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1132 - Hexenfalle Bamberg

1132 - Hexenfalle Bamberg

Titel: 1132 - Hexenfalle Bamberg
Autoren: Jason Dark
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wie ich es gern gehabt hätte. Das hatte an Ulrike Feind gelegen, die trotz ihres Zustands durcheinander gewesen war. Sie war auf dem Dach herumgeirrt wie eine Puppe, deren Motor nicht mehr rundlief. Dabei war sie in gefährliche Nähe der kleinen Mauer geraten, die ihr keinen Halt bot, und sie wäre beinahe darüber hinweggekippt, wenn ich sie nicht im letzten Moment erwischt und in ihr Zimmer zurückgeschafft hätte, um sie in Elke Hinz' Obhut zu lassen.
    Nun stand ich auf dem Dach, und Loretta Lugner hatte meine Worte genau gehört. Ebenso wie ich sie, sah sie mich zum ersten Mal, und sie wußte sofort, daß ihr hier ein besonderer Gegner gegenüberstand. Möglicherweise spürte sie auch die Ausstrahlung meines Kreuzes.
    »Es ist vorbei, Loretta!«
    »Wer bist du?« zischte sie mir entgegen.
    »Jemand, der den Teufel haßt und ihn auch bekämpft!«
    »Er ist mein Freund!«
    »Ich weiß es. Nur ist er ein schlechter Freund. Er kümmert sich nicht um Verlierer, verstehst du?«
    Sie war überrascht, und ich freute mich darüber, daß Uwe Hinz nicht mehr weiterging. Aber ich erlebte die Veränderung in ihren Augen. Da stieg aus der Tiefe etwas hervor, das sich wie ein Wiederschein eines Feuers in beiden Pupillen abmalte.
    Es war eine besondere Kraft, die ihr der Teufel mit auf den Weg gegeben hatte. Es war auch die Kraft, die Uwe Hinz in ihren Bann geschlagen hatte und es jetzt auch bei mir probierte.
    Aber ich besaß eine Gegenwaffe, und die steckte in meiner rechten Jackentasche. Bevor mich der Ansturm richtig erwischte und ich mein eigenes Ich verlor, hatte ich das Kreuz gezogen und streckte es zu der Hexe hin.
    Und sie zeigte eine Reaktion. Ihre Sicherheit war auf einmal wie weggeblasen. Die Arme zuckten in die Höhe und wurden angewinkelt, um einen Schutz vor dem Gesicht bilden zu können. Sie konnte und wollte das Kreuz nicht anschauen. Es gehörte nicht in ihre Welt. Es war für sie wie das Wasser für Feuer.
    »Nein…«, quetschte sie hervor. »Nein, verdammt! Ich will es nicht sehen. Nimm es weg!«
    »Keine Chance, Loretta, du mußt es sehen. Weil ich es will. Auch die toten Frauen haben dich ansehen müssen. Was hier geschieht, das ist die ausgleichende Gerechtigkeit!«
    »Hör auf damit!«
    Sie schrie und schüttelte sich. Das Haar wirbelte um ihren Kopf, als wollte es wegfliegen. Sie war wie von Sinnen. Ich sah, daß mein Kreuz einen fahlen Glanz abgab, je näher ich der Hexe kam.
    Ich hatte schon viele Dämonen und schwarzmagische Gestalten unter dem Einfluß des Kreuzes verenden sehen. So sollte es auch hier geschehen, aber Loretta versuchte es noch einmal. Sie wollte ausweichen. Sie ging zurück, um sich dann zu drehen.
    Dazu kam es nicht mehr.
    Sie hatte den Fehler begangen und sich schon zu nahe an die Mauer gestellt. Den nächsten Schritt konnte sie nicht gehen. Zur Hälfte nur, dann stieß sie gegen die Mauer.
    Loretta Lugner war kein Dämon, der fliegen konnte. Da reagierte sie wie jeder Mensch. Sie riß die Arme hoch, kämpfte mit dem Gleichgewicht und schaffte es doch nicht.
    Sie kippte nach hinten über, und auch ich war nicht schnell genug bei ihr, um sie noch abfangen zu können. Ohne noch einen Schrei von sich zu geben, verschwand sie vor meinen Augen, und ich wartete auf den Aufschlag, den ich nicht hörte.
    Ich ließ mich auf die Knie fallen und schaute über den Mauerrand hinweg nach unten.
    Zwei Streifenwagen standen in der Gasse. Ihr Blaulicht warf Schatten an der Hauswand hoch, an der Loretta hing. Sie war nicht nach unten gefallen. Ob man von Glück sprechen konnte, wagte ich nicht zu sagen, denn ihr Umhang hatte sich beim Fall an einem Nagel oder hervorstehenden Holzstück verfangen. So hing die Mörderin jetzt zwischen Himmel und Erde, und ich bekam mit, wie der Stoff immer mehr einriß. Lorettas Gewicht war einfach zu schwer.
    Noch etwas kam hinzu.
    Der Nagel oder das Holzstück ragte einfach zu weit vom Dachrand entfernt aus der Mauer, so daß ich ihn mit dem ausgestreckten Arm nicht erreichen konnte. Ich versuchte zwar, den Stoff zu packen, griff jedoch ins Leere.
    Loretta schwebte über der Straße.
    Sie schrie nicht. Sie sah irgendwie aus wie die Freundin von Batman, die es aber nicht schaffte, sich so zu bewegen wie er. Wieder riß ein Stück Stoff.
    »Loretta!« rief ich.
    »Hau ab!« brüllte sie.
    Da riß auch das letzte Stück Stoff, das sie noch gehalten hatte. Sie fiel nach unten, und beim Fall flatterte mir der Umhang noch entgegen, erfaßt von einem Aufwind. Zugleich
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