch erwartet, John…«
    »Mach dir keine Gedanken.«
    »Ha, ha, das sagst du so leicht. Was ist denn mit dir?«
    »Ich nehme es, wie es kommt.«
    »Dann lass uns mal schieben.«
    Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt. In diesem Fall traf es nicht so recht zu. Wir brauchten uns nicht sehr anzustrengen, um das Boot ins Wasser zu bekommen. Zudem half Dimitri kräftig mit.
    Karina hatte das Boot als Erste geentert. Ich folgte ihr und hielt mich dabei an der dünnen Stange des Aufbaus fest. Dimitri schleifte noch durch das Wasser, bevor ich ihm an Bord half.
    Durch die Wellen hinweg glitten wir in etwas tieferes Gewässer. Wir schaukelten auf und nieder und merkten schon den stärker gewordenen Wind.
    Karina saß bereits am Heck, um den Außenborder anzulassen. Sie musste dabei an einer Schnur ziehen, schimpfte, weil es beim ersten Mal nicht klappte, aber der Motor ließ uns nicht im Stich.
    Plötzlich war sein beruhigendes Geräusch da, und an der Schraube schäumte das Wasser unter dem Kiel.
    »Okay, wir können!« Karinas Stimme klang erleichtert.
    »Behältst du die Position bei?«
    »Ja.«
    Ich war froh. So konnte ich mich um die Umgebung kümmern.
    Wasser und Wellen. Dunkel im Prinzip, aber auch von einigen Lichtflecken besprenkelt. Man konnte auf den Planken stehen, doch es war eine recht wacklige Angelegenheit, und so ging ich lieber in die Hocke.
    Dimitri war stehen geblieben. Halt hatte er an einer der vier Stangen gefunden. Er stand aber außerhalb der Schutzplane.
    Karina Grischin hatte das Boot gedreht. Der Bug zeigte jetzt auf den offenen See. Ein heller Bart umfloss ihn, und auch am Heck schien das Wasser zu quirligem Schaum geworden zu sein. Als ich nach links schaute, winkte mir Karina zu. »Soll ich schneller fahren?«
    »Noch nicht.«
    »Wann denn? Wenn sie kommen?«
    »Wünsch es dir nicht.«
    Ich dachte wieder an die angeschwemmte Hand. Sie hatte sich im See befunden und war dort zu einem Spielball geworden. Wo es eine Hand gab, da gab es vielleicht auch einen Körper oder einen Kopf. Da wir noch nicht zu weit vom Ufer weg waren, lag es durchaus im Bereich des Möglichen, dass noch weitere Körperteile erschienen.
    Aber das Wasser blieb wie es war. Nichts wurde an die Oberfläche gespült, und wir sahen auch nicht die Umrisse eines Zombies, der dicht unter der Oberfläche hertrieb.
    Der See blieb normal.
    Er war es jedoch nicht.
    Dieses Gewässer war nichts anderes als ein Reservoir für die lebenden Leichen. Hier konnten sich die Zombies wohl fühlen, und sie mussten in der Tiefe ihre Heimat haben. Vielleicht in einem U-Boot? Es war alles möglich.
    Das allerdings würde ich kaum untersuchen können. Es war eine Aufgabe für meinen russischen Freund Wladimir Golenkow, um die ich ihn nicht beneidete.
    Auch in den folgenden beiden Minuten passierte nichts. Ich hatte mich jetzt auch hingestellt, hielt mich ebenfalls an der Stange fest und schaute zurück zur Insel.
    Sie war nicht mehr zu sehen. Die Dunkelheit hatte sie geschluckt. Nur ihr Ufer zeichnete sich noch ab. Dort gab es einen hellen,
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