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11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens

11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens

Titel: 11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens
Autoren: Vladimir Volkoff
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Wasseroberfläche, daß er vorgeben konnte, daran gestrandet zu sein. Die »Windsbraut« hatte nicht sehr viel Tiefgang.
    Lennet näherte sich der Insel zwar von der unbewohnten Seite her, doch es war nicht auszuschließen, daß jemand sein Manöver beobachtete.
    Es mußte alles so natürlich wie möglich aussehen, wenn er strandete und das Boot unterging…
    Lennet änderte den Kurs und fuhr direkt auf das Riff zu.
    Dann stemmte er sich gegen das Steuerruder und biß die Zähne zusammen. Es würde einen harten Schlag geben, das wußte er. Sein Segelkurs hatte mit mehreren »Unfällen« geendet, und einer war schmerzhafter gewesen als der andere.
    Die Küste kam rasend schnell näher. Schon konnte man an den Palmen die Bündel von Kokosnüssen erkennen.
    Der Duft von Blüten und Erde mischte sich mit dem salzigen Geruch des Meeres. Kleine Wellen schienen mit dem Boot um die Wette zu laufen, das in wenigen Sekunden seine letzte Reise vollendet haben würde. Und dann: Krach… es knirschte und splitterte. Lennet wurde fast vom Steuer fortgeschleudert. Doch er hielt sich mit aller Kraft fest. Das Boot war auf einen scharfen Felsen aufgelaufen, der sich tief in den Schiffsrumpf bohrte.
    Langsam legte es sich zur Seite.
    Lennet stürzte in die Kabine. Die »Windsbraut« nahm Wasser auf, aber zu wenig, denn der Felsen, der das Loch gebohrt hatte, verstopfte es auch. Nun, offensichtlich hatte niemand auf der Insel den Zwischenfall bemerkt. Lennet mußte sich also beeilen, das Boot untergehen zu lassen, damit man später nicht mehr kontrollieren konnte, wo und wie es gestrandet war. Das wäre viel zu verdächtig…
    So rannte Lennet von einem Flutventil zum nächsten und öffnete sie. Wasser schoß in Kabine und Cockpit. Die »Windsbraut« begann zu sinken. In wenigen Minuten würde sie mitsamt ihren Segeln, Instrumenten, mit dem ganzen Proviant verschwunden sein. Eigentlich kein Wunder, daß die Vorgesetzten Lennets, die für die Geldausgaben zuständig waren, so geknausert hatten.

    Mit lautem Krachen bohrte sich der scharfe Felsen in den Schiffsrumpf
    Lennet ließ die Kabinentür offen und sprang auf den Bordrand. Er sah sich um. Das Riff bot keinerlei Gefahr, die Strömung war nicht sehr stark, bis zur Küste waren es etwa zweihundert Meter – eine Kleinigkeit für einen trainierten Schwimmer wie Lennet. Er atmete ruhig durch und wollte springen.
    In diesem Augenblick hörte er hinter sich verzweifelte Schreie: »Hilfe! Hilfe!«

Der blinde Passagier
    Lennet stürzte in die Kabine. Das Wasser stieg schnell und hatte schon fast die Matratzen erreicht, die auf den Bordkästen lagen. Die Schreie kamen aus dem Kasten auf der Steuerbordseite.
    Lennet versuchte, den Deckel zu öffnen. Das Schloß war verklemmt.
    Der Gefangene – oder vielmehr: die Gefangene, denn es war eine weibliche Stimme, die da um Hilfe rief, klopfte mit Händen und Füßen gegen das Holz.
    »Ruhig, ruhig!« rief Lennet. »Ich mache auf!«
    Er versuchte, den Deckel aufzureißen. Es gelang nicht.
    Das Wasser stieg.
    Im Kasten hatten die Schreie aufgehört. Aber plötzlich war die Stimme wieder zu hören: »Ich kriege keine Luft mehr! Tun Sie doch etwas!«
    Lennet mußte daran denken, wie er selbst einmal in einem engen Koffer eingeschlossen war. Aber damals stand der Koffer wenigstens nicht im Wasser. Wenn die Gefangene in Panik geriet, war dies kein Wunder.
    Er trat einen Schritt zurück und versuchte es mit einem Fußtritt. Doch der Kasten bestand aus hartem, starkem Holz. Er krachte nicht einmal, als Lennet dagegentrat.
    Lennet begann nervös zu werden. Er konnte doch den blinden Passagier nicht einfach absaufen lassen, gleichviel, wie er an Bord gekommen war und wie sehr er auch seine Aufgabe störte.
    Das Schloß mußte geöffnet werden. Aber wie?
    Lennet blickte sich um und suchte nach einem Gegenstand, mit dem er das Schloß mit einem Schlag aufbrechen konnte, denn jetzt kam es auf Sekunden an.
    Der Segelkasten war bereits dreiviertel voll Wasser. Der Anker? Zu schwer! Eine Brechstange? Es gab keine an Bord. Plötzlich gewahrte er in einer Ecke eine große Axt, die er zuvor noch nicht bemerkt hatte. Er nahm sie in beide Hände und schlug zu. Der Riegel brach, das Schloß war offen. Der Deckel flog auf, und wie ein Flaschenteufel oder besser noch, wie ein Geist aus dem Sarg tauchte eine Gestalt auf. Sie war in Segeltücher eingehüllt, strampelte wütend, und dann erkannte Lennet das Mädchen, das am Tag zuvor im Yachtclub mit an seinem Tisch
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