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1085 - Der Symbionten-Träger

Titel: 1085 - Der Symbionten-Träger
Autoren: Unbekannt
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mächtigen stählernen Stelzen ruhenden Schienenbahnen wiederzufinden.
    Nur wenige Menschen hielten sich zu dieser Stunde im Tivoli auf. Männer, Frauen und Kinder in hoch über dem Boden durch den Stromausfall stehengebliebenen Gondeln einer Schwebebahn riefen um Hilfe. Gestalten bewegten sich wie Schatten zwischen den Anlagen. Und jede von ihnen konnte Pleharisch sein.
    Quiupu erkannte die böse Ironie seiner Lage.
    Er hatte eigentlich nur eine Chance, wenn Pleharisch ihm irgendwo im Dunkeln auflauerte.
     
    *
     
    Quiupu mochte etwa eine Viertelstunde lang verzweifelt durch den Park geirrt sein, als er das Summen eines Motors hinter sich hörte. Er drehte sich um und sprang instinktiv zur Seite, gerade noch rechtzeitig, um einem kleinen, offenen Wagen auf vier breiten Gummireifen auszuweichen. Ein einzelner Mann saß hinter der Steuerung und lachte lauthals, als er den Außerirdischen springen sah.
    Pleharisch! durchfuhr es Quiupu.
    Der Wagen wendete und kam erneut auf ihn zu. In diesem Moment war Quiupu fest davon überzeugt, daß Pleharisch versuchte, ihn zu jagen und umzubringen. Dann aber hörte er wieder das Lachen und eine Stimme, die rief: „Heda, Bruder vom Sirius! Steig ein, heute ist alles frei! Der Park gehört uns!"
    Mit quietschenden Bremsen hielt der Wagen neben ihm an. Der Fahrer richtete sich im Sitz auf und schwang mit der rechten Hand eine Flasche. Ein widerwärtiger Geruch schlug Quiupu entgegen. Dieser Terraner war hochgradig berauscht.
    „Na, komm schon, ich lade dich ein!"
    Zögernd trat Quiupu näher.
    „Wie kannst du den Wagen fahren ohne elektrischen Strom?" fragte er.
    Der Fremde lachte, als hätte er nie einen besseren Witz gehört.
    „Du bist wirklich noch nicht lange auf der Erde, wie? Kein Strom, Bruder, aber die Batterie bringt uns noch bis zum Öresund! Na, was ist jetzt? Du willst nicht? Auch gut, dann... He, was soll das?"
    Quiupus Arme stießen vor und zerrten den Betrunkenen aus dem Fahrzeug. Ein leichter Stoß beförderte ihn auf die Stufen einer Schaubude. Quiupu ließ sich in den Schalensitz fallen und fand zu seiner Erleichterung nur drei Knöpfe auf der schmalen Kontrollleiste. Er sah, wie der Berauschte sich aufrichtete und herantorkelte. Schnell drückte er den Knopf in der Mitte. Der Wagen machte einen Satz nach vorne.
    „Tut mir leid, Freund!" rief der Viren-Forscher über die Schulter zurück. „Ich brauche ihn dringender als du!"
    „Aber das kannst du nicht machen! Warte auf mich, warte doch!"
    Quiupu hörte ihn nicht mehr. Ein Versuch mit dem linken Knopf ließ den Wagen eine enge Linkskurve fahren, ein Druck auf den rechten brachte ihn wieder auf Geradeauskurs. Quiupu begriff das einfache Prinzip schnell, wendete und fuhr weiter auf das Zentrum des Tivoli zu. Sobald er eine Menschengruppe oder einen vereinzelten Besucher vor sich sah, drosselte er das Tempo, indem er am Mittelknopf drehte, und sah sich die Menschen genau an. Einige drehten sich zu ihm um und winkten. Andere versuchten, ihm den Wagen zu rauben. Doch Pleharisch blieb wie vom Erdboden verschwunden.
    Mit jeder Minute schwand die Hoffnung weiter. Quiupu stellte fest, daß er die beiden Scheinwerfer drehen konnte, und leuchtete in jeden dunklen Winkel hinein. Er hatte keinerlei Orientierung mehr. Doch nach weiteren quälenden Minuten, als er eine Gestalt zwischen zwei Säulen eines merkwürdig geformten Bauwerks ausmachte und den linken Scheinwerfer auf sie richtete, wurde das fast nicht mehr für möglich Gehaltene wahr.
    Für eine Sekunde nur sah er Pleharischs entsetztes Gesicht. Der Besessene riß sich die Arme vor die Augen und floh aus dem Lichtkegel. Er rannte auf freies Gelände hinaus und geradewegs auf eine der riesigen Rad-Gondel-Konstruktionen zu.
    Quiupu setzte ihm nach, holte ihn schnell ein und stoppte den Wagen wenige Meter vor ihm. Pleharisch blieb für einen Augenblick stehen und sah sich gehetzt um. Er wirkte nun wie von Sinnen. Quiupu drängte sich unwillkürlich die Frage auf, ob er nur vor ihm Angst hatte - eine solche Angst, daß er wie gelähmt dastand und erst wieder zur Flucht ansetzte, als es zu spät für ihn war.
    Quiupu war aus dem Wagen gesprungen und bekam den Gegner an einem Arm zu fassen. Er wußte, daß Pleharisch keine Chance erhalten durfte, seine körperliche Überlegenheit auszuspielen. Er nützte die Schrecksekunde aus und streckte den Supervirus-Träger mit einem Faustschlag gegen die Schläfe nieder. Pleharischs Beine knickten ein. Schwer fiel er Quiupu vor
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