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1145 - Das Haus der Selbstmörder

1145 - Das Haus der Selbstmörder

Titel: 1145 - Das Haus der Selbstmörder
Autoren: Jason Dark
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können.«
    »Warum? Hätte es Ihnen mehr gebracht?«
    »Wir hätten beim Yard Nachforschungen über ihn anstellen können.«
    »Richtig«, gab er zu. »Aber jetzt wissen Sie ja mehr über ihn, Mr. Sinclair.«
    Ich empfand das Verhalten des Kollegen zwar nicht als störend, aber unnormal war es schon. Ich hatte auch das Gefühl, dass er von einem Schleier des Geheimnisses umgeben war und mir nicht die volle Wahrheit gesagt hatte.
    Um das Ziel zu erreichen, mussten wir ein lichtes Waldstück durchqueren. Der Boden war weich und vom Regen nass. Im Gegensatz zu Garret trug ich normale Schuhe. Er hatte sich für halbhohe Stiefel entschieden, in die er die Enden seine Hosenbeine gesteckt hatte. Die Hände steckten in den Taschen der schwarzen Lederjacke, die ölig glänzte, und von der Seite sah ich sein scharf geschnittenes Profil.
    »Sind Sie allein, Garret?«
    »Ja, das bin ich.«
    »Warum haben Sie keinen Kollegen mitgenommen?«
    Er schaute während des Gehens auf die Baumkronen über uns. »Das hat Jack Kessler so verlangt.«
    »Aha.«
    »Ja, und ich wollte nicht, dass er umkommt, stirbt, sich das Leben nimmt.«
    »Sehr nobel und menschlich.« Ich trat einen im Weg liegenden Zweig zur Seite. »Das alles hört sich auch an, als wäre Ihnen dieser Kessler nicht eben unbekannt.«
    »Das ist wohl wahr.«
    »Könnte ich auch erfahren, was er für ein Mensch ist?«
    Da wir nach Garrets Berechnung noch Zeit hatten, blieb er stehen. »Das können Sie, Sinclair. Kessler ist, das kann man so sagen, ein armes Schwein. Einer, der von der Gesellschaft eigentlich immer einen Tritt in den Arsch bekommen hat. Er kam nie richtig hoch. Er sackte aber auch nicht richtig ab. Kessler bewegte sich mehr in der Grauzone zwischen legal und illegal. Das habe ich dann für mich ausgenutzt, denn ich war es, der ihn einmal wegen eines Diebstahls festnahm. Da tat er mir auch leid, ich begann, mich mit ihm zu beschäftigen und merkte sehr schnell, dass er vom Schicksal die Arschkarte bekommen hatte. Wir freundeten uns zwar nicht direkt an, doch er fasste zu mir Vertrauen, und ich konnte ihn als Spitzel gewinnen. Er war kein offizieller verdeckter Ermittler, doch er konnte sich in gewissen Kreisen bewegen, ohne großartig aufzufallen. Er hat mir manch guten Tipp gegeben. Den Grund, weshalb er sich jetzt umbringen will, kenne ich auch nicht. Auch dass er Ihren Namen erwähnt hat, ist mir unerklärlich, aber ich bin auf seinen Wunsch eingegangen, denn das war ich ihm schuldig.«
    »Gut, das habe ich verstanden. Und wie will er sich umbringen?«
    Garret hustete gegen den Boden. »Das werden Sie gleich zu sehen bekommen. Zuvor mal eine Frage, Mr. Sinclair. Ist Ihnen vielleicht vorhin dieses Haus auf dem Hügel aufgefallen?«
    Meine Füße schleuderten altes Laub hoch, als wir durch eine kleine Mulde gingen. »Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich darauf nicht geachtet. Ich sah wohl so etwas wie eine breite Mauer, das muss ich schon hinzufügen.«
    »Keine Mauer.«
    »Das Haus?«
    »Klar.«
    Jetzt blieb ich stehen. »Wieso denn? Hier in dieser Einsamkeit?«
    Er lächelte. »Auch wenn Sie es nicht fassen können, es stimmt. Das Haus steht hier allein. Zwei Etagen hoch mit einem ausgebauten Dach und auch menschenleer.«
    »Warum wohnt dort niemand?«
    »Keine Ahnung.«
    Ob ich Garret das glauben sollte, wusste ich selbst nicht. Ich hatte eher das Gefühl, dass er mehr wusste, als er zugeben wollte, und ich kam wieder auf Jack Kessler zu sprechen. »Sagen Sie, was ist jetzt mit Jack und dem Haus?«
    »Ganz einfach. Kessler will sich aus dem oberen Fenster stürzen und sich somit das Leben nehmen.«
    »Aha, dann weiß ich Bescheid.«
    »Aber zuvor will er mit Ihnen reden.« Garret tippte auf seine Uhr am Handgelenk. »Kommen Sie, Mr. Sinclair, sonst wird es knapp.« Er ließ mich stehen und ging vor.
    Ich hatte in der letzten Zeit mehr auf ihn und weniger auf die Umgebung geachtet. Das änderte sich nun, denn der Wald wurde noch lichter, und schließlich verschwand er völlig, so dass wir freie Sicht hatten und ich zum erstenmal das Haus sah.
    Es stand auf einer Hügelkuppe und nicht weit von uns entfernt. Wir brauchten nur den flachen Hang hochzugehen, um es zu erreichen. Jede Hausfassade sieht in der Dunkelheit irgendwie etwas bedrohlich aus, das war auch hier der Fall, aber ich spürte, dass von diesem alten Gemäuer etwas Besonderes ausging.
    Es war in drei Stufen und auch in drei Breiten gebaut worden. Das unterste Drittel sah am stabilsten aus. Es war
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