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1097 - Der Tod aus dem Tunnel

1097 - Der Tod aus dem Tunnel

Titel: 1097 - Der Tod aus dem Tunnel
Autoren: Jason Dark
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abwandte wie jemand, der ein schlechtes Gewissen hatte.
    Wir blieben stehen. Allerdings mehr, um einen Blick auf die Tür zu werfen, die sich ebenfalls in der Nische befand und sich als graues Rechteck abmalte.
    »Wenn du mich jetzt fragst, ob ich weiß, wohin die Tür führt, dann muß ich passen«, sagte Karina.
    Ich fragte sie nicht. Ich beschäftigte mich auch nicht mit der Tür, denn der junge Mann mit den blonden Haaren war wichtiger. Seine Bewegungen fielen mir auf. Immer wieder schlug er mit den Händen um sich, um etwas zu treffen, das nur er sah und nicht wir, weil wir noch zu weit entfernt waren.
    »Fällt dir was auf, Karina?«
    »Und ob.«
    Wir hatten es plötzlich eilig. Der Knabe hätte noch verschwinden können, aber er blieb stehen und schaute uns aus großen Augen entgegen. Jetzt sahen auch wie die kleinen, dunklen Biester, die sich auch auf uns stürzten.
    Das waren sie.
    Ich zerklatschte eine Mücke, während Karina dicht vor dem Jungen stehenblieb.
    »Auf wen wartest du?«
    Er schüttelte den Kopf. »Haut ab!«
    Karina preßte ihn durch den Druck ihrer Hand gegen die Wand. »Auf wen, verdammt?«
    »Auf meinen Kumpel.«
    »Sehr gut. Und wo ist er?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Was ist mit den Mücken?«
    »Weiß ich auch nicht.«
    »Aber du bist zerstochen. Wenn du in den Spiegel schaust, kannst du das Blut in deinem Gesicht sehen. Wo sind die Mücken hergekommen?«
    Er gab keine Antwort, sondern drehte nur den Kopf und blickte auf die Tür.
    »Von dort?«
    »Ja.«
    »Weiter, weiter, laß dir nicht alles aus der Nase ziehen. Hast du die Tür geöffnet? Hat sich dahinter dein Kumpel versteckt?«
    »Nein.«
    »Hier ist überall Blut«, sagte ich. »Auch an der Tür klebt es. Ich denke, daß wir eine Spur haben.«
    Karina nickte mir kurz zu und wandte sich wieder an den Zeugen. »So, und jetzt wirst du reden!« Sie zeigte ihm ihren Ausweis. »Du wirst uns alles sagen, was du weißt.«
    Der junge Mann kroch in sich zusammen. Er holte noch ein paarmal Luft, dann sprudelte es aus ihm hervor. Ich verstand nichts, und so übersetzte mir Karina zwischendurch mit einigen knappen Sätzen, damit ich informiert war.
    Was ich erfuhr, war nicht eben gut. Ein Hammer, und wir mußten davon ausgehen, daß sich zumindest zwei unschuldige Personen in den Händen des Vampir-Monstrums befanden.
    Ein junger Mann und eine Frau, die hier bei der Bahn arbeitete und hinter der Tür verschwunden war.
    Karina ließ Nikita in Ruhe. Sie nickte mir zu. »Ich denke, wir haben es, John.«
    »Das meine ich auch. Weiß er denn, was hinter der Tür liegt?«
    »Nein. Er hat sich auch nicht getraut, dort nachzuschauen. Die Furcht sitzt zu tief.«
    »Dann los.«
    Karina hatte dem Knaben noch etwas zu sagen. Sie sprach mit eindringlicher Stimme, während ich schon die Hand auf die Klinke gelegt hatte und die Tür aufzog.
    Die Dunkelheit drängte sich mir entgegen. Aber es war nicht nur finster.
    Irgendwo im Hintergrund brannte Licht, und so hatten sich auch Schatten bilden können.
    Karinas Atem streifte meinen Nacken. »Siehst du schon was, John?«
    »Nein, noch nicht, aber ich weiß, daß wir hier richtig sind…«
    ***
    Innerhalb kürzester Zeit war Nina vom Himmel in die Hölle gezerrt worden. Sie hatte den großen Raum hinter der Tür betreten, aber sie war nicht weit gekommen.
    Aus der Dunkelheit war der Angriff erfolgt. Wer sie überwältigt hatte, war ihr unbekannt. Der Schlag hatte sie fast bewußtlos werden lassen, und als sie wieder zu sich gekommen war, trug sie keine Uniform mehr, sondern nur ihre dicke, weiße Unterwäsche. Sie fror erbärmlich, doch die wahre Kälte war eine andere.
    Sie lauerte in der Dunkelheit vor ihr. Sie konnte sie hören. Ein Geräusch, das aus Fauchen und Stöhnen bestand. Sie selbst saß auf dem Boden und kam nicht mehr mit sich zurecht. Die Dunkelheit war einfach zu dicht, und einige Male glaubte sie sogar, einen schweren Alptraum zu durchleben.
    Ihr tat niemand etwas. Auch die Schmerzen im Nacken ließen sich einigermaßen ertragen. Sie hörte auch nichts. Keine Schritte, kein Keuchen oder Atmen, keine bösen Geräusche. Die Stille war ebenso schlimm.
    Hinzu kam die Dunkelheit.
    Auf dem kalten Boden sitzend tastete Nina um sich. Beim ersten Hinfassen schon erwischten ihre Finger die Uniformjacke. Ihr fiel ein, daß in der rechten Seitentasche eine Schachtel mit Zündhölzern steckte.
    So etwas Profanes gab ihr in dieser Lage einen leichten Kick. Wenn Licht brannte, konnte sie zumindest
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