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1094 - Der Mann aus Haiti

Titel: 1094 - Der Mann aus Haiti
Autoren: Unbekannt
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genehmigte Senso-Spiele geboten, die weder gegen die vielfältigen Tabus sowie ethischen und moralischen Wertvorstellungen aller nur denkbaren Besucher noch gegen die Würde einer Person verstoßen. Im übrigen ist das dein Ziel. Kann ich mit einer Auskunft behilflich sein?"
    „Nein, danke!" sagte sie hastig. „Es ist schon gut. Der erste Eindruck hatte mich nur verwirrt."
    Sie schob ihre ID-Karte in den Zahlschlitz, damit die Fahrtkosten von ihrem Konto bei der Solar-Bank auf ein Konto des öffentlichen Verkehrsunternehmens umgebucht werden konnten. Die Karte sprang fast sofort wieder heraus, das Computersystem bedankte sich und öffnete die Seitentür.
    Der Lärm aus zahllosen Lautsprecheransagen, von Musik und Stimmengewirr betäubte sie fast, als sie ausgestiegen war, doch bald hatte sie sich daran gewöhnt - und auch daran, daß ihr Ziel in einem Vergnügungsviertel lag, was sie aus reiner Naivität nicht erwartet hatte.
    Zwei rotbärtige Springer, die aus dem Portal kamen, musterten sie neugierig, dann gingen sie weiter. Ein Blue, der sich ein grünes Tuch um seinen langen Hals geschlungen hatte, beobachtete mit den hinteren Augen seines „Tellerkopfes" schüchtern die Umgebung, während er dem in die Hauswand neben dem Portal integrierten INFO-Roboter zuhörte. Ein leicht beschwipster Unither tippte ihn mit seinem Rüssel an. Die beiden sprachen kurz miteinander, dann betraten sie das Etablissement.
    Sie lächelte. Das, was auf den ersten Blick als eine Anhäufung zwielichtiger Gestalten gewirkt hatte, entpuppte sich als zufällige Ansammlung harmloser Individuen von verschiedenen Welten.
    Sie rückte das schmale Trageband ihrer kleinen Tasche auf der Schulter zurecht, dann ging sie durch den Energievorhang> der ein angenehmes Kribbeln auf der Haut hervorrief.
    Eine relativ kleine Halle nahm sie in sich auf. In den Wänden waren die Öffnungen von neun Antigravlifts, darüber schreiend bunte Bilder mit Beschriftungen in Interkosmo und Englisch. Im Mittelpunkt der Halle stand eine kreisrunde Bar, hinter dessen Theke eine dunkelhäutige Ferronin und ein Ertruser mit riesigem blauschwarzen Sichelkamm Dienst taten. Dort hatten der Unither und der Blue sich neben einem Anti und zwei Sempronesen niedergelassen und schauten fast andächtig zu, wie der Ertruser gleichzeitig zwei hohe Gläser nacheinander mit grünen, blauen, roten und gelben Alkoholika füllte, ohne daß die Farben sich vermischten.
    Nachdem sie die Schilder gemustert hatte, kehrte das Gefühl der Hilflosigkeit zurück.
    Der Name, den sie suchte, war nicht zu finden gewesen.
    „Kann ich dir helfen?" erkundigte sich die Ferronin in gutturalem Englisch.
    „Ich weiß nicht", erwiderte sie schüchtern und kramte eine zweite Notizfolie hervor. „Ich soll mich bei Henri Vaudau melden. Er könnte..." Sie biß sich auf die Lippen, als hätte sie schon zuviel verraten.
    Der Ertruser sah von seiner Arbeit auf.
    „Behalte dein Geld lieber für dich! Henri ist ein Scharlatan. Ich glaube, er nimmt Mnemonin und schöpft daraus seine Weisheiten."
    Die Ferronin sprach mit einem Wortschwall einer unbekannten Sprache auf ihn ein: wahrscheinlich Ferronisch. Der Ertruser schien sie jedoch zu verstehen, denn er schüttelte zuerst den Kopf, dann nickte er widerstrebend.
    „Ich bringe dich zu ihm", sagte er schließlich gutmütig. „Aber er nimmt nur Bargeld."
    Sie legte eine Hand auf ihre Tasche.
    „Ich habe Bargeld dabei."
    Er schob ein Segment der Theke beiseite und kam heraus.
    „Komm! Wie viel hast du mitgebracht?"
    Sie hatte Vertrauen zu dem gutmütig wirkenden Riesen gefaßt, deshalb zögerte sie nicht.
    „Dreihundert Galax."
    „Viel zuviel. Nimm die Hälfte heraus und verstaue sie woanders! Hundertfünfzig sind für ein Astrogramm mehr als genug."
    Widerstrebend gehorchte sie und steckte hundertfünfzig Galax in die Innentasche ihrer Jacke, obwohl sie wußte, daß sie auch sie Henri überlassen würde, denn sie war nicht gekommen, sich ein Astrogramm erstellen zu lassen.
     
    *
     
    In der dritten Subetage stiegen sie aus dem Antigravlift, und der Ertruser zeigte auf eine Tür am rechten Ende des spärlich beleuchteten Korridors.
    „Dort ist es. Keine Angst, Henri frißt niemanden. Er ist nur geldgierig. Ich muß jetzt an meine Arbeit zurück. Wenn du fertig bist, spendiere ich dir einen Drink. Ich heiße Komtrur."
    „Danke!" sagte sie und ging, ohne sich ihrerseits vorzustellen.
    Die Tür öffnete sich lautlos, als sie die Meldeleiste daneben
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