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1130 - Zombieville

1130 - Zombieville

Titel: 1130 - Zombieville
Autoren: Jason Dark
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wieder weg.
    Die Russin war schon eine ungewöhnliche Frau. Hier im Wagen verhielt sie sich wie ein Offizier der Roten Armee. Ich kannte sie allerdings auch anders. Als Kämpferin, die sich gegen ein Heer von Vampiren gestellt hatte, als Costello versucht hatte, mit diesen Bestien London zu überfluten. Sie war bei ihm als Leibwächterin untergekommen, und sie hatte uns praktisch den Weg geebnet, um die Brut schließlich auszulöschen. Später hatte ich dann noch einmal in Moskau mit ihr zusammengearbeitet, als es um dämonische Insekten gegangen war, und ich hatte erfahren, daß sie London oder dem Westen nicht mehr nachtrauerte. Sie sah ihre Aufgabe im eigenen Land und gehörte zu Wladimir Golenkows kleiner Truppe. Er und ich, wir kannten uns schon seit Urzeiten. Da war Rußland noch die UdSSR gewesen. Aber Wladimir war nie ein sturer Apparatschick gewesen. Er war immer mit offenen Augen durch die Welt gelaufen und hatte auch nie damit gerechnet, daß die Mächte der Finsternis gerade sein Land verschonen sollten.
    Offiziell war damals nichts zugegeben worden, und auch heute tat man sich noch schwer damit, doch Golenkow und ich hatten schon unseren Streß gehabt. Damals hatte er noch in den Diensten des KGB gestanden, und heute arbeitete er auch für die Regierung, ohne jedoch in das Schema einer Organisation gepreßt worden zu sein. Zumindest hatte er mir nichts gesagt.
    Karina Grischin beobachtete gespannt den Weg der beiden Lichter. Ihr Profil malte sich heller ab.
    Sie war eine hübsche Frau. Trotz ihrer kämpferischen Fähigkeiten sehr weiblich, aber wenn es um den Job ging, war sie knallhart.
    Sie nickte.
    »Fahren wir?« fragte ich.
    »In einigen Sekunden.«
    Meine Sprache floß ihr glatt über die Lippen. Sie war hochintelligent, sprach auch noch Französisch und einige andere Sprachen. Karina konnte mit dem Computer ebenso sicher umgehen wie mit einer Kalaschnikow.
    Ihre Hand näherte sie dem Zündschlüssel. Es war doch recht kalt, und ich hoffte, daß der Motor des Geländefahrzeugs auch rasch ansprang. Er stotterte etwas, aber er lief schneller rund, als ich dachte.
    Karina schaltete die Scheinwerfer ein. Das kalte gelbweiße Licht breitete sich vor uns aus und riß eine Lücke in die Dunkelheit.
    Wir warteten in einem Hohlweg. Rechts und links wuchsen die Böschungen hoch, die uns als Schatten einrahmten. Der Weg war nicht eben, sondern bestand aus Buckeln und Mulden. Es lagen auch kleine Steine herum, die im Licht hell schimmerten.
    Rumpelnd setzten wir uns in Bewegung. Jeder wurde durchgeschüttelt, aber wir beschwerten uns nicht. Karina fuhr und war noch konzentrierter. Da die Strecke leicht bergab führte, veränderte sich auch unsere Sicht. Sie wurde einfach schlechter, und die kargen Böschungen an den Seiten wuchsen höher.
    Wenn ich diese Gegend, in der wir uns befanden, beschreiben sollte, dann hätte es für mich nur einen Ausdruck gegeben: Einöde. Die Einöde am Arsch der Welt.
    Es gab in der Nähe keine Stadt, keinen größeren Ort, eben nur diese Landschaft. Wie sie im Hellen aussah, wußte ich auch nicht. Ich war schon gespannt darauf, denn irgendwann mußte ja die russische Sonne aufgehen.
    Karina fuhr langsam, was auch nötig war. Der Weg beschrieb Kurven und manchmal kam es mir vor wie ein trockenes Flußbett in der Wüste.
    Wladimir Golenkow meldete sich nicht. Zwischen ihm und Karina war alles abgesprochen. Ich war gespannt darauf, welchen Plan er sich ausgedacht hatte.
    Mit dem Anschnallen war das so eine Sache. Suko, im Fond, hatte überhaupt keinen Gurt. Ich schon, aber das Ding war einfach zu locker. Es gab keine Spannung mehr, und so hatte ich darauf verzichtet, den Gurt umzulegen.
    Ich klammerte mich am Griff fest. So versuchte ich, die Unebenheiten auszugleichen, wobei ich hin und wieder den Kopf einzog, um nicht gegen die Decke zu stoßen.
    Sir James hatte recht gehabt. In Rußland war es Mitte Oktober wesentlich kälter als bei uns. Es hatte die ersten Nachtfröste gegeben, und noch vor dem Monatswechsel würde auch Schnee fallen.
    »Gespannt?« fragte Karina leise.
    »Irgendwie schon.«
    »Das kannst du auch sein.«
    »Hört sich nach einer Überraschung an.«
    »Warte es ab.«
    Sie mußte jetzt heftig lenken, um das Fahrzeug in eine enge Linkskurve hineinzubekommen. Einfach war es nicht. Ich befürchtete schon, daß wir mit dem rechten Kotflügel an der jetzt steinig gewordenen Böschung entlangschrammten, aber es ging alles glatt. Karina hatte den Geländewagen voll im
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