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1142 - Piraten-Terror

1142 - Piraten-Terror

Titel: 1142 - Piraten-Terror
Autoren: Jason Dark
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frei, das er verborgen hatte.
    Das Bild war etwa einen Meter hoch und zwei Drittel davon breit. Der schlichte Holzrahmen schimmerte wie bleiches Gebein, und er umfasste das Motiv.
    Plötzlich zitterte Laura. Gefühle überschwemmten die junge Frau. Sie hörte sich selbst heftig atmen, und sie spürte auch einen gewissen Druck im Kopf.
    Es gab keinen Zweifel.
    Er war es.
    Colyn Dolphyn, der Pirat!
    Und er war scheußlich wie ein Monster. Das Bild zeigte ihn als eine Gestalt, die sich gut und gerne in einem Zustand zwischen Leben und Tod befinden konnte. Er war aus dem Wasser aufgetaucht, das ihm noch bis zu den Hüften reichte. Er trug eine Jacke, auch ein Kopftuch, und darunter malte sich sein Gesicht ab, das nur aus Hautfetzen und Knochen bestand. In der linken Hand hielt der Pirat einen Gegenstand, der nicht genau zu identifizieren war, weil er zur Hälfte im Wasser steckte. Eine Augenklappe bedeckte das linke Auge. Die rechte Hand war nicht mehr vorhanden. An ihrer Stelle malte sich ein Haken ab. Er war mit einer Stahlmanschette am Armstumpf festgedreht.
    Laura Watson schloss die Augen. Sie konnte einfach nicht mehr hinschauen und musste sich erholen. Obwohl es hier unten wahrhaftig nicht warm war, merkte sie, dass sich auf ihrer Haut Schweiß gebildet hatte. Es lag einzig und allein an der Aufregung, das Ziel erreicht zu haben.
    Sie sprach das Bild an, und jedes Wort stieß sie zischend hervor. »Du wirst kein Unheil mehr anrichten, Colyn Dolphyn, du nicht mehr. Das schwöre ich dir. Deinetwegen werden keine Menschen mehr den Tod finden, obwohl du es dir so wünschst. Aber das ist vorbei. Ein für allemal.«
    Plötzlich begann sie zu lachen. Und dieses Lachen schüttelte den Körper regelrecht durch.
    »Ich werde das tun, was getan werden muss, Colyn. Ich werde das Bild mitnehmen und verbrennen. So wie es schon andere vor mir getan haben. Du sollst nicht die Chance erhalten, wieder auf die Welt zurückzukehren, du nicht…«
    Das Bild konnte ihr keine Antwort geben, und das war auch gut so.
    Oben am Rahmen fasste sie es an. Es war leicht, sie würde es gut transportieren können.
    Laura drehte sich mit ihrer Beute auf der Stelle. Wie eine Diebin kam sie sich nicht vor. Sie war davon überzeugt, den Menschen einen Gefallen zu tun. Solange es dieses verdammte Bild noch gab, schwebten sie in Gefahr, auch wenn sie es nicht so recht glauben wollten oder nicht offen zugaben. Tief im Innern jedoch schwebte noch immer die Furcht vor dem Piraten, unter dessen Terror viele gelitten hatten.
    Laura wollte den Keller so schnell wie möglich verlassen. Hier unten fühlte sie sich jetzt immer mehr wie in einem Gefängnis. Noch war nicht alles vorbei.
    Es war nicht einfach, sich das Bild unter den linken Arm zu klemmen.
    Schon die Größe störte, doch es gab keine andere Möglichkeit. Die Lampe hatte sie wieder in die Seitentasche gesteckt und nicht ausgeschaltet. Der Schein wies jetzt gegen die Decke und hinterließ dort einen hellen Kreis.
    Mit der rechten Hand hielt sie sich fest. Wieder bogen sich die alten Sprossen unter ihrem Gewicht, aber sie hielten. Zumindest die ersten drei. Das machte ihr Mut. Sie kletterte weiter - und blieb auf der nächsten Sprosse stehen wie zu einer Figur aus Eis geworden.
    Laura hatte etwas gehört!
    Ein Geräusch, das außerhalb des seltsamen Kellers aufgeklungen war.
    Es konnte sein, dass jemand durch die Dünenlandschaft ging.
    Spaziergänger gab es bei jedem Wetter.
    Das Geräusch verstummte. Leider nur für einen Moment, dann war es wieder da. Diesmal hörte es sich anders an. Laura kannte es und wusste, was es zu bedeuten hatte.
    Jemand war an der Tür. Er hatte sie berührt, von außen über das Holz gekratzt.
    Sie hielt den Atem an. Kalt rann es ihren Rücken hinab, und der Magen zog sich zusammen. Plötzlich war ihr klar, dass man sie entdecken würde.
    Jemand zerrte die Tür auf. Licht fiel in den dunklen Keller hinein und blendete die Frau. Laura konnte zumindest soviel erkennen, dass es keine Lampe war, die geschwenkt wurde, sondern eine Laterne.
    Sekunden später hörte sie die rauhe Stimme. »Geh wieder zurück…«
    Laura kam sich wie festgefroren an der Leiter vor. Sie tat im ersten Augenblick nichts. Es war ihr auch nicht möglich, denn die rauhe Stimme hatte sie einfach zu sehr überrascht.
    Über ihrem Kopf wurde noch immer die Laterne bewegt, und auch weiterhin huschten die hellen Lichtspeere über sie hinweg und verschwanden im Hintergrund des Kellers.
    Sie war nicht in der
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