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11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens

11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens

Titel: 11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens
Autoren: Vladimir Volkoff
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Strömungen nach Osten abgetrieben und weiß nicht, wo man sich wiederfindet.«
    »Das ist wahr«, bekräftigte der Kapitän. »Es gibt da furchtbare Strudel.«
    Diesmal versuchte Lennet, bleich zu werden. »Daran habe ich gar nicht gedacht«, sagte er gespielt kleinlaut.
    »Vierzehn Tage auf dem Meer, und das allein in einem Boot, ist schon kein großes Vergnügen. Aber jetzt gefällt es mir noch weniger. Was soll ich bloß machen?«
    »Heiraten Sie einfach eine andere«, meinte das junge Mädchen und schüttelte die blonden Haare zurück. »Mich zum Beispiel. Aber ich habe keine Kokospalmen, ich habe bloß Pfirsichbäume.«
    »Es wäre mir ein Vergnügen«, erwiderte Lennet, »wenn ich nicht schon in Mademoiselle…. das Mädchen, von dem ich gesprochen habe, verliebt wäre.«
    »Ein großes Vermögen in Kokospalmen und dazu verrückt aufs Segeln, das kann nur die Tochter von Carlos sein«, fand der Admiral.
    »Wenn es nicht die kleine Berger ist«, warf eine ältere Dame ein. »Aber wer immer es auch ist, es ist unmenschlich, von einem ,Franzosen aus Frankreich’ so etwas zu verlangen!«
    Alle schlossen sich dieser Meinung an. Seit er hier war, hatte Lennet schon begriffen, daß es hier etwas ganz Besonderes war, ein »Franzose aus Frankreich« zu sein.
    »Unmenschlich?« rief er scheinbar heftig. »Aber nicht im geringsten! Dieses Mädchen verlangt von mir eine Mutprobe, wie sie einst die Damen des Mittelalters von ihren Rittern gefordert haben. Der einzige Unterschied besteht darin, daß ich kein Pferd, sondern ein Boot brauche. Kann mir jemand von Ihnen ein Boot leihen oder vermieten oder auch verkaufen? Ein Boot, mit dem man eine solche Überfahrt riskieren kann?«
    »Wir sind doch keine Mörder!« sagte die ältere Dame würdig.
    »Außerdem lieben wir unsere Boote!« meinte das blonde Mädchen.
    »Ohne Yacht ist man auf diesen Inseln aufgeschmissen!« Das war der Admiral. »Und wir hätten keine Garantie, daß Sie uns unsere Kähne wieder zurückgeben könnten.«
    »Sie werden hier kein Boot bekommen«, schloß der Engländer.
    »Wollen wir wetten?« fragte Lennet.
    »Um einen Kasten Wermut«, erwiderte der Engländer sofort. Dieser spezielle Wermut, der gleichzeitig nach Orangen schmeckte, war damals gerade große Mode in Polynesien. Aber Lennet, der niemals Alkohol trank, hatte ihn noch nie gekostet. Dagegen hatten die ältere Dame, der Admiral und manche anderen Gäste des Yachtclubs bereits etliche Gläschen hinter die Binde gegossen. Der Engländer glaubte deshalb, besonders höflich zu sein, als er diesen Wetteinsatz vorschlug, und Lennet fand es lustig, ihn anzunehmen. Er konnte nicht wissen, daß dies für ihn in nächster Zeit von Bedeutung sein würde.
    »Gut«, sagte er, »einen Kasten von diesem speziellen Wermut, den Sie alle hier trinken!«
    »Wenn ich ein Boot hätte, ich würde es Ihnen leihen«, meinte das junge Mädchen. »Aber ich habe nur das von meinem Vater.«
    Der Kapitän schlug mit der Faust donnernd auf den Tisch.
    »Macht, was ihr wollt, Kinder«, schrie er. »Der Junge ist mir sympathisch. Und dieses Mädchen, das keine Landratte zum Mann will, ist es noch mehr. Und schließlich ist es ja von hier nach Honolulu auch keine Fahrt in die Hölle. Und dieses Bürschchen…«, er gab Lennet einen freundschaftlichen Schlag auf den Rücken,
    »ist auch nicht dümmer als irgendein anderer! Wenn man mit achtzehn nicht verrückt ist, wann soll man es dann sonst sein? Hawaii ist zweihundert Meilen entfernt, und wenn es die Strudel nicht gäbe, wo wäre das Vergnügen?
    In fünfzehn Tagen kann unser Freund Jerome sein Coca Cola bereits in Honolulu trinken!«
    »Wenn er dann nicht schon dabei ist, den Pazifischen Ozean zu trinken«, bemerkte das Mädchen ironisch.
    »Sie werden doch dieses Kind nicht diese Dummheit begehen lassen«, jammerte die alte Dame entrüstet.
    »Das Kind ist über achtzehn Jahre alt, also volljährig«, entgegnete der Hafenkapitän. »Und ich habe gerade etwas da, was ihm helfen kann.«
    Lennet ließ den Hafenkapitän nicht aus den Augen. Der Bretone wußte nicht, was die Mission »Schere« bedeutete; er kannte weder den Namen noch den Rang dieses »Jerome Blanchet«, aber er hatte die entsprechenden Befehle empfangen. Der Fremde und er hatten die Parole ausgetauscht: Lennet konnte auf die Mitarbeit des alten Mannes rechnen, der schon seit vielen Jahren für den französischen Nachrichtendienst arbeitete.
    Der Admiral rief: »Ich kenne Ihren Kahn! Ich will ja zugeben,
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