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113 - Gebeine aus der Hexengruft

113 - Gebeine aus der Hexengruft

Titel: 113 - Gebeine aus der Hexengruft
Autoren: Larry Brent
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hab’ Zeit. Darf ich mich kurz setzen?“ „Aber
natürlich, Doktor.“ Morna Ulbrandson zog dem Mann einen Sessel heran. Schwer
ließ Kilroy sich in die Polster fallen.
    „Darf ich Ihnen einen Drink anbieten? Einen
Sherry, Whisky?“
    „Einen Whisky, ja, gern. Da sag’ ich jetzt
nicht nein, den könnte ich gebrauchen.“
    Er wirkte erschöpft, erholte sich aber
merklich. Unentwegt beobachtete er das stille, zufriedene Gesicht Peggy
Langdons. Es wirkte wie eine Marmormaske, fein und durchscheinend. Die zarten
Nasenflügel bewegten sich kaum beim Atmen.
    „Sie ist schön, und so jung“, murmelte er.
„Zu schön, zu jung, um schon zu sterben.“ Seine Stimme klang so leise, daß
gerade Morna sie vernahm. „Es ist ein Jammer, wie hilflos wir manchen Dingen
gegenüberstehen.“ Er nickte Morna zu, als sie ihm den Whisky hinstellte, nahm
das Glas in die Hand, schwenkte es leicht, und die Eiswürfel klapperten.
„Glauben Sie an Okkultismus, an Schwarze Magie, an ein Leben nach dem Tod?“
fragte er unvermittelt. „Ja, daran glaube ich.“
    „Könnten Sie sich auch vorstellen, daß es
eine Rache aus dem Jenseits gibt, daß diese Rache über die Grenzen von Zeit und
Raum hinweg wirksam wird?“
    „ J3, das kann ich mir vorstellen.“
    „Sie sind eine bemerkenswerte Frau, Miß
Ulbrandson.“ Er führte das Glas zum Mund, und Morna hatte den Eindruck, daß es
ihm guttat, sich mit ihr über diese Dinge zu unterhalten, daß er ein Problem
und darüber nachgedacht hatte. „Andere Leute würden glatt sagen: der Alte
spinnt. Ich bin zu einem Ergebnis gekommen. Peggy Langdons Krankheit stammt
nicht von dieser Welt - sie kommt aus dem Jenseits. Etwas zapft ihr die Kraft
ab. Okkultismus, Schwarze Magie, Voodoo? Mit den herkömmlichen Mitteln können
wir nichts ausrichten. Ich habe heute den ganzen Tag Bücher gewälzt. In der
Natur liegt noch viel verborgen. Wir kennen nicht mehr alle Heilkräuter, die
man in früheren Zeiten angewandt hat. Wir sollten uns wieder auf diese Hilfe
besinnen. Ich bin nicht sicher, den Stein der Weisen gefunden zu haben. Doch
habe ich eine Lösung zusammengestellt. Sie kann falsch sein, aber man kann sie
injizieren. Ob sie hilft, ist, eine andere Frage. Zumindest ist es eine
Möglichkeit.“
    „Sie befassen sich mit okkulten Studien?“
    Ein flüchtiges Lächeln zuckte um seine Lippen.
Seine klugen Augen richteten sich auf X-GIRL-C. „So einfach kann man das nicht
sagen. Ja und nein! Ein Überbleibsel aus meiner Studentenzeit, als man noch die
ganze Welt verändern und neue Entdeckungen machen wollte. Was ist davon übrig
geblieben? Ein alter Arzt, der sich bestimmter Kräutersubstanzen erinnert, wie
sie in früheren Zeiten auch von den sogenannten Hexen verwendet wurden. Viele
von ihnen verfügten über erstaunliche Heilpraktiken. Daran ist nun mal nicht zu
rütteln.“ Er zog seine Tasche in die Höhe und klappte sie auf.
    Er suchte etwas.
    Seine Augen wurden schmal. „Auch das noch“,
seufzte er.
    „Vergessen?“ bemerkte die Schwedin.
    „Ich hab’s unten im Wagen stehen, auf dem
Rücksitz.“ Er erhob sich und atmete tief durch. „Ich bin gleich wieder zurück.“
    „Ich mach’ das für Sie, Doktor. Ersparen Sie
sich das Treppensteigen! Ich hab’ jüngere Beine. Geben Sie mir die Schlüssel!
Ich hol’ das Päckchen.“
    „Das wollen Sie wirklich tun? Das ist lieb
von Ihnen.“ Er reichte ihr die Wagenschlüssel. „Es handelt sich um eine flache
Schachtel, grüner Karton. Vielen Dank, Miß Ulbrandson!“
    Er blickte ihr nach, als sie das Zimmer
verließ und nach unten eilte.
    Kilroy war allein im Zimmer mit der Kranken.
     
    ●
     
    Es war die richtige Zeit, in der sie ihre
Rache auskosten konnte.
    Ellen Radnor verließ lautlos wie ein Schatten
das Haus, in dem sie Unterschlupf gesucht hatte. Das junge Mädchen aus Brimsley
wußte nichts mehr von sich. Ihr Ich war gespalten. Ein anderer Geist, ein
anderer Willen beherrschte ihren Körper.
    „Ich bin Cynthia Maniot“, murmelte sie, und
in der Erinnerung Ellen Radnors war nichts mehr, was sie an jene Nacht, an
jenen Traum erinnert hätte, den sie gehabt hatte, als sie zum erstenmal diese
Worte aussprach.
    Sie bewegte sich nicht mit der Mechanik einer
Puppe, sondern ganz natürlich, nichts an ihr fiel auf, das man als fremdartig
oder ungewohnt hätte bezeichnen können.
    Jeder, der sie sah, glaubte, Ellen Radnor vor
Augen zu haben. Erst wenn sie sprach, war es eine andere Stimme.
    Die erste Nacht nach meinem Tod, ging es
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