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1132 - Hexenfalle Bamberg

1132 - Hexenfalle Bamberg

Titel: 1132 - Hexenfalle Bamberg
Autoren: Jason Dark
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hatte sich zurückgezogen.
    Der Richter war ein Mann um die Fünfzig. Recht klein, mit einem kantigen Gesicht, einer ausgeprägten Nase und schmalen Lippen. Er hieß Schottenrammer, kam aus Regensburg und war eigentlich als scharfer Hund verschrien.
    »So nachdenklich, Herr Hinz?«
    »Ja, das bin ich. Ist wohl verständlich - oder?«
    Schottenrammer winkte ab. »Ach nein, das dürfen Sie nicht für bare Münze nehmen, was diese Frau in ihrem Wahn gesagt hat. Die war völlig durcheinander. Sie hat keinen anderen Ausweg mehr aus ihrer Lage gesehen, glauben Sie mir. Und sie mußte einfach ihren Frust loswerden. Auch Mörder sind nur Menschen.« Er lachte leise über seinen eigenen Witz.
    Uwe Hinz verzog nicht mal die Lippen. »Sie gestatten, daß ich die Dinge anders sehe.«
    »Das bleibt Ihnen überlassen, Kommissar. Doch glauben Sie mir. Sie sind an diesem Fall gewachsen. Ihrer Beförderung steht nichts mehr im Weg. Ich habe da etwas läuten hören.«
    »Danke, es ist nett, daß Sie mir das sagen. Trotzdem bin ich anderer Meinung als Sie.«
    »Das können Sie auch. Ich kann nur aus der Erfahrung sprechen. Was glauben Sie denn, was mir von den Angeklagten schon alles angedroht wurde? Wenn es danach ginge, dürfte ich gar nicht mehr leben. Das ist wirklich ein Wahnsinn gewesen.«
    »Aber ist Ihnen auch schon mit dem Teufel gedroht worden? Und zwar so intensiv?«
    Der Richter zögerte einen Moment. »Zur Hölle wollte man mich schon öfter schicken.«
    »Das habe ich damit nicht gemeint. So etwas sagt sich leicht. Bei dieser Loretta Lugner ist es etwas anderes gewesen, Herr Schottenrammer.«
    Der Richter mußte seinen Blick anheben, um in Uwe Hinz' Gesicht schauen zu können. »Wie meinen Sie das denn?«
    »Es war echter!«
    Der Richter mußte auf Grund dieser Direktheit lächeln. »Echter?« wiederholte er. »Ich bitte Sie.« Er senkte den Blick wieder und ging dabei ein paar Schritte auf und ab. »Okay, ich gebe Ihnen recht. Der Teufel ist oft mit im Spiel, aber wer glaubt schon an ihn? Das sind Relikte aus dem Mittelalter. Teufel, Dämonen - Himmel, man sieht sie als Figuren an unseren Kirchen, aber das ist doch mehr symbolhaft gemeint, mein Guter. Nein, nein, da sehen Sie zu schwarz. Das kann ich auch nicht nachvollziehen. Alles, was recht ist.«
    »Sie messen der Aussage also keine Bedeutung bei?«
    »Zumindest keine große, wenn ich ehrlich sein soll. Das sagen mir einfach meine Erfahrungen.«
    Uwe Hinz blieb bei seiner Meinung. »Ich habe es anders erlebt«, sagte er leise.
    Schottenrammer überlegte einen Moment. Dann fiel bei ihm der Groschen. »Ach, Sie spielen auf den Fall mit dem Sensenmann an, der sich auch bis zu mir herumgesprochen hat.«
    »Den meine ich.« Der Kommissar schaute wieder gegen die Scheibe, als könnte er ihn dort noch einmal als schemenhafte Gestalt, düster und mit der Sense über der Schulter, auftauchen sehen. »An ihn haben die Menschen auch nicht geglaubt, Herr Schottenrammer. Aber ich erinnere mich noch gut an den Kampf oben auf dem Berg, vor der Kirche, und…«
    »Ja, ja, schon gut, Herr Hinz. Der Fall ist mir bekannt. Mehr auch nicht. Aber das hat mit dem heutigen Fall nichts zu tun. Außerdem komme ich nicht aus Bamberg. Klar, Ihre Stadt hat Geschichte. Ich denke nur an die Hexenverfolgungen damals, aber das liegt Jahrhunderte zurück. Und ob das mit unserer Angeklagten und Verurteilten etwas zu tun hat, wage ich doch zu bezweifeln. Da geht die Phantasie mit Ihnen durch.«
    »Moment, Herr Richter, das habe ich nicht behauptet. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich möchte auch nicht, daß sich schreckliche Dinge wiederholen. Wenn Sie allerdings miterlebt hätten, was ich da durchgemacht habe, würden Sie anders denken.«
    »Kann sein, Herr Hinz.« Dem Richter war anzusehen, daß er nicht länger über den Fall diskutieren wollte. Das machte er dem Kommissar auch klar. »Ich werde jetzt wieder zurück in meine Heimatstadt fahren. Für mich ist die Sache erledigt. Loretta Lugner befindet sich bereits auf dem Weg zu ihrem Haftantritt, und es ist nicht meine Art, einem Verurteilten nachzutrauern.«
    »Das ist wenig menschlich.«
    »Vielleicht. Aber es gehört zu meinem Job. Zu dem Ihrigen sicherlich auch, Herr Hinz.«
    »Ja, leider. Ich will ehrlich sein und Ihnen sagen, daß mir dies nicht immer gefällt.«
    »Was wollen Sie machen? Man kann es sich nicht aussuchen.« Der Richter nickte Uwe Hinz zu und schlug ihm leicht gegen den Arm. »So, meine Zeit hier ist vorbei. Wir sehen uns
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