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1114 - Der Fluch der Kosmokratin

Titel: 1114 - Der Fluch der Kosmokratin
Autoren: Unbekannt
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reagierte sie, als habe sie ihn überhaupt nicht gehört.
    „Ich sage dir: Laß das Viren-Imperium sein. Ihr alle, die ihr an ihm arbeitet: Zieht euch zurück. Ich bin hier, um euer Werk zu übernehmen."
    Es fiel Rag Cornus nicht leicht, von den Gedanken, die er bisher gehegt hatte, auf solche umzuschalten, die sich mit seiner Arbeit befaßten. Aber schließlich brachte er hervor: „Wir sind noch nicht fertig. Es sind immer noch eine Menge Handgriffe zu tun."
    Sie sah ihn an. Nein - das war nicht der richtige Ausdruck. Ihr Blick brannte sich in ihn, durch seinen Leib. In ihren Augen loderten finstere Flammen, eine schwarze Höllenglut.
    Er hatte niemals einen Blick wie diesen gesehen, und von einer Sekunde zur anderen vergingen ihm alle Ideen, die sich auf voluptuöse Frauen und sonstige inzölibate Dinge bezogen.
    „Laß es sein"; wiederholte sie mit tiefer, kehliger Stimme. „Ich befehle es dir. Bring dich in Sicherheit, sonst ist dein Leben verwirkt."
    Rag Cornus' Muskeln versagten ihm den Dienst. Er glitt schlaff auf die Liege zurück.
    Aber noch glomm in seinem Bewußtsein der Funke der Auflehnung. Noch brannte in ihm unterbewußt die Überzeugung, daß es in diesem Universum keine einzige Frau gebe, von der ein Mann einen Befehl entgegennehmen müsse.
    „Wir werden sehen", sagte er matt.
    Aber als er die Augen hob, war die Frau verschwunden. Er war nicht sicher, ob sie seine Antwort noch gehört hatte.
     
    *
     
    Eines war erstaunlich an diesen Montageballons: die Leichtigkeit, mit der ihre Inneneinrichtung auf die Bedürfnisse verschiedener Spezies getrimmt werden konnte.
    Wenn man Quiupu zuhörte, dann kamen die Ballons direkt von den Kosmokraten, und von denen hatte keiner damit rechnen können, daß im Innern von Srakenduurn 250 Terraner vorgefunden würden, die der Virenforscher entstauben und als Helfer verwenden konnte.
    Aber der Tisch, an dem Rag Cornus mit seinen Freunden saß, hatte die richtige Höhe.
    Die Stühle waren bequem. Der Teller besaß die gewohnte Große, das Eßbesteck paßte in eine menschliche Hand, und der Inhalt des Tellers sah nicht nur so aus, er schmeckte sogar nach Rührei mit Speck.
    „Sie machen es alles mit Formenergie", hatte Sapr Vistoy vor ein paar Tagen gesagt.
    Sapr mußte man zu nehmen wissen. Er war ein Klotz von einem Mann - an die zwei Meter groß, breitschultrig und mit Händen wie Schaufeln. Er hatte kurzes, schmutzigblondes Haar und ein Gesicht, das nicht viel Intelligenz verriet. Rag Cornus wußte seit einiger Zeit, daß man daraus keine voreiligen Schlüsse ziehen durfte. Sapr neigte zu simplistischem Denken, aber er war nicht dumm.
    Das dritte Mitglied der kleinen Tafelrunde war Lissa Montelf. Kleiner noch als Rag, der nur 1,70m maß, wie sehr er sich auch recken mochte. Achtzig Jahre alt - nicht mehr das, was man ein Kücken nannte. Ein bißchen plump, ein wenig zu viele Falten unter den Augen. Noch an Bord der BASIS war Rag Cornus überzeugt gewesen, Lissa sei eine der schlampigsten und unattraktivsten Gestalten, die ihm je über den Weg gelaufen waren.
    Aber in letzter Zeit ertappte er sich immer öfter dabei, daß er seine Einstellung zu revidieren und Lissa anziehend zu finden begann.
    Muß an der Einsamkeit liegen, dachte er mürrisch und stocherte lustlos in seinem synthetischen Eimit-Speck herum.
    „Du bist heute morgen der faszinierendste aller Gesellschafter", bemerkte Lissa, nachdem sie ihm eine Zeitlang zugesehen hatte.
    Ihre Stimme war ein wenig schrill und viel zu laut. Rag sah sie an, und während er überlegte, ob er ihr von seinem nächtlichen Traum erzählen solle, sagte er: „Ich habe schlecht geschlafen, das ist alles."
    „Stimmt", brummte Sapr mit vollem Mund. „Schlechter Schlaf schlägt sich auf den Magen. Ich kenne das."
    „Du kennst das?" fragte Lissa erstaunt. „Sag nur, du leidest an Schlaflosigkeit!"
    „Jetzt nicht mehr", antwortete Sapr selbstgefällig. „Früher. Als Kind. Jedes Mal vor einer Prüfung, einem Test. Und zum Frühstück brachte ich keinen Bissen hinunter."
    Rag schob seinen Teller zurück und stand auf. Die seichte Unterhaltung ging ihm auf die Nerven. Er mußte das, was ihm in der vergangenen Nacht widerfahren war, an den Mann bringen. Aber nicht hier, nicht in dieser Runde.
    Lissa rief ihm etwas nach, als er ging. Er verstand es nicht und machte sich nicht die Mühe zu antworten. Er brachte heute keine Pluspunkte bei Lissa zusammen. Aber das störte ihn nicht. Er dachte an die Frau, die ihm im Traum
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