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11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens

11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens

Titel: 11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens
Autoren: Vladimir Volkoff
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gesessen hatte: Liane.
    »Was machst du denn da drin?« fragte er verblüfft.
    »Stell dir vor: Ich war am Ersticken«, erwiderte Liane bissig. »Hättest du nicht noch eine Stunde warten können mit der Befreiung?«
    »Wenn du jemals ersticken solltest, dann sicher nicht aus übergroßer Dankbarkeit«, meinte Lennet, der eben dem Mädchen das Leben gerettet hatte und nun dafür nicht ein einziges Wort des Dankes hörte. »Kannst du wenigstens schwimmen?«
    »Nicht im Inneren eines solchen Kastens!«
    »Du bist also in der Lage, zweihundert Meter in bewegtem Wasser hinter dich zu bringen?«
    »Willst du damit sagen, daß es nur noch zweihundert Meter sind bis Honolulu?«
    »Ich will damit sagen, daß es gut wäre, du könntest schwimmen. Und wenn du das nicht kannst, hast du vielleicht wenigstens schreiben gelernt, denn du müßtest dann an dein Testament denken.«
    Sie zuckte verächtlich die Schultern.
    »Zweihundert Meter? Wenn nicht gerade ein Orkan herrscht, ist das ein Spiel. Willst du ein Wettschwimmen mitmachen? Ich wette, daß ich dich schlage.« 
    »Gilt!« sagte Lennet.
    Die beiden standen bereits bis zu den Hüften im Wasser. Rasch stiegen sie auf die Bordkante und sprangen ins Meer. Lennet bewunderte den Mut des Mädchens, das eben noch dem Ersticken nahe gewesen war und nun wie eine geübte Wettschwimmerin durchs Wasser glitt.
    Sie schwamm wirklich sehr gut, aber sie hatte natürlich nicht das Training eines Geheimagenten. Nach dreißig Sekunden war klar, daß sie keine Chancen gegen Lennet hatte. »Es reicht!« schrie sie. »Du hast gewonnen. Warte auf mich!«
    Lennet machte langsamer und drehte sich um: Die »Windsbraut« war dabei, unterzugehen. Guter alter Kahn. 
    Er hatte seine letzte Aufgabe erfüllt.

    »Du hast das Wettschwimmen gewonnen!« rief Liane »Du bist offenbar im Schwimmen besser als im Steuern«, keuchte Liane außer Atem, als sie Lennet erreichte. Er gab sich zerknirscht.
    »Wenn meine Verlobte mich so sehen würde, wäre sie nicht gerade sehr stolz auf mich.«
    Liane warf ihm einen Blick zu, den er nicht zu deuten wußte. Ohne Zweifel war darin etwas Ironie, aber auch etwas wie Furcht und Verblüffung.
    Sie schwammen weiter. Die Wellen machten ihnen zu schaffen, aber sie trieben sie auf das Ufer zu. Der Strand zwischen zwei Felsstürzen kam näher. Bald fühlten die jungen Leute den Sand unter ihren Füßen und konnten sich aufrichten. Ihr erster Gedanke galt der »Windsbraut«: Sie drehten sich um. Nur noch die Mastspitze ragte aus dem Wasser. Trümmer trieben im Meer.
    »Ich verstehe nicht, wie du das tun konntest«, murmelte Liane.
    »Was tun?«
    »Das ist genauso schlimm wie wenn man einen Menschen umbringt«, fuhr sie fort, als spräche sie zu sich selbst.
    »Meine beste Liane«, sagte Lennet, »bedenke, daß ich kein Seemann bin und auch nicht deine Liebe für das Meer teile. Darüber hinaus kommt es ja auch vor, daß man einen Menschen zum Beispiel durch einen Unfall tötet.«
    »Durch einen Unfall?« rief sie, und wieder tauchte in ihren Augen diese Mischung aus Furcht und Neugierde auf.
    Lennet setzte sich in den Sand, zog sein Hemd und seine Tennisschuhe aus und legte sie zum Trocknen auf einen großen Steinblock. Die Äquatorsonne würde sich darum kümmern.
    »Wenn du mir nun netterweise erklären würdest, wie du in meinen Segelkasten gekommen bist?«
    »Der andere war halt voll mit Lebensmitteln«, antwortete Liane, als wäre dies die einfachste Erklärung der Welt. »Im Segelkasten war noch Platz. Du glaubst nicht, was ich für eine Angst hatte, als du die Zwillingssegel herausholtest.
    Und warum ich eingeschlossen war? Das Schloß hat sich verklemmt. Das ist alles.«
    »Ich begreife«, sagte Lennet. »Aber meinst du nicht auch, daß es auf dem Bett bequemer gewesen wäre als drunter?«
    »Natürlich. Glaubst du, es ist ein Vergnügen, vierundzwanzig Stunden in einem vollgestopften Kasten zu hocken?«
    »Ich habe darin keine Erfahrung. Aber du wirst doch wenigstens zugeben, daß niemand dich dazu gezwungen hat.«
    »Doch: Du. In der Kabine oder im Cockpit hättest du mich doch sofort entdeckt.«
    »Das ist möglich«, räumte Lennet ein. »Kurz: Ich bin an allem schuld?«
    »Willst du vielleicht das Gegenteil behaupten?« Lennet begriff, daß er es mit einem starken Gegner zu tun hatte.
    Der starke Gegner streckte sich auf dem Sand aus.
    »Liane«, sagte er, »antworte mir offen, wenn du dazu überhaupt fähig bist: Warum hast du dich an Bord versteckt?« Sie sah
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