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11 Kicker und ein falsches Spiel

Titel: 11 Kicker und ein falsches Spiel
Autoren: Knut Krueger
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fliegt samt Inhalt durch die Luft und verpasst einem älteren Jungen eine erfrischende Coladusche. »Hey, Tussi, kannst du nicht aufpassen!«
    Â»Tschulligung«, nuschele ich, hebe den leeren Becher auf und halte ihn ihr unbeholfen entgegen. Warum tue ich das eigentlich?
    Â»Ist doch leer«, sagt sie.
    Â»Ach ja«, entgegne ich lachend und lasse ihn wieder fallen.
    Was für leuchtende Augen sie hat, wie blaue Scheinwerfer.
    Â»Ich hab gestern euer Spiel gesehen.«
    Schluck.
    Â»Hat mir gut gefallen.«
    Hab mich köstlich amüsiert, meint sie wahrscheinlich. Ich spüre, wie mir der Schweiß in den Nacken läuft. »Na dann …«, stottere ich.
    Â»Na dann was?«

    Â»Na dann tschüs.« Ich bin so ein Volltrottel.
    Â»Wie heißt du?«
    Â»Ã„h … Felix.«
    Â»Tschüs, Felix.«
    Und weg ist sie.
    Und wie heißt du ?, möchte ich ihr nachrufen, aber zu spät. Die besten Fragen fallen einem im Leben immer erst hinterher ein.
    Ich stolpere weiter. Erblicke endlich zwei grüne Flummis mit schwarzen Haaren, daneben Flo und Benno.
    Â»Warum schwitzt du denn so?«, wundert sich Paco, als ich mich endlich zu ihnen durchgeschlagen habe.
    Â»Ist so heiß heute«, krächze ich.
    Er sieht mich erstaunt an.
    Â»Wer ist denn besser?«, frage ich schnell, um das Thema zu wechseln.
    Â»Mexiko natürlich«, antwortet Paco mit breitem Grinsen.
    Â»Wir machen Burritos aus denen«, bestätigt Pablo.
    Ich hoffe, dass wir nicht irgendwann gegen Mexiko ranmüssen. Wahrscheinlich würden die beiden mit fliegenden Fahnen zum Gegner überlaufen.
    Als wir 40 Minuten später mitsamt der Masse in Richtung Ausgang gespült werden, sind Paco und Pablo mit dem 1:0 »ihrer« Jungs hochzufrieden. An unser morgiges Spiel scheinen sie keinen Gedanken zu verschwenden. Benno und Flo sind wortkarg. Wahrscheinlich spukt ihnen dieselbe Frage wie mir durch den Kopf: Wie besiegt man seinen eigenen Trainer?

Montag, dritter Spieltag
    Zeit für eine erste Zwischenbilanz. Nachdem alle Mannschaften ihr Auftaktspiel absolviert haben, sehen die Resultate folgendermaßen aus:
    Â 
    Gruppe A
    Frankreich - Russland 2:2
Argentinien - Schweden 1:4
    Gruppe B
    Deutschland - Mexiko 0:1
England - Elfenbeinküste 0:7
    Gruppe C
    Italien - Japan 0:0
Schweiz - Portugal 1:1
    Gruppe D
    Brasilien - Österreich 1:1
Spanien - Niederlande 3:1
    Â 
    Für Furore gesorgt hat bis jetzt nur die Elfenbeinküste. Und wenn Speckmann das gesamte Teilnehmerfeld über unsere wahre Leistungsstärke hinwegtäuschen wollte, dann ist ihm das glänzend gelungen.

    Der Protest der Argentinier wurde übrigens abgewiesen. Aus dem Spielerpass des betroffenen Jungen geht eindeutig hervor, dass er bei seinem Einsatz für Schweden exakt zehn Jahre, drei Monate und sieben Tage alt war. Allerdings sorgte sein Passbild für einige Diskussionen, weil der argentinische Keeper behauptete, der schielende Typ auf dem Foto sei hundertprozentig der 13-jährige Metzgersohn aus Tiefenbrunn, das erkenne er auf den ersten Blick.
    Â 
    14.20 Uhr. Noch vierzig Minuten bis zum Anpfiff. Im Sportpark herrscht gemächliches Treiben. Der Parkplatz ist nicht einmal halb voll. Die Mädchen mit den Fähnchen und Luftballons sind verschwunden, und auch das Publikumsinteresse hat merklich nachgelassen. Ist ja auch Montag heute.
    Flo hat den Fahrdienst für Jaromir übernommen. Immerhin hat er ausgeruhte Oberschenkel.
    Als ich die Kabinentür aufschiebe, fällt mein erster Blick auf eine grüne Tafel. Darauf ist eine rätselhafte Anordnung weißer Kreuze zu sehen. Taktikfuchs Speckmann hat offenbar wieder Überstunden am Schreibtisch gemacht.
    Benno fragt Michi, ob seine Mutter die Trikots vielleicht zu heiß gewaschen hat. Seins würde plötzlich über dem Bauch spannen. Doch wir anderen merken keinen Unterschied.
    Â»So, Männer!«, beginnt Speckmann seine Kabinenansprache. »Nachdem wir den Japanern gezeigt haben,
wo der Hammer hängt, knöpfen wir uns heute die Portugiesen vor. Eine genaue Analyse der ersten Begegnung hat ergeben, dass unsere größte Stärke eindeutig in der Verteidigung liegt. Und ein Team ist nur dann erfolgreich, wenn es sich auf seine Stärken besinnt.«
    Â»So isses«, brummt Wilfried.
    Â»Und was«, fährt Speckmann fort, »ist die ureigenste Stärke jeder italienischen Mannschaft?«
    Allgemeines
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