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1138 - Zurück aus der Hölle

1138 - Zurück aus der Hölle

Titel: 1138 - Zurück aus der Hölle
Autoren: Jason Dark
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nicht geirrt. Wieder hörte ich das Geräusch. Als würde ein schwerer Gegenstand über ein Holzbrett geschoben. Der Laut verstummte und schuf einem anderen Platz, der mich ebenfalls nicht kalt ließ.
    Jemand stöhnte zum Steinerweichen. Ein Mann, der schreckliche Schmerzen erleiden musste. Ich dachte an meinen so plötzlich verschwundenen Mitfahrer und konnte mir vorstellen, dass ich seine Stimme aus dem unsichtbaren hörte.
    Aber wo befand er sich?
    In einer fremden Dimension? Eine Öffnung, die jemand wie Zingara geschaffen hatte? Zurück aus der Hölle. Irgendwo hier musste einfach das Tor liegen, durch das die normalen Menschen in diese Dimension hineingepresst wurden.
    Es tropfte kein Blut mehr. Ich hörte auch die menschliche Stimme nicht.
    Wieder hielt mich die Stille gefangen, die mich aus dem Zimmer lockte.
    Auch jetzt ging ich langsam und warf zunächst einen Blick in den Gang.
    Die rechte Seite war leer. Ich musste weiter nach links - und sah den Mann. Es war der aus dem Fahrstuhl. Er stand mitten im Gang und bewegte sich schwankend vor und zurück. Zuerst dachte ich, dass auch ihm der Kopf auf den Rücken gedreht worden war, das aber stimmte nicht. Sein Gesicht sah deshalb so schlimm aus, weil aus zahlreichen Wunden Blut rann. Er schien damit in einen Scherbenhaufen hineingefallen zu sein. Wie im Krampf hielt er noch seinen verdammten Aktenkoffer fest, als wollte er noch immer seinen Termin zwei Etagen tiefer einhalten.
    Das als kleine Rinnsale fließende Blut hatte sein Hemd benetzt und auch seinen schicken Anzug. Er suchte Halt, ließ seinen Aktenkoffer jetzt fallen und streckte den rechten Arm aus, weil er sich an der Wand abstützen wollte.
    Das schaffte er auch für einen Moment, dann war die Schwäche stärker als sein Wille. Bevor ich zu ihm eilen und ihn abfangen konnte, brach er zusammen.
    Dicht vor der Wand blieb er liegen, die Beine angezogen wie ein Kind im Mutterleib.
    Ich hatte meinen Schock überwunden und war mit wenigen Schritten bei ihm. Es war mit jetzt egal, dass ich mich nicht mehr um meine Umgebung kümmern konnte, ich wollte nur feststellen, ob der Mann noch am Leben war.
    Sein Gesicht sah aus der Nähe noch schlimmer aus. Es war völlig zerschnitten oder auch zerkratzt, wie von langen, spitzen Nägeln. Als hätten Totenhände an ihm gekratzt.
    Der Mann war nicht bewusstlos geworden. Ich fasste behutsam sein Kinn an und drückte den Kopf leicht zurück, weil ich mir seine Kehle anschauen wollte.
    Sie hatte nichts abbekommen. Seine Feinde hatten sich auf das Gesicht beschränkt. Dass er durch mich bewegt worden war, hatte er gespürt, denn er öffnete seine bisher geschlossenen Augen und schaute mir ins Gesicht.
    Die Schmerzen, die er empfand, spiegelten sich in seinen Augen wider. Zusammen mit der Angst und einem verzweifelten Flehen um Hilfe, die ich ihm leider nicht so geben konnte, wie sie für ihn wichtig gewesen wäre.
    »Erkennen Sie mich?« fragte ich leise.
    Er deutete ein Nicken an.
    »Können Sie sprechen?«
    Er öffnete den Mund und wollte etwas sagen, aber ich hörte nur ein Gurgeln.
    Trotzdem gab ich nicht auf. »Was ist mit Ihnen geschehen? Wie kam es dazu, dass…«
    »Ich… ich… kann es nicht sagen. Plötzlich wurde ich gepackt.« Jedes Wort fiel ihm schwer, aber ich ließ ihn weitersprechen. Vielleicht lüftete er einen Teil des Geheimnisses, mit dem sich auch Madame Tarock umgab. »Alles verschwand, und dann sah ich sie…«
    »Wen?«
    »Gestalten…«
    »Menschen?«
    »Weiß nicht. Sie sahen so anders aus. Sie waren bleich, sie packten mich. Sie zogen mich weiter. Sie kratzten mich, sie schrieen, sie waren so anders. Sie hassten mich auch. Sie sollten mich töten…«
    Ich sah, dass ihn die Kraft verlassen hatte. Auch wenn er sich noch so sehr bemühte, es war ihm einfach nicht mehr möglich, etwas zu sagen. Eine Sekunde später wurde er bewusstlos.
    Etwas hatte ich erfahren. Ich musste nur aus seinen Worten die richtigen Schlüsse ziehen. Wahrscheinlich hatte man ihn in eine andere Dimension geholt. Es konnte durchaus sein, dass er auf dem Weg in die Hölle oder wohin auch immer gewesen war. Doch dann hatte man ihn wieder zurückgeschickt.
    Ich stand auf.
    Das heißt, ich wollte es, da hörte ich das leise Lachen einer Frau. Und dann die Stimme: »Manchmal klappt es nicht so, wie man es sich vorgestellt hat, John Sinclair.«
    Jetzt stand ich auf, drehte mich herum und sah Madame Tarock vor mir stehen…
    ***
    Ich war also richtig, doch das brachte mir in
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