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1140 - Der Rächer des Engels

1140 - Der Rächer des Engels

Titel: 1140 - Der Rächer des Engels
Autoren: Jason Dark
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habe.«
    »Ist die Spur nicht von dir gelöscht worden?« fragte ich.
    »Ja, John, ich weiß, worauf du mich ansprichst, aber ich musste es tun. Ich habe den Templer zur Rede gestellt, und ich habe gedacht, einen Freund vor mir zu haben, doch er war es nicht. Ich spürte schon sehr bald, dass er sich hinter einer Maske versteckte. Er war ein Verräter. Das konnte er nicht mehr verheimlichen. Er wollte es auch nicht, aber ich bin stärker gewesen.« McMurdock zuckte die Achseln. »Dabei hätte ich es beinahe gehabt.«
    Dieser schlichte Satz überraschte mich. »Was sagst du da? Du hättest es fast gehabt?«
    »Ich war zu…«
    »Wo denn?«
    »Damals.«
    Mist, dachte ich. »Also nicht jetzt?«
    »Nein, als ich zum erstenmal mit dem Engel Kontakt bekam. Es war der Tag, an dem Gabriela, die Frau mit dem Zweiten Gesicht, starb. Sie hatte ebenfalls Kontakt mit Michael, und er hat ihr zukommen lassen, wo das Herz zu finden ist.« McMurdock sprach mit bebender Stimme. »Nachdem ich Gabriela begraben hatte, bin ich weggeritten. Ich wusste, wohin ich reiten musste.«
    »Was war dein Ziel?«
    »Die kleine Burg der Hexe Gesine.«
    Den Namen hatte ich noch nie in Verbindung mit einer Hexe gehört, doch mich durchströmte das Gefühl, dass dieser Besuch sehr wichtig und entscheidend war, so dass er sogar die Vorgänge in meiner Zeit beeinflusste.
    Ich ließ mir meine Spannung nicht anmerken und drückte mich im Sessel bequem zurück. »Ich möchte, dass du mir mehr über die Hexe Gesine erzählst und über das, was dir dort widerfahren ist. Kannst du dich noch erinnern?«
    »Ja, sehr gut. Aber es ist keine Ruhmestat von mir gewesen.«
    »Ich denke trotzdem, dass es wichtig für uns ist.«
    Dean McMurdock räusperte sich. »Haben wir denn noch genug Zeit?« fragte er.
    »Alle Zeit der Welt, wenn du willst.«
    »Gut, gut.« Er holte noch einmal tief Luft, lehnte sich zurück und schloss die Augen. Sekunden später begann er zu erzählen. Und dies so plastisch, dass ich alles vor meinen Augen sah und mir auch seine Gefühle vorstellen konnte…
    ***
    Dean McMurdock saß auf seinem Pferd und bewegte sich nicht. Nur der Falbe schnaubte leicht und schüttelte dabei seinen Kopf. Die Worte der Hexe gellten noch in seinen Ohren. Er wusste, dass sie das Herz der Johanna besaß, aber er würde es nicht bekommen, denn sie hatte ihm zugeschrieen, dass sie es dem Teufel überlassen würde.
    Zwischen den Mauern hatte ihre schrille Stimme Echos verursacht, die noch in den Ohren des Schotten gellten. Er hatte den Teufel nie gemocht. Der Satan war für ihn ein Hassobjekt gewesen, und nun sollte er das Herz der Jungfrau bekommen?
    Dean spürte in sich die trockene Kälte. Er sah mit düsterem Blick über den Burghof hinweg und war für eine Weile nicht in der Lage, sich zu bewegen.
    Vor ihm stand die Hexe. Sie war allein. Keiner war ihr auf den Burghof gefolgt. Sie stand da wie eine Herrscherin und hatte die Arme noch immer in die Höhe gerissen.
    Dean McMurdock saß auf seinem Pferd und zweifelte an seinem Weltbild. Er hatte bisher nie an Hexen glauben wollen. Er hatte sich für die Menschen geschämt, die es tatsächlich wagten, andere Menschen der grausamen Folterung zu unterziehen, um sie dann ebenso grausam zu töten. So etwas wollte in seinen Kopf nicht hinein. Für ihn gab es keine Hexen, sondern nur Frauen. Dazu zählte er gute und schlechte, wie auch bei den Männern. Niemand durfte, nur weil er eine andere Meinung vertrat, getötet werden.
    In diesen langen Minuten allerdings spürte er die Unsicherheit, die an seinem Weltbild nagte. Daran trug einzig und allein die Frau die Schuld, die so stark mit dem Teufel gedroht hatte und voll auf ihn vertraute. Kein Mensch konnte etwas für sein Aussehen, doch es gab Menschen, die sich auf eine bestimmte Art und Weise verwandelten. Zu diesem Kreis zählte auch Gesine.
    Sie trug ein langes Kleid, das weit ausgeschnitten war und bis zum Boden reichte. Über die Schultern hatte sie einen Schal gehängt, der ebenso schwarzrot war wie das Haar. Es war straff in die Höhe gekämmt. Es stand zu den Seiten hin ab, und das durch den Triumph verzerrte Gesicht passte dazu.
    Es gab sicherlich viele Menschen, die jetzt kehrtgemacht hätten und voller Furcht wieder zurückgeritten wären. Der Gedanke kam McMurdock nicht. Er wusste, welch eine verantwortungsvolle Aufgabe ihm übertragen worden war, und er kannte nur die Flucht nach vorn. Er stand im Wort des Engels und in dem der toten Gabriela.
    Deshalb schwang
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