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1129 - Das Blutmesser

1129 - Das Blutmesser

Titel: 1129 - Das Blutmesser
Autoren: Jason Dark
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gehört zu meinem Grundstück.«
    Ich nickte anerkennend. »Wirklich ausgezeichnet. Hier läßt es sich leben, wenn man nicht gerade auf die Großstadt fixiert ist.«
    »Ja, Ruhe habe ich.« Sie lächelte mir zu. »Aber neuerdings auch die Störungen.«
    Bevor ich etwas erwidern konnte, verschwand die Hecke wie von Geisterhand geschnappt, und an der linken Seite sah ich das Haus, das ich bisher nur aus Erzählungen kannte.
    Es war gelb angestrichen!
    Im ersten Moment schloß und öffnete ich die Augen, schüttelte auch den Kopf, was Michelle mit einem leisen Lachen quittierte. »So ergeht es jedem, der das Haus zum erstenmal sieht. Ich habe es eigentlich grün anstreichen wollen, mir dann jedoch überlegt, daß das nicht viel bringt, dann würde man es im Sommer übersehen. So fällt es eben zu allen Jahreszeiten auf.«
    »Da haben Sie recht.«
    Michelle lenkte das Fahrzeug auf das Grundstück und den Eingang zu.
    »Das hier ist die Nordseite«, erklärte sie. »Ich habe mir mein Arbeitszimmer nach Süden ausbauen lassen. Da ist das Licht besser.«
    »Sicherlich als Atelier.«
    »Ja, mit viel Glas.«
    So sah das Haus auf dieser Seite nicht aus. Wäre nicht der gelbe Anstrich gewesen, hätte man es übersehen können. Es war recht klein, es verteilten sich mehrere Fenster im Parterre und in der ersten Etage, und auch die Tür sah nicht besonders aus. Drei graue Stufen führten hoch.
    Vor der ersten blieb ich stehen, weil Michelle noch den Wagen abschließen mußte. Ich hatte Zeit, auf das Grundstück zu schauen, das durch die Hecke vorhin nicht einsichtig für mich gewesen war. Jetzt erkannte ich die Bäume darauf. Es waren Kastanien, auch Buchen und weiter entfernt stand eine Eiche. Die Blätter begannen sich zu färben, und aus den Kastanien waren die rotbraunen Früchte auf den Boden gefallen.
    Michelle faßte mich am rechten Arm. »Gefällt es Ihnen hier bei mir, John?«
    »Es ist zumindest außergewöhnlich.«
    »Das ist wahr. Den meisten Menschen ist es hier zu einsam, aber ich habe mich daran gewöhnt, und ich kann hier auch perfekt arbeiten. Mit der Außenwelt bin ich durch einen Internet-Anschluß verbunden, das brauche ich…« Sie räusperte sich. »Aber lassen Sie uns reingehen. Ich werde uns etwas zu essen machen.« Tief atmete sie durch. »Es tut gut, den Londoner Trubel und all die Hektik hinter sich zu lassen. Hier kann man auftanken. Dabei spielt es keine Rolle, welche Wetterbedingungen herrschen. Zumindest nicht für mich. Auch jetzt, im Herbst, kann ich wunderbar malen. Ich lasse mich eben von der Stimmung anstecken.«
    »Wie malen Sie denn, Michelle? Konkret oder abstrakt?«
    »Was denken Sie?«
    Ich schaute in ihre braunen Augen und sah sie auch vom Kopf bis zum Fuß an. Wie eine ausgeflippte Künstlerin kam sie mir nicht vor. Sie war mehr der Typ, der sich trotz aller Kreativität noch an gewisse Regeln hielt.
    »Sie malen konkret.«
    »Bingo.«
    »Landschaften?«
    »Hmmm…«, sie wiegte den Kopf. »Ich denke, Sie sollten sich da überraschen lassen.«
    »Dafür bin ich auch.«
    Den Schlüssel hielt sie bereits in der Hand und ging jetzt die Stufen hoch.
    Wenig später hatte sie die Tür geöffnet, stieß sie ganz auf und sagte: »Bitte eintreten zu wollen, Sir.«
    »Danke sehr, Mylady.«
    Michelle war euphorisch. Als hätte sie diese Erlebnisse überhaupt nicht gehabt. Und ich betrat ein Haus, über dessen Inneres ich mich wieder wunderte. Alles war mit hellem Holz verkleidet, die Wände, die Decke, auch der Fußboden. Doch bei ihm brachten die Berber-Teppiche Farbe ins Spiel. Das Treppenhaus war erweitert worden, so daß sich direkt hinter der Tür eine recht geräumige Garderobe befand.
    Mir fielen die Bilder an den Wänden auf. Keine grellen Farben, mehr Pastelltöne, so daß kein Motiv den Betrachter erschreckte.
    »Sind die Bilder von Ihnen, Michelle?«
    »Nein, von einem Freund. Ich stelle meine ungern aus. Außerdem sind sie oben.« Sie war an der Treppe stehengeblieben, die sehr breit war.
    Den Handlauf hatte sie lindgrün lackiert, und jetzt fiel mir auf, daß es oberhalb der Treppe keine normale Decke gab. Der Blick ins Dachgebälk war frei, das war von außen nicht zu sehen gewesen.
    Auf halber Strecke erlebte ich, daß sich dieses Haus zum Süden hin regelrecht öffnete. Da flutete selbst an einem so trüben Tag Licht hinein, im Sommer bestimmt noch verstärkt, und auch hier breitete sich die Fülle aus Helligkeit auf dem Boden aus.
    Schon auf dem Weg nach oben zeigte ich mich
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