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11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens

11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens

Titel: 11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens
Autoren: Vladimir Volkoff
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Augenblick, ein Schlückchen Wermut zu trinken«, meinte der Chef und ließ sich auf seinem gewohnten Stuhl nieder.
    »Es tut mir leid, Chef, aber es ist keiner mehr da«, antwortete Plana. »Oh, Entschuldigung, eine Flasche haben wir noch. Aber es ist die letzte.«
    Er holte sie aus dem Lager, und da es sich um einen besonderen Anlaß handelte, ließen sich auch Madeleine Terran und Henry Goffic, die sonst nicht tranken, ein Gläschen einschenken. Lennet nippte an seinem Glas und erklärte dann, es gehe ihm so schlecht, daß er doch nicht essen wolle.
    »Es tut mir leid, daß ich die gemütliche Runde störe«, murmelte er. »Aber ich glaube, es ist besser, wenn ich mich hinlege.«
    Alle bedauerten ihn, und Goffic erklärte sich bereit, ihn zum Zelt zu begleiten. Lennet willigte sofort ein: Endlich eine Gelegenheit, allein mit dem Bretonen zu sprechen.
    Unterwegs redete Goffic voller Begeisterung von seiner Verlobten. Ja, er sang wahre Hymnen.
    Lennet blieb plötzlich stehen. »Angenommen, Ihre Verlobte wird von Banditen bedroht, wenn Sie nicht die Geheimnisse preisgeben, die Sie durch Ihre Arbeit kennen. Was würden Sie tun?«
    »Das ist…. ‘das ist unmöglich«, stammelte Goffic leichenblaß.
    »Aber das ist sehr wohl möglich. Wie würden Sie reagieren?«
    »Ich…«
    »Nun?«
    »Ich würde antworten, daß meine Verlobte es mir nie verzeihen würde, wenn ich etwas verriete, nur um sie zu retten. Das ist alles!«
    Das kam in so energischem Ton, daß Lennet an der Aufrichtigkeit der Antwort nicht zweifeln konnte. Er ließ sich auf seine Luftmatratze fallen und bat Goffic, zu seinen Kollegen zurückzugehen.
    »Ich hoffe, sie haben Ihnen noch etwas Wermut übriggelassen«, murmelte er mit schwacher Stimme.
    »Das würde mich sehr wundern«, meinte Goffic lachend.
    »Wenn Plana und Porticci angefangen haben zu trinken, lassen sie keinem etwas übrig. Hier habe ich eine Decke von Madeleine für den Fall, daß Sie Fieber bekommen.
    Wickeln Sie sich richtig ein. Gute Besserung!«
    Sobald er verschwunden war, wickelte Lennet die Decke so zusammen, daß es aussah, als läge er darunter.
    Dann kroch er auf allen vieren aus dem Zelt. Er hatte ebensowenig Lust, einen Pfeil abzukriegen, wie er Sehnsucht hatte, wieder ein Schlafmittel zu schlucken.
    »Ich werde halt auf den Schlaf verzichten, wie ich auf das Essen verzichtet habe«, murmelte er vor sich hin, während er sich am Rand der Lichtung hinter den Büschen verbarg.
    Nachdem er die richtige Stelle gefunden hatte, sah er auf die Uhr.
    In zweiundzwanzig Stunden und zweiundzwanzig Minuten mußte er den Plan »Lindenblüte« anwenden!

Das Versteck im Baum
    Lennet war es gewohnt, eine Waffe bei sich zu haben.
    Nun, da er sich ohne Waffen möglichen Angriffen des Blasrohrschützen oder auch einer Riesenschlange ausgesetzt sah, fühlte er sich nicht besonders behaglich.
    Aber er war gut versteckt, das war die Hauptsache.
    Es dämmerte, und gleich darauf wurde es Nacht. Das Konzert der Insekten erfüllte den Dschungel.
    Plötzlich hörte Lennet leise Schritte. Ein Mann kam näher. Er versuchte, leise zu gehen, aber er war kein Meister im Schleichen.
    Der Unbekannte erschien gerade in dem Augenblick am Rande der Lichtung, als der Mond aus dem Meer auftauchte und die Insel mit einem grünlichen Licht beschien. Eine kleine Gestalt. Also konnte es Plana sein, Baret oder aber der große Unbekannte, der irgendwie auf der Insel gelandet war.
    Vorsichtig ging der Schatten zu Lennets Zelt und hob die Plane hoch. Im Inneren war es stockfinster, er konnte die zusammengerollte Decke wohl eher ahnen als erkennen. Aber er schien zufrieden zu sein, denn er ließ die Plane fallen, richtete sich auf und ging in Richtung Griffbrett der Gitarre. Lennet sah, daß er einen länglichen Gegenstand unter dem Arm trug. Vielleicht ein langes Fernglas? Oder ein Blasrohr? Der Geheimagent entschloß sich, dem Unbekannten zu folgen.
    Der Schatten ging in flottem Tempo, und Lennet, der sich zwischen den Büschen und Bäumen vorwärtsarbeitete, um nicht bemerkt zu werden, hatte alle Mühe, ihm zu folgen. Dabei fragte er sich unablässig, was der andere wohl unter dem Arm trug.
    Sie waren nun etwa eine Viertelstunde unterwegs. Da passierte der Unbekannte eine kleine Lichtung, die vom Mond hell erleuchtet wurde. Es gab keinen Zweifel. Vor ihm ging Plana, der Sicherheitsoffizier, und was er unter dem Arm trug, war keineswegs ein Fernglas, ein optisches Gerät, um damit Signale zu geben, es war schlicht und
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