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1094 - Der Aibon-Drache

1094 - Der Aibon-Drache

Titel: 1094 - Der Aibon-Drache
Autoren: Jason Dark
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mitbringen?«
    »Gut.«
    Chris Talbot verschwand im ebenfalls erleuchteten Haus des Tankwarts. Sie ging dorthin, wo in einer Kühlbox an der Wand die entsprechenden Getränke aufbewahrt wurden. Ein Blick, ein Griff, und sie hatte das richtige gefunden.
    Ich ging vor dem Wagen auf und ab. Da es etwas länger dauerte – es waren auch noch andere Kunden zu bedienen –, entfernte ich mich vom Porsche und schaute in die Dunkelheit hinein. Häuser standen in der Nähe. Über ihren Dächern schwamm die graublaue Nacht. Es gab keine Bewegungen in diesem Hintergrund. Alles war starr. Kein Vogel, kein Flugzeug, auch kein Drache.
    Hatte er unsere Spur verloren? Es wäre ideal gewesen, und etwas Besseres hätte ich mir nicht vorstellen können, aber ich traute dem Frieden nicht. Zu oft war ich schon reingefallen, denn die andere Seite kannte alle Tricks und Kniffe.
    Es war schon interessant gewesen, was mir Chris über ihre Tante erzählt hatte. Ich ging längst davon aus, daß sie der Grund des Übels war. Ihr mußte es gelungen sein, Kontakt mit der Welt der Drachen aufzunehmen, in diesem Fall mit Aibon. Warum sonst hätte Chris ihr Haus von einem Druidenpriester segnen lassen sollen?
    Der Drache und die Verstorbene? Welche Verbindung gab es zwischen ihnen? Existierte sie auch noch nach dem Tod der Edina hinaus? Vermutlich, und möglicherweise war sie sogar noch enger geworden. Es gab jetzt keine Grenzen mehr. Der Drache hatte die normale Welt in seinen Besitz genommen.
    Erst hörte ich die Schritte, dann die Stimme. »He, John, ich bin fertig.«
    Am Wagen trafen wir wieder zusammen. Chris hatte nicht nur zu trinken gekauft, sondern auch eine Rolle Kekse, die nicht süß, sondern mit einer Käsekruste überzogen waren.
    »Ich hatte Hunger«, entschuldigte sie sich.
    »Das ist doch ein gutes Zeichen.«
    Wir stiegen wieder ein. Während ich startete, riß Chris die beiden Laschen auf.
    Ich lenkte mit einer Hand den Porsche über das Grundstück der Tankstelle hinweg und setzte die Dose mit dem Wasser an. Auch mir taten die Schlucke gut. Ich trank die Dose leer und drückte sie zusammen. Chris nahm sie mir ab und warf sie auf den Rücksitz.
    »Bleiben wir bei der Strecke, oder willst du über die Autobahn fahren?«
    »Nein, wir bleiben dabei.«
    »Sei ehrlich, John«, sagte Chris leise, »du rechnest mit einem weiteren Angriff.«
    »Stimmt. Und ich möchte ihn nicht bei hoher Geschwindigkeit auf der Autobahn erleben.«
    »Das kann ich verstehen.«
    Die Tankstelle hatte am Rande von Feltham gelegen. Es war inzwischen auch später geworden. In etwas mehr als einer Stunde hatten wir Mitternacht. Chris saß jetzt schweigend neben mir. Sie starrte nach vorn. Ihre Stirn hatte sie gerunzelt. Hin und wieder trank sie einen Schluck Wasser und kaute auf den Keksen, die zwischen ihren Zähnen knirschend zerbröselten.
    »Meine Tante Edina«, flüsterte sie, »nie habe ich Kontakt mit ihr gehabt. Sie war auch irgendwie kaum existent. Meine Mutter hat sie mal als eine alte Hexe bezeichnet.«
    »War sie ihre Schwester?«
    »Ja. Allerdings viel älter. Verstanden haben sich die beiden nie. Sie hatten auch keinen Kontakt.«
    »Wo lebte Edina denn?«
    »In Wales.«
    »Gute Gegend.«
    »Wieso?«
    »Für Druiden. Wie auch Cornwall. Aber das sind Spekulationen. Als Hexe wurde sie in eure Familie schon angesehen, wenn ich dich richtig verstanden habe?«
    »Ja, das stimmt. Aber nur meine Mutter hat sie als Hexe bezeichnet. Die anderen hielten sich raus.«
    Die Tankstelle war längst hinter uns verschwunden. Ebenso die Häuser von Feltham. Uns gehörte die Straße fast allein, denn anderer Fahrer waren kaum unterwegs. Ich hatte mich auch an den Flitzer gewöhnt und gab ihm Gummi.
    Die beiden Scheinwerfer warfen ihr Eislicht in die Nacht, das sich auf dem feuchten Boden verteilte. Es huschte über die freien Grasflächen an der linken Fahrbahnseite. Dort gab es auch einen Graben, durch den das Wasser ablief. Hin und wieder sahen wir einen Baum, der sich verlaufen zu haben schien.
    Der Himmel war wie eine Decke, die über dem Topf Erde lag. Im Osten leuchtete uns London entgegen. Bevor wir jedoch die City erreichten, mußten wir noch einige Vororte durchqueren, in denen es allerdings in der Nacht nie so ruhig war wie in Feltham.
    Ich machte mir Gedanken über den Drachen. Er war von mir angeschossen worden, und ich fragte mich, wie stark ihn die Kugeln geschwächt hatten. Es war nur eine Hoffnung, die ich lieber nicht zu einem positiven Ende dachte,
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