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1086 - Solaner-Jagd

Titel: 1086 - Solaner-Jagd
Autoren: Unbekannt
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betäubt.
    Er hörte die Tür zufallen. Es wurde unheimlich still. Eine Stunde lang kämpfte er verzweifelt gegen die Fesseln an, dann begann er um Hilfe zu schreien, obwohl er nicht wußte, ob seine Stimme bis nach draußen drang. Aber selbst dann war es noch fraglich, ob jemand hereinkam, um ihm zu helfen. In Garnaru kümmerte sich jeder nur um seine eigenen Angelegenheiten. Das brachte das Gettodasein offenbar so mit sich.
    Deshalb war Gaddic überrascht, als nach einiger Zeit ein Springer den Kopf zur Tür hereinstreckte. Wahrscheinlich gehörte er zu den drei Händlern, die Aghym von Mag-Whort die Stricke verkauft hatten. Seine Neugier hatte ihn hergetrieben.
    Der Ankömmling hatte einen sauber gestutzten roten Bart und trug einen für diese Jahreszeit dünnen hellgelben Leinenanzug.
    „Hat dich jemand festgebunden?" fragte er, noch immer halb zwischen Tür und Innenraum.
    „Nein", antwortete Gaddic sarkastisch. „Ich bin ein Entfesselungskünstler mit Trainingspech."
    Der Springer grinste breit, wovon sein Bart merkwürdigerweise eine völlig andere Form erhielt und sein Gesicht in das eines betrunkenen Fauns verwandelte. Er kam herein und untersuchte die Fesseln, bevor er sie dann in wenigen Augenblicken löste.
    Gaddic rollte quer über den Boden.
    Der Galaktische Händler ließ sich in einem Sitz nieder und beobachtete ihn schweigend, bis er schließlich aufstand.
    „Danke", sagte Gaddic.
    „Du hast wohl großes Pech gehabt?"
    „Ja", sagte Gaddic. Er schaute sich in dem Raum um und versuchte sich vorzustellen, daß sich hier vor nicht allzu langer Zeit Atlan, Roark-Kher, Aghym und ein Siganese aufgehalten hatten.
    „Ich müßte erst mit meinen beiden Freunden sprechen", sagte der Springer, „aber ich denke, wir könnten einen Mann wie dich gebrauchen:" Gaddic ging zu dem Lager, auf dem der Arkonide gelegen hatte, und untersuchte es.
    Dann trat er an den Tisch. Er sah den Kardec-Schild fast noch vor sich liegen.
    „Suchst du etwas?" erkundigte sich sein Befreier.
    „Nein", sagte Gaddic.
    „Du redest wohl nicht viel. Nun, das kann uns nur recht sein. Also, was hältst du von meinem Vorschlag?"
    Gaddic hockte sich auf die Tischkante und ließ die Beine pendeln. Ihm war ganz leicht, und seine grübelnden Gedanken, die immer die Angewohnheit besessen hatten, in der Zeit vor und zurück zu wandern, verhielten sich still in dieser eigenartigen Gegenwart.
    „Was für eine Art Arbeit ist es denn?"
    „Alles mögliche", lautete die Antwort. „Vielleicht eröffnen wir ein Lokal."
    Gaddic lachte und sprang vom Tisch. Er durchquerte den Raum, nickte dem Springer grüßend zu und verließ das Haus. Die Straße war verlassen. Im Nachtwind wehte eines der halb abgerissenen Weidenburnplakate wie die Fahne eines untergehenden Schiffes.
    Der Händler kam hinter ihm her.
    „Du kannst doch nicht einfach weggehen!" stieß er hervor.
    „Na klar!" sagte Caddic. „Ich kann es."
    „Wohin willst du denn? Was hast du überhaupt vor?"
    Gaddic deutete auf eines der Plakate an der Wand eines gegenüberliegenden Hauses.
    „Wißt ihr, wohin die Hanse-Schiffe fliegen?" las der Springer. „Du willst also an Bord einer Kogge anheuern?"
    „Ich werde mich diesem Weidenburn anschließen", sagte Gaddic. „Einfach so, um herauszufinden, wer oder was das ist."
    „Aber man muß doch etwas tun - irgend etwas Vernünftiges!"
    Gaddic öffnete seine Jacke. Das Gefühl der Leichtigkeit begleitete dhn noch immer, als würde es ihn niemals wieder loslassen. Er knöpfte sein Hemd auf und zog den Mikrogravitator hervor. Mit einer kurzen Bewegung warf er ihn weg. Er fühlte sich wie befreit.
    „Irgend etwas", wiederholte der Springer zaghaft.
    Gaddic dachte zurück, an die Ludenschen Asteroiden, an die unzähligen Restaurants, an Roark-Kher und die anderen. Alles war ihm durch die Finger geglitten, und er hatte es nicht festhalten können.
    Aber er war immer noch Kerk Gaddic.
    Er war immer noch da, dachte und fühlte.
    Der Springer starrte ihm eine Zeitlang nach und ging dann in das Haus zurück, in dem er mit seinen beiden Freunden lebte.
    „Es war nichts von Bedeutung", sagte er auf ihre fragenden Blicke. „Ich bin gerade einem rätselhaften Burschen begegnet. Wir hätten ihn gut brauchen können, aber ich glaube, der hätte selbst bei einer Million Galax nicht angebissen. Dabei besaß er garantiert keinen einzigen Stellar."
    Unter Springern besaß die Meinung von Artgenossen Gewicht. Sie pflegten nicht darüber zu
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